Wir sind die Guten: Ansichten eines Putinverstehers

die gutenMathias Bröckers, Paul Schreyer
Westend Verlag GmbH
207 Seiten
ISBN: 978-3-86489-080-2
€ 16,99

Nach all den Krisen, die dem Nahen und Mittleren Osten in den letzten Jahren beschert wurden, wartete die Ukraine-Krise mit etwas Neuem auf: Sie schien nicht nur das junge Land selbst zu spalten, sondern seltsamerweise auch uns Deutsche. Irgendwie hatte das Volk plötzlich beschlossen, die transatlantische Wahrheit, die ihm über einschlägige Leitmedien verkauft wurde, nicht mehr zu glauben, und machte seinem Unmut lautstark Luft.

Als NEXUS-Leser zähle ich Sie mal zu den informierteren Bürgern, und so wird Ihnen die Geschichte, die sich da mitten in Europa entfaltete, von Anfang an genauso wenig koscher gewesen sein wie mir. Zu viel hatte man schon vom „Great Game“ gelesen, den geopolitischen „Herzland“-Strategien, Rohstoffkriegen, Pipelines und Farbrevolutionen, als dass man sich noch vergackeiern lassen konnte. Wer genauer hinsah und mit den Strategien des westlichen Imperiums vertraut war, konnte das ewiggleiche Schema entdecken: Rohstoff- und Wirtschaftsinteressen – unliebsamer, nicht westlich orientierter Herrscher – „Demokratiebewegung“ – Chaos.

Die westliche Elite und ihre Medienhunde hatten diesmal wirklich ihre liebe Müh, dem deutschen Michel die „offizielle“ Sicht der Dinge als unstrittige Wahrheit zu verkaufen – dabei hatte es doch im Fall von Syrien und Libyen noch einigermaßen funktioniert. Die Parteinahme war dieses Mal aber auch allzu offensichtlich: Unbekannte Schüsse auf dem Maidan kurz nach einer Einigung zu Neuwahlen, die noch immer nicht zugeordnet sind, wurden der Janukowitsch-Regierung in die Schuhe geschoben; ein offensichtlicher Rechtsruck im Staat soll keiner gewesen sein; für einen Absturz der Passagiermaschine MH-17 wurden ohne Untersuchungsergebnis die „prorussischen Separatisten“ verantwortlich gemacht … und überhaupt: Putin war der Stänkerer, Punkt.

Bröckers und Schreyer sind zwei Journalisten, die die Methoden der transatlantischen Elite und ihrer Handlanger schon seit Längerem auf dem Kieker haben und sich genau deswegen als „Putinversteher“ outen. Und sie arbeiten so, wie man es von guten Journalisten erwartet: neutral, sachlich und mit entsprechenden Quellenbelegen. Wer also ein paar rationale Argumente im Hinblick auf die Ukraine-Krise braucht und diese im historischen Kontext besser verstehen will, wird in diesem Büchlein fündig; zudem frischt es das Gedächtnis auf, was die imperialen Strategien unseres Großen Transatlantischen Bruders betrifft.

Eine kleine Ironie der Geschichte und ein Zeichen für die oben erwähnte Spaltung zwischen Volk und Massenmedien ist, dass auf dem Buch ein Aufkleber prangt, auf dem steht: „SPIEGELBestseller“. Hihi.

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise

NEXUS Suche

Weitere Artikel dieser Ausgabe

NEXUS Magazin Artikel Feed

Alle Artikel-Veröffentlichungen auf nexus-magazin.de

 RSS-Feed abonnieren