Zensur durch Google & Co.? Manipulierte Suchalgorithmen, das Trust Project und andere Grauzonen

SEO Google ZensurDas Internet galt stets als Raum der absoluten Meinungsfreiheit, in dem Informationen aller Art für jedermann verfügbar sind. Wer etwas wissen will oder eine Person sucht, googelt danach – oder nutzt eventuell eine andere größere Suchmaschine wie Bing. Wir vertrauen darauf, dass die Algorithmen unabhängig arbeiten und uns objektive Ergebnisse liefern, mit den relevantesten Treffern ganz vorne. Seit dem Google-Update im Juni wird jedoch nicht mehr nur nach Relevanz sortiert, sondern „unbequeme“ Ergebnisse, etwa Naturheilkunde oder kritische Newsmeldungen, einfach aus dem Ranking gefiltert.

Laut den Ergebnissen einer Studie1 aus dem Jahr 2015 von Robert Epstein und Ronald E. Robertson von der Princeton University in New Jersey hat das Ranking der Suchmaschinen deutliche Auswirkungen auf das Verhalten der Nutzer. Die Ergebnisse beeinflussen Kaufentscheidungen, Wahlverhalten und unsere Überzeugungen, da die Nutzer weiter vorne gereihten Websites tendenziell mehr Glauben schenken und diese auch öfter anklicken. Ähnliches gilt für Nachrichtenmeldungen im Newsfeed diverser Social-Media-Plattformen. Informationen von Seiten, die weit oben zwischen Statusmeldungen von Freunden auftauchen, werden eher geöffnet.

Das Ranking durch die Suchmaschinen beruht neben Relevanz auch auf früheren Suchen sowie der Beliebtheit einer Plattform oder Website bei den Nutzern. In unregelmäßigen Abständen erfolgt ein Update der Suchalgorithmen, um die Ergebnisse noch besser an die Anfragen des jeweiligen Nutzers anpassen zu können. Mit dem Google-Update vom 3. Juni 2019 wurde eine weitreichende Änderung im zentralen Algorithmus vorgenommen. Die Änderung scheint vor allem die Bereiche Gesundheit und News zu betreffen und führt zu völlig anderen Suchergebnissen als davor. Das ist nicht unbedingt neu – allerdings klagen gerade im Bereich Naturheilkunde größere Websites über radikale Einbrüche bei der organischen Suche.

Bisher waren die Resultate einer Suche nach einem gesundheitsbezogenen Stichwort meist eine Mischung aus schulmedizinischen Seiten, alternativen Heilmethoden und Naturheilkunde. Seit dem letzten Update werden jedoch Websites und Portale, die über alternative Heilverfahren informieren oder Impfkritik äußern, kaum mehr in den Suchergebnissen gelistet. Das bedeutet für viele dieser Websites einen Einbruch ihres Traffics um bis zu 99 Prozent. Die Internetplattform Mercola.com berichtete beispielsweise, dass ihre Seiten seit dem Juni-Update von Google praktisch aus den Suchergebnissen verschwunden seien.2,3 Bis dahin waren die Beiträge bei Anfragen zu diversen Gesundheitsthemen üblicherweise unter den Top Ten gelandet.

Google hat jedoch nicht nur seine Suchalgorithmen manipuliert, um unerwünschte oder kritische Beiträge zu Naturheilkunde zu zensieren. Auch bei den Vorschlägen zur Vervollständigung der Suchanfrage wurde allem Anschein nach massiv eingegriffen. Darauf deuten zumindest die Recherchen von Sayer Ji, Gründer und Betreiber der Website GreenMedinfo.com. Er demonstriert, dass die Auto-Vervollständigen-Funktion von Google im englischsprachigen Bereich zu Begriffen wie „Nahrungsergänzungen“ oder „Impfungen“ zum Großteil negative Ergänzungen liefert – ganz im Gegensatz zum Suchvolumen laut Google Trends.4

Laut Google basieren diese Vorschläge auf häufig durchgeführten Anfragen, doch bei Gesundheitsthemen wurde offenbar zugunsten der Pharmaindustrie in die Auto-Vervollständigen-Funktion eingegriffen und Kombinationen künstlich nach vorne gereiht. Immerhin: Das Phänomen scheint sich (vorerst) auf die USA zu beschränken, in der deutschen Version konnten wir bei denselben Schlüsselbegriffen keine Auffälligkeiten entdecken.

Google Impfungen sind

Screenshot vom 11.07.2019 – Guten Appetit!

Bei den Newsmeldungen zieht sich die Zensur unbequemer, kritischer Stimmen mittlerweile quer durch alle größeren Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen. Die Nachrichtenalgorithmen von Google, Facebook oder Microsoft wurden mit sogenannten „Vertrauensindikatoren“ des Trust Project hinterlegt, die Fakemeldungen von echten Nachrichten trennen sollen. Das Trust Project verfolgt offiziell das Ziel, das Vertrauen der Konsumenten in die großen Medienhäuser und den Journalismus wiederherzustellen.

Ein Blick auf die Hintermänner und Finanzierung des Trust Project – große IT-Konzerne wie Google, US-regierungsnahe Tech-Tycoone wie Pierre Omidyar oder die Knight Foundation, Träger des Vorgängerprojekts Newsguard – lässt jedoch vermuten, dass die Interessen etwas anders gelagert sind. Zumal zwar die Definition der Vertrauensindikatoren auf der Homepage des Trust Project nachzulesen ist, nicht jedoch, wie diese von den Nachrichtenalgorithmen umgesetzt werden – obwohl acht davon seit längerem aktiv sind.

Welche Kriterien das sind (Best Practices, Expertise des Autors, Art des Beitrags, Quellenverweise und Zitate, Methodik, Lokalbezug, unterschiedliche Standpunkte und Möglichkeit, sich einzubringen) lässt allerdings erahnen, was damit erreicht werden soll: die Mainstreammedien zu pushen und kleinere, unabhängige Nachrichtenplattformen zu verdrängen und somit zum Schweigen zu bringen – eine unauffällige, elegante Form moderner Zensur.5

Was tun?

Wir arbeiten zwar weiter mit Ockhams Rasiermesser und gehen vom allumfassenden SNAFU-Prinzip aus, wollen aber trotzdem nicht abwarten, bis Google, Facebook & Co. uns völlig aus-x-en. Daher sind wir zusätzlich zu unseren Auftritten bei den Quasi-Monopolisten vorsorglich auf unzensierbare Plattformen wie GabMinds und Telegram umgezogen. Folgen Sie uns doch da – und steuern Sie unsere Seite lieber direkt an, als sich auf die Suchergebnisse des Giganten zu verlassen.

Übrigens: Bei DuckDuckGo ranken wir bei kontroversen Begriffen und Themen immer noch um einiges weiter oben als bei Google.

Endnoten

1 Epstein, R. und Robertson, R. E.: „The search engine manipulation effect (SEME) and its possible impact on the outcomes of elections“ in PNAS; https://www.pnas.org/content/112/33/E4512

2 Ji, S.: „BREAKING: Google Just Scrubbed Natural Health Websites From Its Search Results; Whistleblower Explains How and Why“ auf GreenMedinfo.com, 26.06.19; https://bit.ly/2xqcvfj

3 Mercola, J.: „Google buries Mercola in their latest search engine update, Part 1 of 2“ auf Mercola.com, 24.06.19; https://bit.ly/31XPuPc

4 Ji, S.: „INVESTIGATION: Google Manipulates Search Suggestions To Promote Pharma, Discredit Natural Health“ auf GreenMedinfo.com, 26.06.19; https://bit.ly/30skyEV

5 Webb, W.: „The Trust Project: Big Media and Silicon Valley’s Weaponized Algorithms Silence Dissent“ auf MintPressNews.com, 07.06.19; https://bit.ly/2KF7tDJ

Kommentare

13. Juli 2019, 18:10 Uhr, permalink

UdoErich

Hallo ihr lieben,

es gibt zu Google, auch andere Alternativen wie, Ecosia um seinen Browser sicherer zu machen, kann man, Cliqz Browser verwänden der ist noch Anonymer als Firefox. Dann gibt es noch die Suchmaschine Start Page, Qant, Ixquick oder YaCy.

13. Juli 2019, 18:12 Uhr, permalink

UdoErich

Es gibt auch noch eine andere Plattform zu Facebook, dies wäre www.lovestorm-people.com/social-media-community/Anja_Heussmann

dies wäre vorläufig alles.

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