Zwanghaft vernetzt: Droht uns die künstliche Dauerbestrahlung?

zwanghaftÜber unseren Köpfen wird ein Schwarm neuartiger 5G-Satelliten in Stellung gebracht; am Boden kursieren Gesetzesentwürfe, sämtliche Mehrfamilien- und Mietswohnungen mit fernablesbaren Funkzählern zu versehen. Eine solche Zwangsbestrahlung ist riskant.

„Himmlisches“ Internet dank 5G-Satelliten?

Flugzeuge können es nicht gewesen sein, die Mitte April 2020 gleichmäßig bewegte Lichtpunkte am nächtlichen Sternenhimmel erzeugten und viele Beobachter förmlich elektrisierten.1 Denn es war zum Zeitpunkt der Sichtungen wegen der Pandemie laut der Webseite FlightRadar24.com lediglich ein einziges Flugzeug über Deutschland unterwegs. Die Pforzheimer Zeitung schloss daraus, dass es sich bei den Lichtern „offensichtlich“ um Satelliten der amerikanischen Firma SpaceX von Elon Musk gehandelt haben müsse. Die Wahrheit sieht aber wohl anders aus: Britische Satelliten der Firma OneWeb dürften es gewesen sein. Solche wurden nämlich vor Kurzem mittels einer russischen Sojus-Trägerrakete in den Orbit geschickt.2 Beide Firmen, die amerikanische und die britische, arbeiten intensiv daran, dass bald schon lückenloses, rasantes Internet durch den Einsatz Tausender Kleinsatelliten jeden Quadratmeter der Erde erreichen kann. Ein titanisches und keineswegs unumstrittenes Vorhaben.

Die erste Firma, die dieses Mammutprojekt startete, war tatsächlich Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX: Im Mai 2019 hatte sie die ersten 60 Prototypen des SpaceX-Programms hochgeschossen, und im November waren 60 weitere gefolgt.3 Etliche Sichtungsberichte waren nach dem Start der zweiten fünf Dutzend SpaceX-Satelliten bei der Meldestelle für Ufos eingegangen – auch bei der Polizei. Rasch war schon damals Aufklärung möglich: Bei den unbekannten Flugkörpern handelte es sich „nur“ um neue Satelliten des sogenannten Starlink-Programms, mit dem SpaceX ein weltumspannendes Netzwerk zur Internetversorgung aufbauen möchte. Was die Polizei als „wohl harmlos“ einstufte, betrachten andere Informierte allerdings mit unguten Gefühlen.

Und das umso mehr, als sich obendrein noch andere Firmen im Orbit zu tummeln beginnen. Die britische Firma OneWeb hatte zunächst 40 Satelliten hochgeschickt, dann folgten 34 im Frühjahr 2020 – macht zusammen 74 neben den 120 aus den USA, zu denen inzwischen weitere hinzukamen. Doch diese paar hundert kleinen Dinger sind nur Peanuts im Vergleich zu dem, was folgen soll. Zunächst einmal gilt es zu realisieren, dass noch rund ein Dutzend weitere Firmen am Start sind – wie Boeing, Amazon („Project Kuiper“) oder Iridium. Sie alle wollen künftig im Interesse eines wirklich weltabdeckenden Netzes rund um den Globus breitbandigen Mobilfunk von ganz oben senden. Und sie sind dann dank neuartiger Massenfertigung zu Tausenden unterwegs – allein SpaceX möchte auf mindestens 12.000 Internet-Satelliten kommen.4

Damit sollen dann überall auf dem Planeten Erde beispielsweise selbst lenkende Autos gesteuert werden können, Videostreaming möglich sein und so weiter – eine technische Innovation, die sich bald bezahlt machen dürfte. Der „Überwachungskapitalismus“ (Shoshana Zuboff)5 gewinnt derzeit also eine neue Dimension – im Orbit! Dabei sorgen all diese neuen, kleinen Himmelsmaschinen keineswegs nur für Applaus, sondern auch für Besorgnis: Sie stehen exemplarisch für die Ambivalenz des Fortschritts.6

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 89 lesen. Die Ausgabe können Sie hier erwerben.

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise