Das Grauen im Paradies: Die John McAfee Story, Teil 4

24. November 2012

KObjektommen wir nun zu den eher bizarren Hintergründen der McAfee-Geschichte, denn wie oft im Leben wird die Sache erst richtig interessant, wenn man ein wenig tiefer blickt. Wir werden John McAfee als schillernden Abenteurer kennenlernen, als Weiberheld und als derben Scherzbold, der sich einen Spaß daraus macht, regelmäßige Falschinformationen über sein Leben auszustreuen. Es ist schwer, John McAfee richtig einzuschätzen. Aber andererseits ist genau das ja auch ein wichtiger Teil seiner Strategie.

Ein gutes Beispiel für McAfees Einstellung gegenüber Leuten, die ihn durchleuchten wollen, ist vielleicht die folgende Geschichte.

WIRED-Reporter Josh David erhielt eines Nachts einen Anruf von John, der offensichtlich in schwer erschüttertem seelischem Gleichgewicht ihm mit zitternder Stimme berichtete, er sei die ganze Nacht über von mehreren Leuten umstellt gewesen, die ihm offensichtlich nach dem Leben trachteten. Zwar sei ihm diesmal nichts passiert, aber er habe extrem beängstigende Stunden verbracht, in denen er sich kaum gewagt habe, von der Stelle zu rühren. Die Geschichte klingt wirr und bizarr, aber McAfee scheint schwer verängstigt. 

Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen

Am 22. 11., etwa eine Woche nachdem die WIRED-Geschichte veröffentlicht wurde, schreibt McAfee auf seinem Blog, dass er die Episode jener Nacht frei erfunden habe, um sich an Reporter Josh David zu rächen und ihn mit Desinformation abzufüllen. Grund dafür sei gewesen, dass er letztlich gemerkt habe, dass David ihn mit seiner Geschichte nur habe ausnutzen wollen. Anstatt McAfees wahres Anliegen zu verfolgen, nämlich die Anprangerung der sozialen Missstände in Belize, habe David nur wieder eine der üblichen Personality-Stories über ihn verfassen wollen, um die dann für sich selbst als Sprungbrett zu benutzen. Diese Erkenntnis sei plötzlich über ihn gekommen, als David ihm mitteilte, dass er ab jetzt jede Unterhaltung mit ihm aufzeichnen werde.

"Mein Radar schlug sofort Alarm, aber was soll's, er war schon hier. Es gab zwei mögliche Outcomes: 

1.  Er macht einen guten Job als Reporter und berichtet über die grassierende Korruption hier und ich kann mich dabei entspannen. Oder:

2.  Das ist nur eine weitere Personality-Story, und ich muss ihn dazu benutzen, um die Geschichte selbst zu erzählen. 

Sollte sich herausstellen, dass es Option zwei sein würde, dann war ich im Vorteil. Ich war älter und ein wenig mehr erfahren als er. Außerdem verfügte ich über eine Menge freier Zeit. 

Die freie Zeit erlaubte mir, mit dem Schreiben der Geschichte schon anzufangen, bevor er überhaupt seine Nachforschungen begann."

Es scheint typisch für McAfees Humor, dass er im Kontext desselben Blog-Eintrags das folgende Bild veröffentlicht, das ihn mit dem WIRED-Reporter zeigt:

 Sackheber

McAfee hat eine jahrelange Beziehung der Hass-Liebe zur Presse. Einerseits scheint er sie zu brauchen, um seine immer neuen Geschäfts-Ideen zu promoten, wie etwa sein (mittlerweile nicht mehr existentes) Projekt Aerotrekking

Andererseits scheinen ihn Reporter wie Jeff Wise wie mit ihren Personality-Geschichten ihn nachhaltig gekränkt zu haben, indem sie ihn als "unsichtbaren Psychopathen" und zwanghaften Lügner beschrieben, der vor allem Sex und Selbstdarstellung und die Manipulation seiner Mitmenschen im Kopf hat. 

Psychopath

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