WLAN: Ein unkontrolliertes Experiment

Jahrzehnte wissenschaftlicher Forschung über die schädlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder legen nahe, einen vorsichtigeren Umgang mit mobilen Kommunikationstechnologien zu pflegen. Das gilt besonders für Kinder und Heranwachsende, da die gefährliche Strahlung tief ins Hirn eindringen kann.

Die jahrzehntelange wissenschaftliche Erforschung des Gefahrenpotenzials elektromagnetischer Felder zeigt, dass wir Kommunikationstechnologien wie Mobilfunk und WLAN umsichtiger verwenden müssen. Gerade bei Kindern ist Vorsicht geboten, denn die schädliche Strahlung kann tief in ihr Gehirn eindringen.

Das 21. Jahrhundert ist durch die stark beschleunigte Entwicklung der drahtlosen Kommunikation gekennzeichnet. Zur elektromagnetischen Verschmutzung der Atmosphäre tragen nicht nur Radio- und Fernsehsignale bei, sondern auch Satellitenübertragungen und in neuerer Zeit die Wi-Fi-Netzwerke (WLAN). In den Vereinigten Staaten waren im Jahr 2010 bei etwas über 300 Millionen Einwohnern bereits 285 Millionen Mobiltelefone registriert. Schätzungen zufolge nutzen von den ca. sieben Milliarden Menschen auf unserem Planeten derzeit mehr als fünf Milliarden Mobiltelefone.

Vor zwei Jahren stufte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) die im Mobilfunk verwendeten elektromagnetischen Felder als möglicherweise krebserregend ein. Dieser Artikel diskutiert die Gesundheitsgefahren elektromagnetischer Strahlung ebenso wie die fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und behördlichen Maßnahmen, die nötig sind, um das Leben auf unserem Planeten besser zu schützen.

Das Problem: Ionisierende vs. nicht-ionisierende Strahlung

Die heutige Wissenschaft legt ihr Augenmerk verstärkt auf zwei physikalische Einflussfaktoren: ionisierende und nicht-ionisierende Strahlung. Hierbei sollen gemeinsame Wirkungsmechanismen gefunden und der Nutzen für die Bevölkerung ebenso wie die Gesundheitsgefahren erforscht werden. Beiden Phänomenen gemein ist das Wort „Strahlung“. Aus der Sicht des Physikers handelt es sich dabei um zwei verschiedene Erscheinungen, die separat beschrieben werden. Dabei wird jedoch völlig vernachlässigt, dass der jeweils andere Faktor gleichzeitig vorhanden ist, dass die beiden Strahlungsarten also gemeinsam vorkommen und wirken.

Nach gängiger Auffassung ruft ionisierende Strahlung Gesundheitsschäden hervor, die durch energetische Wirkung und die dadurch resultierende Ionisation des Körpergewebes entstehen. Die Schäden treten bei Überschreitung bestimmter Grenzwerte auf und können bereits kurze Zeit nach der Bestrahlung sichtbar werden, normalerweise innerhalb einiger Stunden oder Tage. Nach jahrzehntelanger Forschung kennt die Wissenschaft heute eine Vielzahl potenziell gefährlicher Auswirkungen ionisierender Strahlung. Die Forschungsergebnisse bestätigten sich bei der Auswertung der Gesundheitsschäden, an denen die Reaktorbelegschaft und die Bevölkerung nach dem Tschernobyl-Unfall vor einem Vierteljahrhundert litten (Grigoriev, 2012a, 2012b; Sage, 2012).

Was wissen wir aber über nicht-ionisierende Strahlung? Im Grunde gar nichts. Nicht einmal das Verhalten einfacher, in der Natur vorkommender magnetischer, elektrischer und elektromagnetischer Felder (EMF) verstehen wir komplett, obwohl auch hier Forschung betrieben wird. Die Erde ist einer großen Zahl elektromagnetischer Strahlungsquellen aus dem Weltall ausgesetzt. Die bislang ausgereifteste Analyse der Evolution unserer Biosphäre aus dem Blickwinkel der Weltall-Erde-Beziehungen wurde vor langer Zeit von Chizevskii angefertigt. Vor über 45 Jahren verfasste der hervorragende sowjetische Bioelektromagnetismus-Forscher Yuri Kholodov das Buch „Man in the Magnetic Web“. Lange bevor der Mobilfunk aufkam, wies Kholodov bereits darauf hin, dass unsere Biosphäre in einen Ozean elektromagnetischer Wellen getaucht ist.

Das ist aber noch nicht das ganze Problem. Der raschen Entwicklung der Nachrichtenübermittlung durch Satelliten folgte die Einführung der Mobiltelefone und in jüngerer Zeit der WLAN-Technologie. Hierdurch haben sich die elektromagnetischen Umweltbedingungen drastisch verändert. Die gesamte Biosphäre – jeder auf der Erde lebende Organismus – ist kontinuierlich dem Einfluss elektromagnetischer Felder ausgesetzt, deren Quellen wir nicht bemerken, und deren Amplituden und Frequenzen wir nicht kennen. Zumeist beachten wir das komplexe Strahlennetzwerk gar nicht, das – neben Satelliten und Mobiltelefonen – auch von Radio- und Fernsehsendern, WLAN-Basisstationen und sonstigen drahtlosen Kommunikationsmitteln erzeugt wird.

Wo wir gerade bei den Gefahren der Wi-Fi-Technologie sind, sollten wir darauf hinweisen, dass hierzu nicht nur WLAN-fähige Mobiltelefone gehören, sondern – viel wichtiger – alle Sender und Verteiler von WLAN-Signalen, hauptsächlich Antennen, Funk-Router, und Basisstationen. An vielen öffentlichen Orten werden WLAN-Zugänge errichtet, damit wir mobil im Internet arbeiten können. Das mag verständlich klingen. Warum muss aber auch in U-Bahn-Tunneln die Versorgung sichergestellt werden? Das erfordert offensichtlich Richtstrahlung mit hoher Sendeleistung, der alle Fahrgäste ausgesetzt sind, nur damit die Nutzer von Smartphones und sonstigen WLAN-Spielzeugen bequem im Netz surfen können.

Was genau ist WLAN? Es handelt sich um eine beliebte und verbreitete Technologie, mit der elektronische Geräte drahtlos (durch Funkwellen) Daten über ein Computernetzwerk austauschen können. Dazu gehört auch Highspeed-Internet. WLAN-fähige Geräte verbinden sich mit einer Netzwerk-Ressource (z. B. dem Internet) über eine Basisstation, also einen drahtlosen Netzwerk-Zugriffspunkt. Eine solche Basisstation hat innerhalb von Gebäuden eine Reichweite von ca. 20 Metern, außerhalb ist die Reichweite deutlich größer.

wlanwellen

Die Grafik von Nickolay Lamm zeigt, wie WLAN-Funkwellen dem menschlichen Auge erscheinen würden, wenn wir sie sehen könnten. Quelle: http://tinyurl.com/mwd9vu7

Elektromagnetische Felder in der Biosphäre

Die Wirkung nicht-ionisierender Strahlung kann – im Gegensatz zu ionisierender – so gut wie nie direkt bei der Bestrahlung (oder kurz danach) beobachtet werden. Selbst wenn wir „thermische“ Einflüsse betrachten und die spezifische Absorptionsrate (SAR) hinzuziehen, ist nachweislich immer eine gewisse Zeitspanne nötig, bis eine Wirkung eintritt (vgl. Markov, 2006).

Durch unsere langjährige Erfahrung in der Strahlenbiologie und der Bioelektromagnetismus-Forschung können wir bestätigen, dass die biologischen Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Körper keine thermischen sind. EMF müssen vielmehr aus niedrigenergetischen Gesichtspunkten betrachtet werden. Hier sind Proteinfaltungsänderungen (Konformationsänderungen) in Zellstrukturen und Einflüsse auf die biochemische Signal-Transduktions-Kaskade ebenso zu beachten wie die Ausprägung der EMF auf der Ebene wichtiger Biomoleküle. Die Auswirkungen haben vermutlich eher informatorischen Charakter, deshalb dauert es eine gewisse Zeit, bis weitere biochemische und physiologische Veränderungen anlaufen und wahrnehmbar werden (vgl. Markov, 2012).

In den späten 1970er und den 1980er Jahren kamen Diskussionen über zwei Probleme der öffentlichen Gesundheit auf: Einerseits die potenzielle Gefahr, die von niederfrequenten EMF ausgeht (z. B. aus Stromleitungen), andererseits die mobile Kommunikation, die hochfrequente EMF nutzt und eine ernste Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung darstellt. Ein Autor wies darauf hin, dass die heutige Menschheit Teil eines globalen Experiments ist, das von der Industrie ohne jede Regulierung, Vorschrift und Kontrolle durchgeführt wird (vgl. Grigoriev, 2012b).

In den letzten beiden Jahrzehnten entwickelte sich die drahtlose Kommunikation zur am schnellsten wachsenden Technologie. Sie hat sich über die gesamte Erde verbreitet. Etwa fünf Milliarden Mobiltelefone sind registriert, in Industrieländern ebenso wie in Entwicklungsländern. Dabei sind nicht nur die Benutzer der Funktechnologie der exponentiell wachsenden Belastung durch Hochfrequenzstrahlung ausgesetzt, sondern sämtliche Bewohner des Planeten.

Kommentare

06. Januar 2014, 11:44 Uhr, permalink

Fritz Weber

Sie schreiben: "Seit über einem halben Jahrhundert arbeitet eine Gruppe [...] mit dem Begriff 'SAR'."
Haben Sie nähere, verbindliche Informationen darüber, wann konkret (und von wem) die SAR-Methode entwickelt wurde? Ich bin leider bisher nicht fündig geworden. Ihre Erwähnung ist für mich der erste Hinweis. Woher stammt er?

14. März 2014, 10:54 Uhr, permalink

Micaele Demandgovic

Hallo ich bin auch ein unkontrollierbares Experiment.

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