Vor einigen Jahren wurden LTTs noch von den gesetzlichen Krankenkassen getragen, aber seit 2007 groteskerweise nicht mehr. Bei der Frage nach dem Warum kann man schon ins Grübeln kommen. Als zusätzlichen Test zur Feststellung einer chronischen Infektion kann man eine Untersuchung der CD 57+ NK -Zellen durchführen. 11 Diese 57+-markierten Killerzellen sind sozusagen auf chronische Infektionen „geeicht“. Wenn sie ausströmen, d. h. den Blutstrom verlassen, sind sie im Gewebe aktiv. Ist die Zahl der CD 57+ NK -Zellen im Blut vermindert, ist davon auszugehen, dass diese furchtbar beschäftigt sind, Borrelien oder andere chronische Erreger unschädlich zu machen.
Wenn wir also verminderte Zahlen an CD 57+ NK -Zellen nachweisen, liegt vielleicht eine chronische Borreliose, auf jeden Fall aber eine chronische Infektion vor. Es kommt aber auch vor, dass die Borrelien sich ins Gewebe zurückgezogen haben und im Blut nicht unbedingt nachweisbar sind. Dann wird es schwieriger, sie dingfest zu machen. Unter Umständen ist hierbei eine mikroskopische Untersuchung der betroffenen Gewebe notwendig und aufschlussreich. 12
Ich möchte das noch einmal unterstreichen: Lassen Sie nach einem serologischen (Antikörper-)Test, der kein positives Ergebnis erbracht hat, oder wenn der Arzt Ihnen fälschlicherweise erzählt, dass Sie wohl eine Borrelioseinfektion durchgemacht haben, die klinischen Symptome aber für eine aktive Borreliose sprechen, unbedingt einen Lymphozytentransformationstest durchführen. Die Kosten liegen bei ca. 160,- Euro.
Ein Unglück kommt selten allein
Das Bild wird jedoch noch komplexer – die Borreliose kann nicht nur selbst verschiedene Krankheitsbilder imitieren, sondern geht oft auch mit weiteren Infektionen einher:
- Co-Infektionen sind Infektionen, die von ein und demselben Vektor, der auch die Borrelien weitergereicht hat, übertragen wurden, z. B. Ehrlichia, Yersinien, Babesien, Coxiellen oder Mykoplasmen.
- Opportunistische Infektionen können bei Infektion mit Borrelien bereits im Körper länger bestehen oder werden im Laufe der Zeit zusätzlich erworben. Die bereits bestehende Immunschädigung begünstigt dabei Erkrankungen wie EBV (Epstein-Barr-Virus), CM V (Cytomegalievirus), Varizella/ Herpes zoster oder andere Vertreter der Herpesfamilie, Chlamydia trachomatis oder pneumoniae, Streptokokken und das Masernvirus. Mit von der Partie sind eigentlich immer auch Candidapilze und andere Mykosen.
Je nach Symptomausprägung und Langwierigkeit der Beschwerden kann man auf weitere chronische virale oder bakterielle Infektionen schließen, die extra getestet und behandelt werden müssen. Auf diese möchte ich kurz eingehen, bevor ich schließlich auf die Therapie zu sprechen komme.
Bei neurologischen Symptomen sollte man unbedingt nach dem Poliotiter sehen, wobei chronische Müdigkeit meist von EBV (Epstein-Barr-Virus) begleitet wird. Gelenkschmerzen haben oft eine Beteiligung von alten, nicht ausgeheilten Chlamydia-trachomatis-Infektionen, Chlamydia pneumoniae hingegen besiedelt gerne die Nasennebenhöhlen oder Bronchialwege und kann bis zu Asthma oder der Entstehung von Autoimmunerkrankungen führen, Yersinien befallen Gelenke oder die Leber. Genaues Beobachten ist also für die Auswahl der Labortests enorm wichtig. Bei Unklarheiten hilft im Zweifelsfalle auch hier ein LTT weiter.
Ein weiteres Problem, das es vor und während der Therapie zu beachten gilt, ist die möglicherweise überschießende Reaktion des Immunsystems auf die in den Zellen vorhandenen Erreger: Bei intrazellulären Infektionen, wie dies z. B. bei Chlamydia trachomatis, Chlamydia pneumoniae, Borrelia burgdorferi, Mykoplasmen, Yersinien oder bei viralen Belastungen der Fall ist, wird unter Umständen so viel Stickoxid ( NO als Kampfgas gegen intrazelluläre Erreger) in der Zelle gebildet, dass dies einen dauerhaften Nitrostress verursacht. Dieser Nitrostresskreislauf „füttert“ eine chronische Entzündung, greift massiv in den Neurotransmitterhaushalt des Nervensystems ein, wirkt zerstörerisch auf Körperzellen und legt unter Umständen den Grundstein für Autoimmungeschehen. So lange die Infektion nicht beseitigt ist, hat der Körper keine Chance zu heilen.
Darum ist es so wichtig, bei chronischen Erscheinungsformen der Borreliose sowohl den Entzündungszustand als auch die nitrosative Stressbelastung zu prüfen und natürlich zu regulieren. Der wichtigste Schritt ist jedoch, zunächst die Infektion zu beseitigen.
Die Therapie
Kommen wir nun zum interessantesten Teil dieses Artikels: der Therapie. Schulmedizinisch ist die Antibiose (oral oder intravenös) das Mittel der Wahl. Wirkt das verabreichte Mittel nicht, wird das nächste gegeben. So kann es einem Borreliosekranken passieren, dass er bis zu 20 und mehr Antibiosen über sich ergehen lassen muss, ohne je eine Aussicht auf Heilung zu bekommen. Da Borrelien richtig gute Tricks kennen, werden einige Erreger jede Antibiose überstehen. Vor allem spielt die Tatsache, dass Borrelien gerne auch innerhalb der Zellen leben, eine tragende Rolle. Wären Antibiotika in der Lage, alles Bakterielle innerhalb der Zelle zu vernichten, würde kein Mensch solch eine Therapie überstehen. Also wird immer ein Rest von intrazellulär lebenden Borrelien die Antibiotika-Attacke überleben.
In wenigen Monaten haben diese sich wieder so weit vermehrt, dass der nächste Krankheitsschub kommt. Problematisch ist auch, dass Borrelien sich zu zellwandlosen und / oder granulösen Formen entwickeln, wenn sie Antibiotika ausgesetzt sind. Damit steigt ihre Fähigkeit, in menschliche Zellen (z. B. in die Leukozyten!) einzudringen, und sie sind dann noch schwieriger zu behandeln und schwerer in der Symptomatik – geschweige denn mit traditionellen Methoden nachweisbar ...
Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass Borrelien keine Stäbchen- oder Kugelbakterien, sondern Spirochäten sind. Und diese haben es faustdick hinter den Ohren. Innerhalb von Minuten können sie sich, wie bereits erwähnt, durch den ganzen Körper „schrauben“. Das heißt: nicht nur auf dem Blutweg, sondern frisch und frei durch das Gewebe. Erinnern wir uns an die Syphilis, die zu einem der wesentlichen Miasmen erwuchs. Treponema pallidum, der Erreger der Syphilis, ist eine Spirochäte. Deshalb spricht man bei der Borreliose auch von der Syphilis des 21. Jahrhunderts.
Bei einer Erstinfektion bzw. bei einer absolut frischen Borrelioseinfektion ist – bei allen geschilderten Problemen damit – eine sofortige Antibiose allerdings besser, als gar nichts zu tun und abzuwarten, ob der böse Zauber nicht von allein verschwindet. Dennoch ist meiner Meinung nach eine ganzheitliche Nachbehandlung erforderlich, da die Antibiose „Flurschäden“ anrichtet:
- Die Darmflora wird dezimiert und die Dünndarmschleimhaut nimmt ab, was unter anderem zu Pilzerkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen kann;
- die in jedem Zellkern vorkommenden Mitochondrien – die sogenannten „Zellkraftwerke“, die als bakterielle Endobionten für die Energiegewinnung zuständig sind –, werden dezimiert, was den Grundstein für chronische Erkrankungen legt und somit auch
- das Immunsystem schädigt sowie
- die mit der Schleimhaut assoziierte Immunität kompromittiert, die mit einem sekretorischen IgA über eine Stuhluntersuchung gemessen werden kann. Davon sind Schleimhäute im gesamten Körper betroffen.
Bei der Behandlung der Borreliose gilt es außerdem zu beachten, dass sie zu den Auslösern oder zumindest Mitauslösern von zahlreichen Multisystem- und Autoimmunerkrankungen zählt.
Chronische Multisystemerkrankungen entstehen aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Je nach Konstitution, Genpolymorphismen (genetischen Voraussetzungen bzw. Mutationen), bakterieller oder viraler Belastung, traumatischen Erlebnissen, Stressausprägung etc. bildet sich der bereits geschilderte Nitrostress in den betroffenen Bereichen des Körpers, und verursacht lokal zum Teil stark ausgeprägte und irreversible Mitochondriopathien, d. h. Schäden in den Mitochondrien, die in jeder Zelle ATP , also Energie bilden.
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