Wall-Street-Banken haben zwei Billionen Dollar offene Risikopositionen in der EU

waDas Office of Financial Research (OFR) ist eine unabhängige Behörde innerhalb des US-Finanzministeriums. Sie wurde 2010 im Zuge der Änderung des Finanzmarktrechts unter dem Dodd-Frank Act eingerichtet. Die Rolle des OFR besteht laut Website der Behörde darin, „die dunklen Ecken des Finanzsystems zu beleuchten, um zu erkennen, wo die Risiken liegen; einzuschätzen, wie bedrohlich sie sind und politische Entscheidungsträger mit Finanzanalysen, Informationen und Bewertungen politischer Instrumente zu versorgen, um sie einzudämmen“.

Am 13. Dezember 2016 veröffentlichte das OFR seinen Finanzstabilitätsbericht. Der Bericht lässt erkennen, dass Wall-Street-Banken – von den sogenannten Regulatoren unbehelligt – immer noch undurchschaubare Risiken eingehen. Es gibt weiterhin dunkle Ecken im Finanzsystem der USA, in die selbst die damit beauftragte Bundesbehörde keinen prüfenden Blick wirft.

Die weltweiten Wirtschaftsnachrichten sind voll von Berichten über die große Bankenrettung in Italien. Von der Deutschen Bank geht ein latentes systemisches Risiko aus. So ist es derzeit umso besorgniserregender, wenn der Bericht des OFR Folgendes festhält (S. 24): „Die weltweit systemrelevanten Banken der USA haben insgesamt mehr als zwei Billionen Dollar offene Risikopositionen in Europa […]. Ungefähr die Hälfte dieser Risikopositionen sind außerbilanziell. [Diese Banken] haben mehr als 800 Milliarden nomineller Kreditderivate verkauft, die sich auf in der EU ansässige Körperschaften beziehen.“

Wenn eine Wall-Street-Bank ein Kreditderivatkauft, kauft sie Schutz vor Zahlungsverzug auf ihre Forderungen von der betroffenen Körperschaft (z. B. einer europäischen Bank oder Gesellschaft). Wenn eine Wall-Street-Bank allerdings Kreditderivatschutz verkauft, ist sie für die Verluste verantwortlich, falls die betroffene Körperschaft säumig wird.

Die Regulatoren veröffentlichen keine Einzelheiten darüber, welche Wall-Street-Banken den Schutz für welche europäischen Banken verkaufen. Es wird dennoch klar, wie wenig in den USA hinsichtlich sinnvoller Finanzmarktreformen erreicht wurde. Man billigt erneut den Aufbau systemischen Risikos nach den verheerenden Folgen ähnlicher Hybris im Jahr 2008. Freies Spiel für Banken, die Billionen von Dollar in versicherten Einlagen halten.

Es ist möglich, dass es zu einem weiteren gewaltigen Crash an der Wall Street kommt, der die gesamte Wirtschaft der USA zu Fall bringt. Noch deutlicher wird die Bedrohung durch weitere Angaben im Bericht des OFR: Die großen Wall-Street-Banken sind mittlerweile durch Derivate mit den größten Versicherern der USA verflochten. Das wurde zugelassen, obwohl der riesige Versicherer AIG nach dem Crash von 2008 staatliche Hilfe in Höhe von 182 Milliarden Dollar benötigte. Warum? AIG hatte Kreditausfallschutz über Derivate an die großen Wall-Street-Banken verkauft.

Quelle: WallStreetOnParade.com, 03.01.2017, http://tinyurl.com/z9masyf

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