Die Aussagen der Überlebenden zeigen auch, dass sie für die verschiedensten Dinge eingesetzt wurden: für die Erstellung von Kinderpornografie, für den Erwachsenen- und Kinderhandel, den illegalen Organhandel, den Waffenhandel, Drogenschmuggel, Kinderprostitution, das Weiterleiten politischer und militärischer Geheimnisse, Sexsklaverei usw. Das Ziel dieser zum Teil satanistischen Gruppen ist es, jeden Bereich des öffentlichen Lebens zu unterwandern: das Bankwesen, die Medien, die Musikindustrie, die Pharmaindustrie, das Bildungswesen, die Religion, die Politik, das Militär, die Geheimgesellschaften … In jedem Bereich wollen sie ihre loyalen Sklaven haben, die dabei helfen, ihren Einfluss in der Gesellschaft sukzessive auszubauen. Das dient unter anderem dazu, die Täternetzwerke zu schützen. Die Aussagen von „50 Voices of Ritual Abuse“ sprechen diesbezüglich Bände.
Vieles davon hört sich für die meisten Menschen geradezu unvorstellbar an. Wie passen diese Ergebnisse denn zu den Erkenntnissen von Therapeuten und anderen Forschern auf dem Gebiet?
Die Aussagen der Überlebenden von „50 Voices of Ritual Abuse“ decken sich eindeutig mit den Beobachtungen von Fachleuten und den Beschreibungen in der therapeutischen Fachliteratur. Dies gilt für die genannten Täterkreise, die erlebten Missbrauchs- und Gewalterfahrungen, die hochkomplexen Methoden der Bewusstseinsspaltung, Konditionierung und Manipulation der Opfer – und die konkreten Rituale, die erschreckenderweise auch Opferungen und Kannibalismus einschließen. Leider lernen jedoch die allermeisten Therapeuten während ihres Studiums nichts zu all dem. Viele werden aber im Laufe der Jahre während ihrer therapeutischen Tätigkeit mit ritueller Gewalt konfrontiert, eben weil es Patienten gibt, die solche Erfahrungen gemacht haben und die sich nun bei ihnen in Behandlung begeben. Zu Beginn ist häufig noch nicht klar, was hinter den Symptomen – beispielsweise einer Depression – steckt. Während der Therapie kann es passieren, dass die Erinnerungen von sich aus an die Oberfläche treten – oft bruchstückhaft und in Form von Flashbacks. Doch auch ein anderes Szenario ergibt sich aus den Aussagen der Überlebenden: Die bruchstückhaften Erinnerungen an rituelle Gewalt traten bereits vor dem Aufsuchen eines Therapeuten auf. In diesen Fällen ist es also erst recht ausgeschlossen, dass dies den Patienten als „False Memories“ von ihren Therapeuten eingeredet wurde.
Das sind Grausamkeiten, mit denen viele Menschen verständlicherweise nicht gerne konfrontiert werden möchten. Warum ist es aus Ihrer Sicht dennoch wichtig, dass die Gesellschaft davon erfährt und dies ernst nimmt?
Die Täterkreise streben Macht in unserer Gesellschaft an und besitzen sie bereits. Daher liegt die Aufdeckung dieser Verbrechen im Interesse aller Menschen. Aus diesem Grund sind wir als ganze Gesellschaft von organisierter ritueller Gewalt betroffen, selbst diejenigen, die keine direkte körperliche Gewalt oder Missbrauch erlebt haben.
Die Erfahrungen der Betroffenen liegen teils schon Jahrzehnte zurück, doch das ist nicht immer so. Manche Überlebende konnten dem Kult erst vor kurzer Zeit entfliehen, bei anderen gibt es möglicherweise immer noch Zugriffe seitens der Täter. Das bedeutet: Genau in diesem Moment befinden sich noch unzählige Opfer in der Gewalt dieses globalen Netzwerks, darunter sehr viele Kinder. Wir müssen versuchen, diesen Menschen zu helfen und dürfen sie nicht im Stich lassen. Das ist eine Verantwortung, die wir als Gesellschaft tragen, nachdem wir durch mutige Überlebende von diesen Abgründen erfahren haben.
Deshalb ist es wichtig, sich klarzumachen, was mit den Opfern passiert, wenn wir all dies einfach ignorieren. Menschen werden durch spezielle Formen der Gewalt bis in ihr Innerstes gebrochen. Sie geraten so in eine totale Abhängigkeit zu den Kriminellen – und das ist von den Tätern auch so gewollt. Diese wiederum fungieren dann als ihre Sklavenhändler. Ja, diese Bezeichnung ist bewusst gewählt, denn es gibt offensichtliche Parallelen: Sklaven sind dazu da, um zu dienen und ohne Wenn und Aber zu gehorchen. Sie müssen die Befehle ihrer Händler befolgen, ohne irgendeine Emotion zu zeigen und vor allem, ohne einen eigenen Willen zu haben. Je länger dieser Zustand andauert, desto schwieriger ist es verständlicherweise für ein Opfer, freizukommen und eines Tages Heilung zu finden. Für uns als Gesellschaft besteht also dringender Handlungsbedarf. Wir müssen den Betroffenen nicht nur emphatisch zuhören, sondern wir sollten deren Aussagen zum Anlass nehmen, aufzustehen und zu handeln. Das ist eine moralische Verpflichtung von uns allen.
Aussage von Chantal Frei im Rahmen des Projekts 50 Voices auf YouTube.
Das hört sich in der Tat dramatisch an, und viele Menschen möchten sicher auch aktiv werden. Doch so einfach ist das ja nicht. Nicht jeder kann ein solches Projekt auf die Beine stellen. Was kann ein Einzelner überhaupt tun?
Glücklicherweise gibt es einiges, was man tun kann, auch wenn so mancher sich sicher überwältigt und hilflos fühlt angesichts des gewaltigen Ausmaßes dieser Gewalt. Zunächst einmal muss man sich klarmachen, in welchen Bereichen unserer Gesellschaft dringender Handlungsbedarf besteht. Dies betrifft zum Beispiel das Therapieangebot für Überlebende von ORG. Es muss erheblich verbessert werden, da viele Betroffene gar nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Es bedarf also gezielter Schulungen von Traumatherapeuten in den Bereichen rituelle Gewalt und dissoziative Identitätsstörung sowie im Erkennen und Auflösen destruktiver Mind-Control-Programme. Ebenso werden Schutz- und Ausstiegsangebote für Betroffene benötigt. Ich meine damit Safe Houses mit angeschlossener therapeutischer Betreuung. Es wäre zudem äußerst wichtig, Institutionen der Strafverfolgung – also Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter – in dem Thema zu schulen. Das gilt auch für Hilfs- und Betreuungseinrichtungen. Und schließlich brauchen wir endlich eine objektive Berichterstattung und Aufklärung statt subjektiver Meinungsmache in den Medien.
Jeder kann dazu beitragen, dass diese Ziele erreicht werden. Das ist denkbar einfach. Jedem ist es schließlich möglich, seriöse Informationen über rituelle Gewalt und Mind Control im privaten Umfeld zu verbreiten. Oder es können lokale Politiker und Medienvertreter auf das Thema hingewiesen werden. Ebenso ist es hilfreich, wenn fundierte Kommentare zu „Satanic Panic-/False Memory“-Propaganda hinterlassen oder Beschwerden bei den zuständigen Gremien eingereicht werden. Es gibt noch viele weitere Ansatzpunkte, zum Beispiel finanzielle Unterstützung, eigene Aufklärungsarbeit oder das Schaffen von Arbeitsplätzen für Betroffene.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das Sie erwähnen möchten, oder ein abschließendes Statement?
Ja, ich möchte gerne noch auf den Begriff der falschen Erinnerungen näher eingehen, den man in den Medien immer häufiger liest und hört. Die False-Memory-Bewegung entstand als Reaktion auf die ersten Fälle von ritueller Gewalt und MK Ultra bereits in den 1990er-Jahren in Philadelphia und kam 2012 auch nach Deutschland. Ihr Ziel ist es, die Öffentlichkeit über falsche Erinnerungen an Missbrauch „aufzuklären“, deren Ursache sie bei bestimmten Therapeuten sehen, die ihren Patienten angeblich diese Ideen suggerieren. Sicher ist es grundsätzlich möglich, Erinnerungen nachträglich zu verzerren oder durch Fantasieinhalte anzureichern. Das kann etwa durch suggestive Hypnose oder unsachgemäß durchgeführte Imagination entstehen. Dies rechtfertigt jedoch keineswegs die Aussage, dass rituelle Gewalt an sich nicht existiert und Erinnerungen an diese spezifische Form von Gewalt pauschal immer von Therapeuten suggeriert wurden, nur weil es solche Fälle extrinsischer – also eingeredeter – Erinnerungen gibt. Ein Traumatherapeut, der anonym bleiben möchte, schrieb eine E-Mail an unser Projekt, in der er mitteilte:„In Bezug auf die unsäglichen Aussagen der sogenannten False-Memory Bewegung kann ich Ihnen versichern, dass ich derjenige bin, der von den Berichten über das Ausmaß der rituellen Gewalt geschockt wurde, also bis dato nichts davon ahnte. Wie können ahnungslose Therapeuten einer Klientin das alles so detailliert suggerieren? Schwachsinn!“
Bei Erinnerungen an rituelle Gewalt geht es um viel mehr als nur um irgendwelche inneren Bilder, die an die Oberfläche treten. Häufig ist dies mit starken körperlichen und psychischen Reaktionen verbunden. Und vor allem geht es nicht nur um erzeugte Erinnerungen an sexuellen Missbrauch. Es geht auch um Erinnerungen an physische Folter, Vernachlässigung, Erniedrigung, psychische Misshandlung, destruktive, falsche Glaubenssätze, Rituale und Mord. Die False-Memory-Bewegung vertritt außerdem die wissenschaftlich längst widerlegte Meinung, dass es dissoziative Störungen – etwa eine Amnesie – als Folge von Gewalt überhaupt nicht gäbe. Tatsächlich sind jedoch dissoziative Störungen infolge von massiver Gewalt mehrfach bewiesen worden. In der Fachliteratur wird erklärt, dass Dissoziation eine Überlebensstrategie der Opfer ist. Viele Überlebende leiden als Folge des wiederholten Traumas in irgendeiner Form an einer solchen dissoziativen Störung. Jeder Laie sieht ein, dass so etwas unmöglich die Folge einer lediglich suggerierten Fantasie sein kann. Dafür sind reale, wiederholte, ausweglose Traumata nötig!
„50 Voices of Ritual Abuse“ weiß um die Realität dieses Ganzen: der organisierten, rituellen Gewalt. Wir stehen ein für die Verbreitung von seriösen Informationen und möchten mit den Aussagen der 50 Überlebenden nicht nur das Muster krimineller Netzwerke aufzeigen, sondern auch darauf aufmerksam machen, dass Handlungsbedarf in vielen Bereichen besteht: juristisch, politisch, sozialtherapeutisch, fachärztlich. Wir wünschen uns eine respektvolle Diskussion des Themas. Durch unsere Aufklärungsarbeit soll etwas ins Rollen kommen – und dank Ihrer Hilfe und durch das Verbreiten von Artikeln wie diesem ein Dominoeffekt einsetzen. Die Glaubwürdigkeit Betroffener soll nicht länger infrage gestellt werden. Sie haben lange genug ums Überleben gekämpft. Stellen wir uns an ihre Seite, damit Überlebende von ritueller Gewalt endlich gehört und gesehen werden.
Anm. d. Red.: Aus gegebenem Anlass veröffentlichen wir unsere Übersetzung des Svali-Materials, die wir in den Ausgaben 59 und 60 publiziert haben. Die Überschneidungen zwischen Svalis Aussagen und den geschilderten Misshandlungen im Projekt „50 Voices“ sprechen für sich. Teil 1 des Interviews finden Sie unter https://tinyurl.com/nexus-svali-1, die Fortsetzung unter https://tinyurl.com/nexus-svali-2. Das PDF beider Artikel können Sie hier herunterladen.
Wo Sie das Projekt im Internet finden
Website: 50Voices.org
Telegram: https://t.me/real50voices
YouTube: YouTube.com/@50voicesofritualabuse
Instagram: Instagram.com/50voices
„50 Voices“ ist auch in vielen weiteren sozialen Medien vertreten. Wenn Sie das Projekt unterstützen wollen, teilen Sie die veröffentlichten Beiträge, um den Opfern mehr Gehör zu verschaffen.
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