Versteinerte Fußabdrücke stellen menschliche Evolutionsgeschichte infrage

steinVersteinerte Fußabdrücke auf Kreta könnten das gängige Narrativ der frühen Stammesgeschichte des Menschen auf den Prüfstand stellen. Die Abdrücke menschenähnlicher Füße sind etwa 5,7 Millionen Jahre alt und stammen aus einer Zeit, als unsere Vorfahren in Afrika affenartige Füße besaßen – zumindest laut bisherigem Forschungsstand.

Seit der Entdeckung von Fossilien des Australopithecus im Süden sowie Osten Afrikas Mitte des 20. Jahrhunderts ging man davon aus, dass der Mensch diesem Kontinent entstammt. Neuere Fossilienfunde in derselben Region untermauerten diese Einschätzung. Man nahm an, dass Hominini Afrika nicht nur entsprangen, sondern dort auch für mehrere Millionen Jahre isoliert blieben, bevor sie nach Europa und Asien zogen. Zu den neueren Funden zählen auch die symbolträchtigen, 3,7 Millionen Jahre alten Fußabdrücke von Laetoli in Tansania, die auf menschenähnliche Füße und aufrechten Gang schließen lassen.

Die Entdeckung der etwa 5,7 Millionen Jahre alten menschenähnlichen Fußabdrücke auf der kretischen Halbinsel Trachilos widerlegt nun dieses simple Bild und weist auf eine viel komplexere Gegebenheit hin.

„Was [die Entdeckung] brisant macht, ist das Alter sowie der Fundort der Abdrücke“,

sagt der Mitverfasser der Studie Professor Per Erik Ahlberg von der Universität Uppsala in Schweden.

Die Fußabdrücke aus Kreta sind jünger als das älteste bekannte Hominini-Fossil Sahelanthropus aus dem Tschad, stammen aus der gleichen Zeit wie die des Orrorin aus Kenia, sind aber mehr als eine Million Jahre älter als Ardipithecus ramidus mit seinen affenartigen Füßen. Das steht im Konflikt mit der Hypothese, dass Ardipithecus ein direkter Vorfahre späterer Hominini sei.

Hinzu kommt, dass bis zur diesjährigen Entdeckung alle Hominini-Fossilien, die älter als 1,8 Millionen Jahre waren, aus Afrika stammten. Das ließ die meisten Forscher schlussfolgern, dass sich die Tribus dort entwickelte.

Die auf Trachilos entdeckten Fußabdrücke wurden jedoch verlässlich datiert: Man nutzte eine Kombination aus Foraminiferen (marine Mikrofossilien) der darunter sowie darüber liegenden Schichten und charakteristischem Sedimentgestein, unter dem die Abdrücke zu finden waren und das sich vor 5,6 Millionen Jahren bildete, als das Mittelmeer kurzzeitig ausgetrocknet war.

„Die Entdeckung stellt das anerkannte Narrativ der frühen menschlichen Stammesgeschichte eindeutig infrage und wird vermutlich zu vielen Debatten führen. Ob die Forschergemeinde, die sich mit den menschlichen Ursprüngen beschäftigt, versteinerte Fußabdrücke als stichhaltigen Beweis für die Anwesenheit von Hominini im Miozän auf Kreta anerkennen wird, bleibt abzuwarten“,

merkte Professor Ahlberg an.

Quelle: ScienceDaily.com, 31.08.2017, http://tinyurl.com/yc4crkdn

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