Verbindung zwischen Depressionen und Acetyl-L-Carnitin-Mangel bestätigt

DepressionUS-amerikanische Wissenschaftler konnten in einer aktuellen Humanstudie bestätigen: Es existiert eine Verbindung zwischen niedrigen Acetyl-L-Carnitin-Werten im Blut und der Schwere und Dauer von Depressionen. Publiziert wurden die Ergebnisse am 30. Juli 2018 im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences. Federführende Autoren sind die Neuroendokrinologin Dr. Carla Nasca (Standford) sowie die Psychiatrie- und Verhaltensforscherin Prof. Dr. Natalie Rasgon (Standford) und der Neuroendokrinologe Dr. Bruce McEwe (New York).

Die Studie markiert die jüngste Spitze einer Reihe vorangegangener Versuche an Tieren:

„In früheren Experimenten an Nagern, die ebenfalls von Dr. Nasca geleitet wurden […], war bereits eine Verbindung erkennbar zwischen einem Mangel an Acetyl-L-Carnitin und depressiven Verhaltenszügen“, erklärt Dr. McEwe. „Oral oder intravenös verabreicht, kehrte Acetyl-L-Carnitin die Symptome um und die Tiere verhielten sich wieder normal.“

Die Versuchstiere reagierten innerhalb weniger Tage auf die Substanz. Heutige Antidepressiva dagegen wirken typischerweise nach zwei bis vier Wochen – bei Tier und Mensch gleichermaßen. Auch die Nebenwirkungen scheinen bei Acetyl-L-Carnitin geringer auszufallen als bei herkömmlichen Medikamenten.

Für die neue Humanstudie rekrutierten Nasca und ihr Team zwei demografisch abgestimmte Gruppen zu je 45 Versuchspersonen im Alter von 20 bis 70 Jahren. In einer der Gruppen befanden sich ausschließlich Menschen, die als mittel oder schwer depressiv diagnostiziert und behandelt worden waren. Die zweite Gruppe mit gesunden Teilnehmern diente als Kontrollgruppe.

Verglich man Blutproben der depressiven Teilnehmer mit denen der gesunden Versuchspersonen, ergab sich ein klares Bild: Der Acetyl-L-Carnitin-Spiegel im Blut der Kranken lag deutlich unter dem der Gesunden, unabhängig von Alter und Geschlecht. Es zeigte sich außerdem: Je schwerer der Grad der Depression und je härter das Maß an Missbrauch, Ablehnung, Armut und Gewalterfahrung in der Kindheit, desto niedriger der Acetyl-L-Carnitin-Wert.

Der menschliche Körper produziert von Natur aus Acetyl-L-Carnitin. Dem Stoff scheint eine besondere Rolle im Gehirn zuzukommen: Er ist zumindest teilweise dafür verantwortlich, erregte Nervenzellen im Hippocampus und Frontalcortex zu beruhigen. Trotzdem rät Dr. Rasgon von einer Selbstmedikation ab:

„Es gibt so viele Beispiele für Nahrungsergänzungsmittel, die im ganzen Land als Wundermittel gegen Was-weiß-ich-nicht über den Ladentisch gehen […], sich am Ende aber nicht wirklich bezahlt machen.“

Und im Fall von Acetyl-L-Carnitin, so Rasgon, seien zu viele große Fragen bisher unbeantwortet:

„Wir haben einen wichtigen neuen Biomarker für starke depressive Störungen identifiziert. Wir haben nicht untersucht, ob eine Nahrungsergänzung mit dieser Substanz die Symptome der Patienten wirklich verbessern kann. Wie lauten die korrekte Dosierung, Häufigkeit und Dauer der Anwendung? Bevor wir Empfehlungen geben können, müssen wir diese Fragen beantworten.“

Quellen: Med.Stanford.edu, 30.07.2018, http://bit.ly/nex79-acetyl2; ScienceAlert.com, 31.07.2018, http://bit.ly/nex79-acetyl

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