Gayle H. Kimball (GHK): Was hat Sie dazu bewogen, in Stanford Elektrotechnik zu studieren?
Garret Moddel (GM): Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, ging ich zum Tag der offenen Tür in der Highschool meines Bruders. Ich erinnere mich noch daran, wie ich in sein Physikklassenzimmer kam, wo der Lehrer einen großen Van-de-Graaff-Generator hatte und ich eine Glühbirne daran halten durfte. Sie leuchtete, und ich fand das wirklich faszinierend. Als wir später andere Teile des Klassenzimmers besichtigten, ging ich noch einmal zurück und schaltete den Generator wieder ein. Ich war immer schon neugierig und fasziniert von der Funktionsweise der Dinge. Als ich dann auf die Hochschule ging, interessierte ich mich für etliche Studiengänge, entschied mich aber schließlich für Elektrotechnik. Das ist der Teil des Ingenieurwesens, bei dem man sich ganz konkret damit befasst, wie die Dinge funktionieren – wenn man sich zum Beispiel Halbleiterbauelemente und ähnliche Technologien ansieht. Für mich war das eine Verschmelzung von Grundlagenwissenschaft und Anwendungen. Ich glaube, dass ich das Leben als ein Abenteuer betrachte und versuche, grundlegende Prinzipien zu nutzen, um etwas zu erfinden, das funktioniert.
GHK: Sie besitzen Patente – und Sie erfinden Dinge.
GM: Ja, ich besitze Patente für eine Reihe unterschiedlicher Dinge. Ich habe – ursprünglich in der Industrie und dann an der University of Colorado – an Energieumwandlungsgeräten wie beispielsweise Solarzellen gearbeitet. Gleichzeitig befasste ich mich aber auch mit exotischeren Technologien wie dem Versuch, Nullpunktenergie zu gewinnen. Es überrascht mich selbst, dass ich dafür ein Patent habe – und vier weitere in Vorbereitung. Vor Kurzem hat mein Labor an einer Alternative zu Solarzellen gearbeitet, bei der Energie aus Licht in Wellen- und nicht in Photonenform gewonnen wird. Wir folgen da also einem anderen Ansatz. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis diese Technologie praktisch nutzbar ist. In letzter Zeit beschäftigt sich mein Labor wieder mit der Gewinnung von Nullpunktenergie, aber auf eine völlig neue Art und Weise, die tatsächlich funktioniert.
GHK: Um die kalte Fusion, die heute als „Kernreaktionen bei niedriger Energie“ bezeichnet wird, ranken sich eine Menge Mythen und Geheimnisse. Ich habe wilde Geschichten über Leute gehört, die in diesem Bereich Erfindungen machten und dann erleben mussten, dass Männer in schwarzen Anzügen auftauchten und ihre Erfindungen zerstörten. Was ist da los?
GM: Eine Menge Leute werden meine Antwort wahrscheinlich nicht mögen … Ich habe ziemlich viel mit Kernreaktionen bei niedriger Energie gearbeitet, auch mit Doktoranden, die sich damit befassten. Mit einer davon, die vor Kurzem ihren Doktortitel erwarb, arbeitete ich bei einer lokalen Firma, die wahrscheinlich die weltweit rigorosesten Versuche mit solchen kalten Kernreaktionen durchführt, und habe mir dabei eine Menge verschiedener Technologien von einer Menge verschiedener Leute angesehen. Ich glaube nicht, dass irgendetwas davon wissenschaftlich belegt ist. Ich nehme an, das liegt an der Fehlinterpretation von Messergebnissen und an allgemeinen Problemen bei den Experimenten. Es gibt beispielsweise zwei Haupttypen von Kernreaktionen bei niedriger Energie. Eine davon, der Versuch von Fleischmann und Pons, besteht aus schwerem Wasser, also einer Art Wasser, dessen Reaktion sich in der Kernforschung zur Gewinnung von Energie nutzen lässt, indem man Palladiumelektroden in diesem Wasser platziert. Ein anderer Ansatz nutzt die gasbasierte niedrigenergetische Kernreaktion, bei der Deuteriumgas von Palladium absorbiert wird, wobei angeblich überschüssige Wärme erzeugt wird – eben die Kernreaktion bei niedriger Energie. Es gibt eine Menge Versuche dazu. Und es stimmt, dass bei der Infusion von Palladium mit Deuterium überschüssige Wärme entsteht. Wie sich gezeigt hat, ist diese Wärme jedoch auf eine chemische Reaktion zurückzuführen.
GHK: Ich interessiere mich dafür, weil eine solche Form der Energiegewinnung ja den ganzen Planeten verändern könnte.
GM: Ja, das könnte sie, wenn sie denn funktionierte. Also, das Deuterium nimmt in diesen Zellen den Platz des Wasserstoffs im Wasser ein, und dabei handelt es sich um eine exotherme Reaktion, die Wärme erzeugt. Bei einem flüchtigen Blick könnte man annehmen, dass man es mit einer Kernreaktion zu tun hat, die diese Wärme erzeugt. Sieht man aber etwas genauer hin, dann stellt man fest, dass die Wärme in Wahrheit durch eine chemische Reaktion erzeugt wurde und dass man diese Reaktion umkehren kann. Dann ist sie nicht mehr exotherm, sondern endotherm und führt zu einer Abkühlung. Meine ehemalige Doktorandin Dmitrijewa konnte dies sehr rigoros demonstrieren – es handelt sich ganz einfach nicht um eine Kernreaktion. Wir haben uns auch ein paar andere Arten von Experimenten zur kalten Fusion angesehen. Es war vor allem das erwähnte Unternehmen, das sie einer genaueren Betrachtung unterzogen hat als mein Labor. Sie kamen bei wiederholten Versuchen immer wieder auf dasselbe Resultat wie mein Labor und stellten fest, dass es sich tatsächlich um Messfehler handelt. Wie sich zeigt, ist es gar nicht so einfach, Wärme zu messen, da kann man sich sehr leicht selbst täuschen.
GHK: Wenn Sie für ein globales, kostengünstiges Energiesystem mit hohem ökologischen Wert verantwortlich wären – würden Sie sich dann für Sonnenenergie entscheiden?
GM: Ich bekam vor Kurzem ein Patent für die Gewinnung von Strahlungsenergie bei Nacht zugesprochen. Das große Problem von Solarzellen ist ja, dass nachts die Sonne nicht scheint. Solarzellen sind sehr gut und effizient, und sie kosten auch nicht viel. Das derzeit drängendste Problem ist die Energiespeicherung. Könnte man in der Nacht ebenso Energie erzeugen wie am Tag, dann wäre das Speicherproblem damit lösbar. Und jetzt erweist sich eben, dass dies möglich ist. Die Sonne strahlt etwa ein Kilowatt Energie pro Quadratmeter auf die Erde ab, die von Solarzellen genutzt werden kann. Die Erde wiederum strahlt Wärme von etwa 300 Watt pro Quadratmeter ab. Könnte man diese Wärme in Strom umwandeln, so hätte man eine nette Technologie zur Verfügung.
Konzept zur Stromerzeugung, bei dem die von der Erde in den Weltraum abgegebene Wärmeenergie genutzt wird
Das Problem dabei: Um Wärme wirklich in Strom umzuwandeln, braucht man nicht nur einen Wärmekörper, sondern auch einen Kühlkörper. Es ist nämlich der Temperaturunterschied zwischen der Wärmequelle und dem Kühlkörper, der im Endeffekt darüber entscheidet, wie effizient eine Umwandlungstechnologie ist. Wenn die Erde der Wärmekörper ist, was soll dann der Kühlkörper sein? Schließlich hat ja alles um uns herum die Temperatur der Erde. Doch der Weltraum ist kalt. Wenn man Wärme von der Erde absorbieren und ins Weltall abstrahlen könnte, hätte man eine Technologie zur Verfügung, die nachts Strom erzeugen kann. Mein Patent beschreibt eine Methode, genau das zu tun. Es wird keine besonders effiziente Technologie sein, zumindest nicht anfangs, aber es ist eine gangbare Methode, bei Nacht Strom zu erzeugen. Ich würde gerne sehen, wie sich so etwas entwickelt.
GHK: Sie waren gerade in einem Sabbatical, als Sie eine Bibliothek kennenlernten, die Ihr Interesse an Psi weckte. Können Sie uns ein wenig darüber erzählen?
GM: Das war etwa im Jahr 2000. Ich stieß eher zufällig auf die Bibliothek eines Physikers und war hin und weg, als ich entdeckte, dass es eine Wissenschaft gibt, die sich mit parapsychologischen Phänomen befasst. Bis dahin hatte ich angenommen, dass solche Ideen auf unscharfes Denken und undisziplinierte Geister zurückzuführen seien. Als ich dann mehr darüber erfuhr, war ich total fasziniert. Ich musste mich einfach damit beschäftigen und versuchen, das zu verstehen. Ein Teil der Faszination rührt ja daher, dass wir diese Phänomene in Wirklichkeit nicht verstehen, obwohl sie unser Leben auf so viele Arten beeinflussen.
GHK: Das Schlüsselwort, das die gesamte Beschäftigung mit Psi-Phänomenen betrifft, heißt Bewusstsein. Wie würden Sie den Begriff definieren?
GM: Mit größten Schwierigkeiten. Das hängt immer davon ab, in welcher wissenschaftlichen Disziplin man tätig ist. Ich würde es am liebsten eingrenzen und über bewusste Interaktion sprechen, weil die allgegenwärtig ist und alles betrifft. Zu dieser Schlussfolgerung bin ich allerdings unter größten Mühen gelangt; andere waren mir da viele Jahre voraus. Ich habe lange Zeit geglaubt, dass wir diese parapsychologischen Phänomene rein auf der Grundlage physikalischer Modelle verstehen könnten, aber mittlerweile bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass es wirklich eine fundamentale Natur des Bewusstseins im Universum gibt und dass wir vielleicht irgendwann dazu fähig sein werden, es in physikalischen Begriffen zu begreifen – aber nicht mit den Modellen, die uns heute zur Verfügung stehen.
GHK: Sie haben gesagt, dass wir zu einem Verständnis des Bewusstseins Psi-Phänomene einbeziehen müssen.
GM: Angesichts der Nichtlokalität ist man natürlich sehr versucht, an die Existenz eines Quanteninformationsfelds zu glauben. Meinem Verständnis nach ist das aber nicht richtig. Jawohl, es ist sehr verlockend, Psi-Phänomene mit quantenphysischen Modellen zu erklären, doch in Wahrheit wissen wir einfach nicht, ob das stimmt. In der Quantenmechanik gibt es Wechselwirkungen auf Distanz, ebenso wie in der Parapsychologie. Die Quantenphysik kennt Effekte, die nicht nur aus der Vergangenheit herrühren, sondern auch aus der Zukunft und der Gegenwart; für Psi gilt dasselbe. Da ist man natürlich versucht, das eine auf das andere zurückzuführen. Hätten wir zur Zeit eines Franz Mesmer – also von 1734 bis 1815 – gelebt, als der animalische Magnetismus oder Mesmerismus entwickelt wurde, so würden wir sagen: „Bei Magnetfeldern gibt es Wechselwirkungen auf Distanz, und Magnetfelder sind ebenso geheimnisvoll wie unsichtbar. Vielleicht ist ja der animalische Magnetismus die physikalische Grundlage, auf der dies alles stattfindet.“ Es gibt in jeder Generation ein Konzept, das gerade in Mode ist und das wir auf alles Unbekannte anzuwenden versuchen. Momentan tun wir das gerade mit Quantenmechanik und Psi-Phänomenen. Vielleicht gibt es da eine Verbindung, vielleicht auch nicht …
GHK: Gibt es ein Experiment, das für Sie nachgewiesen hat, dass parapsychologische Phänomene existieren?
GM: Eine ganze Menge! Dean Radin hat eine Reihe von Experimenten durchgeführt, bei denen die Versuchspersonen einen Bildschirm betrachteten, auf dem ihnen ein entweder verstörendes oder ein beruhigendes Bild gezeigt wurde. Sie wiesen schon im Voraus eine emotionale Reaktion auf die verstörenden Bilder auf; das konnte mit unterschiedlichen Instrumenten gemessen werden. Das sauberste Experiment – und eines, das mir sehr sympathisch ist – wurde ursprünglich von James Spottiswoode und Ed May durchgeführt. Sie setzten ihre armen Probanden knapp vor eine Hupe, die zu einem zufälligen Zeitpunkt loströtete. Der Zeitpunkt wurde von einem Zufallsgenerator (random number generator; RNG) bestimmt. Die Forscher stellten fest, dass jene Versuchspersonen, die einem zufällig getimten Hupton ausgesetzt waren, wie erwartet einen Anstieg der galvanischen Hautreaktion zeigten. Sie ist ein sehr sensibles Maß für den emotionalen Zustand, und das Signal ging nach dem Ertönen der Hupe natürlich durch die Decke. Das Faszinierende daran ist aber, dass diese Reaktion bereits zwei Sekunden vor dem Hupton begann. Das war ein sehr schönes, sauberes Experiment.
GHK: Ein weiteres Prinzip, das von der Quantenmechanik auf Psi-Phänomene übertragbar ist, dürfte der Beobachtereffekt sein. Man wird sich immer mehr der Tatsache bewusst, dass es sehr schwierig ist, Absicht und Überzeugungen des Experimentators vom Experiment zu trennen – selbst wenn sich die betreffende Person gar nicht im selben Raum befindet.
GM: Richtig. Der Quantenmechanik zufolge überlagert eine bestimmte Quantenwellenfunktion alle möglichen Zustände. Sie kann in einen Endzustand kollabieren, nachdem sie beobachtet wurde; so wird sie zum Beispiel nach der Beobachtung teilchenförmig. Das Gedankenexperiment, das diese Idee veranschaulicht, nennt sich „Schrödingers Katze“ – das Tier befindet sich in einem unbestimmten Zustand, bis es beobachtet wird. Was diese Beobachtung nun schlussendlich bedeutet, dafür gibt es unterschiedliche Interpretationen. Die meisten Physiker nehmen an, dass Beobachtung einfach nur bedeutet, dass etwas von einem Detektor oder einem anderen Messgerät registriert wird. John von Neumann und Eugene Wigner waren da anderer Ansicht. Sie hinterfragten die Annahme, dass man den Detektor von dem Experiment, das er detektiert, trennen kann – weil alles Teil desselben Systems ist. Man kann nun ein größeres System erstellen, das detektiert, was der Detektor detektiert, sodass das größere System keine Beobachtung anstellt, bevor es den Detektor detektiert. Das kann man nun immer weiterspielen und sich fragen: Wo hört diese Erweiterung der Detektion auf? Nach Ansicht von Neumann und Wigner hört sie erst beim Bewusstsein auf, und der bewusste Beobachter, der die Beobachtung anstellt, ist dazu notwendig, die Wellenfunktion zu einem klar definierten Zustand zu kollabieren. Dies ist eine Minderheitenansicht in der Physik, und es gibt ein paar Quantenmodelle, die mir persönlich gefallen und überhaupt keinen Beobachter erfordern. Ich glaube nicht, dass wir wirklich einen Beobachter oder den Beobachtereffekt benötigen. Andere Theorien, die Quanteneffekte erklären, wie die stochastische Elektrodynamik, und andere quantenmechanische Interpretationen wie John Cramers Transaktionsinterpretation kommen ganz ohne einen Beobachter aus. Andererseits wurde das Beobachtereffektmodell erfolgreich auf diverse Physik- und Psi-Experimente angewandt. Helmut Schmidt war einer der Ersten, denen das gelungen ist. Er führte eine wunderbare Versuchsreihe durch, mit der er nachwies, dass etwas erst in einen klar definierten Zustand übergeht, nachdem es beobachtet wurde. Tatsächlich konnte er den Zustand, in den es überging, auch noch Tage später beeinflussen – sobald er nämlich den in der Vergangenheit liegenden Vorgang beobachtete.
GHK: Warum sollte sich ein Geschäftsmann für Psi-Forschung interessieren?
GM: Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Unternehmen, die Psi-Berater der einen oder anderen Art einsetzen. Manchmal ist es so etwas wie Astrologie, in anderen Fällen sind es diverse Varianten von Remote Viewing (RV) bzw. Fernwahrnehmung und anderen Techniken, die bei Geschäftsentscheidungen eingesetzt werden. Ich glaube, dass das noch viel weiter gehen kann, bis hin zu menschlichen Interaktionen in einer Arbeitsumgebung. Die Tendenz geht auch dahin, dass man seinen Ahnungen folgt. Wenn man dies aus dem Bereich der Großstadtlegenden holt und auf eine feste wissenschaftliche Grundlage stellt, können Leute aus verschiedenen Fachrichtungen sagen: Ich habe diese Effekte tatsächlich beobachtet; sie sind nützlich und ich werde weiter damit arbeiten.
GHK: In Sachen angewandte Parapsychologie haben Sie und Ihre Studenten mit Associate Remote Viewing gearbeitet, um die Börsenkurse vorherzusagen. Sie machten das mit Symbolen, bei denen der Fernwahrnehmer nicht einmal wusste, was sie bedeuten. Und Sie lagen in sieben von sieben Fällen richtig.
GM: Das wurde uns von Paul Smith beigebracht, der einer der von Stargate ausgebildeten Remote Viewer ist. Er setzte eine Methode ein, die ursprünglich von Stephan Schwartz vorgeschlagen wurde und Associative Remote Viewing (ARV) genannt wird. Nehmen wir an, Sie geben jemandem die Aufgabe, mittels Remote Viewing ein Bild zu zeichnen. Derjenige, der die Aufgabe erstellt, assoziiert zwei Bilder mit einem zukünftigen Ereignis. So könnte beispielsweise das Bild einer Orange damit assoziiert werden, dass der Dow-Jones-Index morgen steigt; das Bild eines Bleistifts könnte hingegen damit assoziiert werden, dass er fällt.
Den Personen, die Sie damit beauftragen, sagen Sie überhaupt nichts, sondern ersuchen sie nur, ein Bild von dem zu zeichnen, was Sie ihnen am Ende des folgenden Tages zeigen werden. Die Juroren betrachten dann diese Bilder und bewerten, ob sie mehr einer Orange oder einem Bleistift ähneln. Dieses Urteil lässt sich recht einfach fällen, weil die Unterschiede zwischen den beiden Objekten so deutlich sind. In diesem Kurs entschieden wir auf Grundlage dessen, was die Mehrheit wahrnahm, also Bleistift oder Orange – obwohl wir in Wahrheit eine Vielzahl anderer Bilder verwendeten –, ob die Börsenkurse am folgenden Tag steigen oder fallen würden. Dementsprechend investierten wir im Optionshandel. Am Ende des Tages verkauften wir dann wieder – und je nachdem, ob die Börsenkurse gestiegen oder gefallen waren, zeigten wir den Teilnehmern das Bild, das mit dem tatsächlichen Geschehen verknüpft war, um die Schleife zu schließen.
Wir haben das siebenmal gemacht, lagen in allen Fällen richtig und verdienten eine ganze Menge Geld damit. Das Problem dabei ist, dass es hier, wie bei den meisten anderen Psi-Phänomenen, so etwas wie Anfängerglück gibt. Es funktioniert eine Weile, und dann kommt es zu einem Rückgang. Ob dieser Effekt psychologisch ist oder eine tiefere Ursache hat, weiß ich nicht. Mehrere Leute haben versucht, Methoden zu finden, um ihn zu umgehen, waren dabei aber kaum erfolgreich. Man kann es gegen die Wahrscheinlichkeit schaffen und ein besseres Ergebnis als 50:50 herausholen, aber man erreicht nicht annähernd 100 Prozent.
GHK: Sie wollten auch überprüfen, ob man solche Ergebnisse ohne die Mitarbeit von Menschen erreichen kann, indem Sie einen Zufallsgenerator direkt mit einem Computer verbanden.
GM: Ich habe jahrelang nach einer Möglichkeit gesucht, ein Experiment zu entwerfen, das gänzlich ohne Lebewesen auskommt und Psi-Effekte nur mithilfe von Maschinen erzielen kann. Schließlich kam ich auf eine Idee, die im Prinzip das Experiment von Spottiswoode und May nachahmt, nur ohne Menschen. Ein Steuer-RNG kann einen Test-RNG ausschalten, der zufällige Bits ausspuckt, die von einem Computer aufgezeichnet werden – Einsen und Nullen. Die Frage war: Würde der Test-RNG sein eigenes Ende vorwegnehmen können, indem er eine nicht zufällige Zahlenfolge ausgibt, bevor er abgeschaltet wird? James Zhu, ein Doktorand in meinem Labor, arbeitete an der Entwicklung der entsprechenden Software, und Adam Curry, der zu dieser Zeit für Psyleron tätig war, baute die physische Vorrichtung dafür. Zu guter Letzt bauten wir das alles in meinem Labor auf. James und ich waren sehr aufgeregt und freuten uns riesig, dieses Experiment endlich durchführen zu können. Wir ließen es ein paar hundert Mal durchlaufen – und siehe da, etwa eine Sekunde, bevor der Subjekt-RNG abgeschaltet werden sollte, begann er, mehr Nullen als Einsen auszugeben. Wir wiederholten den Versuch immer wieder und hatten am Ende ein paar tausend Stichproben, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Zufallseffekt handelte, Millionen zu eins betrug.
Diese Punkte wurden durch das Raster-Scan-Bild einer maschinell vermittelten Remote-Viewing-Sitzung erzeugt. Die Juroren entschieden, dass sie einen Stern darstellen.
Wir waren schrecklich aufgeregt, weil wir endlich eine Methode gefunden hatten, diese empfindungsfähigen Salzwassersäcke loszuwerden und nur mit elektronischen Zufallsgeneratoren zu arbeiten. Danach gingen wir daran, unterschiedliche Bitraten zu testen, und änderten die Versuchsanordnung ein wenig. Das funktionierte dann nicht mehr so wie bei der ursprünglichen Konfiguration. Nach etwa zwei Wochen hörten wir damit auf und wiederholten das ursprüngliche Experiment, mit derselben Software und Hardware – und erzielten damit keinerlei Effekt. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass nicht die Maschinen einen präkognitiven Effekt erzielt hatten, sondern wir daran schuld waren, unsere Absicht. Wir hatten die Maschine mit unserer Absicht durchdrungen. Da dämmerte es mir endlich: Garret, hör auf, einen solchen Effekt nur mit Maschinen erzeugen zu wollen. Das alles hat mit Bewusstsein zu tun und ist viel tiefgründiger. Ich will hier nicht in den spirituellen Bereich vordringen, aber unsere Experimente geben mir doch einen leichten Anstoß in diese Richtung.
GHK: Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihren Versuch, bei dem die Zenerkarten von einem menschlichen Remote Viewer und einer Maschine gezogen wurden?
GM: Bei einem RV-Experiment bekommt ein Remote Viewer die Aufgabe, ein Bild von etwas zu zeichnen, das er später beobachten wird, oder er soll eine Zahl, einen Namen oder etwas anderes mit der Aufgabe assoziieren. Manchmal wird auch gefragt, was in einem verschlossenen Umschlag steckt. Erik Maddocks, einer meiner damaligen Studenten, baute ein Experiment auf, das ich schon lange einmal durchführen wollte. Wir hatten einen Umschlag, der eine von fünf Zenerkarten enthielt. Wir kennen diese Karten, weil wir alle „Ghostbusters“ gesehen haben: Wellenlinie, Kreis, Kreuz, Quadrat und Stern. Der Remote Viewer erhielt die Aufgabe, das zu zeichnen, was sich im Umschlag befand. Die Versuchsperson wusste nicht einmal, dass es sich um Zenerkarten handelte.
Ebenso unbekannt war ihr, dass wir im selben Raum einen Zufallsgenerator hatten, der Bits produzierte, die vom Computer aufgezeichnet wurden. Nach der RV-Sitzung ließ Erik ein Programm laufen, das aus diesen Bits ein Raster-Scan-Bild kreierte – die Einsen waren dabei schwarze Punkte, die Nullen ein Leerzeichen. Wir hatten also eine Reihe von Punkten, die ein Bild darstellten, das auf dem Output des Computers und damit des RNG beruhte. Die Juroren sahen sich diese Bilder dann an, um festzustellen, welche der fünf Zenerkarten gezeichnet wurden. Sie mussten zwei verschiedene Bilder beurteilen: eines, das ein Mensch gezeichnet hatte, und ein anderes, das vom Computer erstellt worden war. In beiden Fällen erwies sich, dass der Remote Viewer ein statistisch signifikantes Ergebnis bei der Ermittlung des richtigen Bildes erzielen konnte. Die Bilder aus dem Computer waren sogar noch genauer als die, die der Remote Viewer gezeichnet hatte. Wir bezeichnen das als „maschinell vermittelte Fernwahrnehmung“, weil man dabei die Maschine die wahrgenommenen Bilder zeichnen lässt. Es handelte sich dabei um erste Probeversuche, die ich gerne wiederholen und verfeinern würde. So wäre es zum Beispiel vorteilhaft, den Computer mittels Graustufen und diversen Bildverbesserungsverfahren konkretere Ergebnisse erzielen zu lassen. Wir haben bisher ja nur ein sehr einfaches Raster verwendet.
GHK: Was können Sie uns zum Thema „Psibotik“ erzählen?
GM: Die Psibotik wirkt sich stark auf Gesundheits- und andere Anwendungen aus. Wie funktioniert sie? Die Grundidee dahinter ist der Einsatz von Psi, also Ihrer Absicht, zur Programmierung einer Maschine, die mit einer Art Zufallsprozess ausgestattet ist. Diese Maschine soll dann eine gewünschte Funktion erfüllen. Ich habe bereits zwei psibotische Maschinen beschrieben – die eine mit den zwei Zufallsgeneratoren, von denen einer den anderen abschaltete, der seine Abschaltung gewissermaßen voraussah. Dabei handelt es sich um eine psibotische Maschine, weil wir unsere Absicht benutzten, um den zweiten Zufallsgenerator dazu zu bringen, auf den ersten zu reagieren. Wenn wir die Maschine so aufgebaut hätten, dass sie sich ansieht, was in ein paar Sekunden passieren wird, dann wären wir dazu imstande gewesen, mit dieser Maschine die nahe Zukunft vorherzusagen. Die andere psibotische Maschine war der Einsatz eines elektronischen Zufallsgenerators im Zusammenhang mit der Fernwahrnehmung: Die Maschine vermittelte die Fernwahrnehmung über den Zufallsgenerator durch das Bild, statt dass ein Mensch das tat. Das sind zwei Beispiele für psibotische Systeme.
Ich habe den Begriff der Psibotik in die Diskussion eingebracht, weil ich es wunderbar fände, wenn wir solche Systeme tatsächlich nutzen könnten. Ich bin nicht der Erste auf diesem Gebiet; es gab schon andere Leute, die kleine Roboter von elektronischen Zufallsgeneratoren steuern ließen, damit sie diverse Aufgaben verrichten. Die Frage ist, ob man dies so zuverlässig gestalten kann, dass wirklich nützliche Aufgaben verrichtet werden – trotz der zwei großen Probleme mit Psi-Experimenten: dem Abnahmeeffekt und dem Versuchsleiterffekt. Damit meine ich zum einen, dass das Phänomen mit der Zeit nachlässt, obwohl es später wieder deutlicher hervortreten kann. Außerdem kann man sehr schwer festlegen, wer eigentlich was steuert, weil alles einen Einfluss auf die Maschine hat. Was können wir also psychologisch und physisch mit unseren Systemen tun, damit sie zuverlässiger funktionieren? Ich kenne die Antwort nicht. Ich habe zwar ein paar Ideen dazu, aber die müssen wir erst noch ausarbeiten.
GHK: Ich finde es interessant, dass Dean Radins Forschungen, Ihre Forschungen und die anderer Persönlichkeiten Effektgrößen haben, die Tausende Male über reinen Zufallsergebnissen liegen – und trotzdem von der Schulwissenschaft verworfen werden. Liegt es in der menschlichen Natur, sich einem neuen Paradigma zu widersetzen, oder lässt etwas an der Parapsychologie die Menschen so heftig reagieren?
GM: Es liegt mit Sicherheit in der menschlichen Natur, dass wir unsere Meinung nicht ändern wollen, sobald wir einmal ein bestimmtes Weltbild haben. Ich hatte einmal eine Lehrveranstaltung mit dem Titel „Wissenschaft vor Gericht“, bei der Studenten sich für eine von zwei entgegengesetzten Ansichten entscheiden und dann in ihrem Sinne argumentieren mussten. Wir zogen das auf wie ein Gerichtsverfahren, mit einem Richter, Geschworenen, Kreuzverhören usw., und behandelten Themen, die wissenschaftliche Fragen von öffentlichem Interesse waren.
Wie sich zeigte, war das Projekt insofern zum Scheitern verurteilt, dass die Leute, die besser argumentieren konnten, den „Prozess“ gewannen – und nicht die Seite, die eher im Recht war. Ich versuchte, das zu ändern, indem ich die Teilnehmer während der Diskussion die Seiten wechseln ließ und eine Art Mediationstechnik einsetzte, um einen Konsens zu erreichen. Dabei stellte ich fest, dass jemand, der sich einmal für eine bestimmte Seite eingesetzt hatte, nicht mehr von seiner ursprünglichen Meinung abrücken wollte. Alles, was die Teilnehmer von diesem Punkt an beobachteten und sahen, war auf dem Bestätigungsfehler aufgebaut. Es ist wirklich schwierig, jemanden dazu zu bringen, seine Meinung zu ändern. Wir leben seit ein paar Hundert Jahren in einer materialistischen Ära und glauben, dass alles Existierende materiell ist und alles Nichtmaterielle – wie das Bewusstsein – nur unscharfes Denken ist. Davon kommt man nur sehr schwer ab.
Zugunsten der Leute, die diesen Experimenten und Ergebnissen skeptisch gegenüberstehen, kann ich nur sagen: Wir haben tatsächlich kein gutes Modell, das unsere Arbeit unterstützt. Es gibt eine Menge Ideen darüber, dass in einem multidimensionalen Universum mit über große Entfernungen und Zeiträume verschränkten Objekten das Bewusstsein etwas Grundlegendes ist, aber aus keiner dieser Ideen lässt sich eine konsistente Theorie entwickeln. Wir brauchen aber klare und präzise Modelle, die überprüfbar sind. Nach Karl Popper hat eine Theorie keinen Wert, wenn sie nicht überprüft und gegebenenfalls falsifiziert werden kann. Hätten wir ein gutes Modell zur Verfügung, das verifizierbar ist, dann wäre es für viele einfacher, sich darauf einzulassen und zu sagen: Ja, das kann ich akzeptieren. Nach aktuellem Stand der Dinge weigern sich anerkannte Mainstreamwissenschaftler und insbesondere Psychologen jedoch, parapsychologische Phänomene öffentlich anzuerkennen, obwohl sie es privat vielleicht tun … Es muss schon etwas anderes passieren, damit die Menschen ihre Sichtweise ändern. Vielleicht macht jemand eine Firma auf und verdient mithilfe von Psi-Phänomenen eine Menge Geld; dadurch kann sich die öffentliche Meinung schnell ändern. Ich hätte gern, dass wir Modelle entwickeln, die möglichst viel Sinn ergeben, und diese Modelle dann auf Psi-Phänomene anwenden.
GHK: Erleben Sie mehr Synchronizitäten und Geistesblitze, weil Sie über diese Art von Dingen nachdenken?
GM: Bevor ich die Literatur über Psi-Phänomene entdeckte, hielt ich das alles für Blödsinn. Seit ich darüber lese und eigene Experimente durchführe, nehme ich diese Effekte oft in meiner Umgebung wahr. Ich glaube, wenn man erst einmal dafür sensibilisiert ist, handelt es sich nicht mehr um ein abstraktes Phänomen, sondern um eine alltägliche reale Angelegenheit.
GHK: Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?
GM: Ich war mit meinem Bruder in Irland wandern und wir stiegen gerade einen Berg im Burren hinauf. Da sagte mein Bruder plötzlich: „Garret, ruf zu Hause an.“ Ich fragte ihn, warum, und er sagte: „Ich weiß nicht, ruf einfach an.“ Also machte ich den Anruf und erfuhr, dass mein Fakultätsleiter und ein paar andere Leute verzweifelt versucht hatten, mich zu erreichen, weil ein neues Institut eingerichtet wurde und sie wissen wollten, ob ich die Leitung übernehmen würde. Sie hatten alles versucht und wussten nicht, wie sie mich erreichen sollten. Die Frau des Lehrstuhlinhabers war sogar in mein Haus eingebrochen und hatte versucht, irgendwelche Telefonnummern zu finden, unter denen man mich erreichen könnte! Mein Bruder hat nie zuvor oder nachher so etwas gesagt. Was war der Grund dafür? Ich weiß es nicht.
Anmerkung der Redaktion
Beim vorliegenden Interview handelt es sich um einen redaktionell bearbeiteten Auszug aus dem Buch „The Mysteries of Reality: Dialogues with Visionary Scientists“ von Gayle Kimball (Iff Books, 2021), den wir mit freundlicher Genehmigung der Autorin veröffentlichen. Das Buch ist der dritte Teil einer Trilogie, in der sie ihre Gespräche mit visionären Wissenschaftlern veröffentlicht hat. Der Text erschien auch im englischen Magazin Edge Science, siehe https://tinyurl.com/edge-science-46.
Kommentare
15. September 2021, 16:04 Uhr, permalink
Andudu
Danke, sehr interessant!
Ich wünschte ich hätte einige Millionen übrig, dann würde ich ein Team hochkarätiger Physiker an Burkhard Heims Theorie setzen. Selbst wenn sie letztendlich falsch ist, könnte man sicher einiges daraus lernen.
"Psi" mit Maschinen zu messen, könnte schon irgendwann funktionieren, aber aktuell ist das wohl ziemlich aussichtslos. Leider. Die selben Ergebnisse gab es ja bei der ITK (instrumentellen Transkommunikation), die funktioniert wohl auch nur über ein menschliches Medium, wenngleich es natürlich ein Fortschritt war, dass der Kontakt in einem technischen Gerät auftauchte.
Kommentar schreiben