Die meisten von uns werden wohl kaum einen Gedanken an das Thema Tektonik verschwenden – das überlassen wir lieber den sogenannten „Experten“. Unter Tektonik versteht man laut Definition jene Bewegungen und Kräfte, die im Laufe der Erdzeitalter die Struktur und den Aufbau der Erdkruste geformt haben und bis heute formen. Allgemein wird der Begriff als Synonym für Plattentektonik verwendet. Die Theorie ist von der Öffentlichkeit wie auch von den Wissenschaftlern weitgehend anerkannt und gilt als adäquate Erklärung für sämtliche geologischen Merkmale der Erde, angefangen beim Alter und der Zusammensetzung der Ozeanböden über die Entstehung der Gebirge bis hin zur Verbreitung von Pflanzen- und Tierarten.
Wie Sie vielleicht wissen, wimmelt es in der Geschichte der Wissenschaft von mehr oder weniger berüchtigten Theorien, die mit dem Ziel aufgestellt und gefördert wurden, das Leben und das Universum in ihrer Gänze zu erklären.
Ein klassisches Beispiel für ein wissenschaftliches Dilemma finden wir im Bereich der Astronomie zur Zeit des Mittelalters. Vor dem 16. Jahrhundert beriefen Wissenschaftler sich auf das geozentrische oder ptolemäische Modell des Universums, dem auch die Kirche huldigte.
Dieses geozentrische Modell behauptete sich über 1.500 Jahre in vielen antiken Zivilisationen als allgemein anerkannte Beschreibung des Kosmos, insbesondere durch den Einfluss von Aristoteles und Ptolemäus in Griechenland und im von den Römern beherrschten Ägypten. Das geozentrische Modell beruhte auf der Annahme, dass sich die Erde im Zentrum des Kosmos befindet und von der Sonne, dem Mond, den Sternen und den anderen Planeten umkreist wird. Heute können wir über diese Vorstellung mit Fug und Recht lachen. Und warum? Weil wir heute Zugang zu modernen Erkenntnissen haben und es besser wissen.
Mit dieser Einführung in die klassische Astronomie wollte ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Entlarvung des geozentrischen Weltbildes zugunsten eines heliozentrischen Modells lenken, das wir alle als gegeben kennengelernt haben. Nikolaus Kopernikus schuf nicht nur eine Theorie, mit der er die Bewegung der Sonne im Verhältnis zur Erde erklären konnte, sondern entsorgte damit zugleich eine Vielzahl von Ad-hoc-Theorien, die notwendig gewesen waren, um das geozentrische Weltbild zu rechtfertigen.
Ich möchte jetzt zu einem Dilemma schwenken, mit dem sich die Geowissenschaften derzeit konfrontiert sehen und das durchaus vergleichbar ist mit dem Dilemma, dem sich Kopernikus 1514 gegenübersah. Die sogenannte moderne Wissenschaft hält sich dank ihres etablierten Peer-Review-Systems für immun gegen solche Miseren, wie sie in der Vergangenheit immer wieder auftraten. In Wirklichkeit neigt das Peer-Review-System jedoch dazu, jedes Dilemma in der Wissenschaft zu verewigen, indem es uns nicht erlaubt, vom Konsens abzuweichen und alternative Standpunkte oder Erkenntnisse zu veröffentlichen.
Kontinentalverschiebung und Plattentektonik
Im Jahr 1915 lieferte Alfred Wegener in der ersten Auflage seines Buchs „Die Entstehung der Kontinente und Ozeane“ ernst zu nehmende Argumente für die Theorie der Kontinentalverschiebung. In seinem Buch beschreibt er die Formen der Ostküste Südamerikas und der Westküste Afrikas, die auf ihn den Eindruck machten, als wären sie einst miteinander verbunden gewesen. Wegener stellte seine Theorie und Argumente zur Kontinentalverschiebung vor und begab sich dann auf die Suche nach signifikanten fossilen und geologischen Beweisen, die das Auseinanderbrechen und das anschließende Auseinanderdriften der Kontinente im Laufe der Zeit belegten. Diese Ansätze entwickelte er weiter und stellte die These auf, dass die heutigen Kontinente früher eine einzige Landmasse bildeten – der man später den Namen Pangäa gab. Diese Landmasse, so folgerte Wegener, sei später in mehrere Teile zerbrochen, die in der Folge auseinanderdrifteten „und somit die Kontinente vom Erdmantel lösten“. Wegener verglich diesen Vorgang mit „Eisbergen aus Granit von geringer Dichte, die auf einem Meer aus dichterem Basalt schwimmen“.
Obwohl die Theorie der Kontinentalverschiebung zunächst über viele Jahrzehnte hinweg abgelehnt wurde, legte Wegener damit den Grundstein für neue Gedankenexperimente und Spekulationen über den Ursprung unserer Kontinente und Ozeane. Wie Wegener völlig zu Recht propagierte, entsprach das Zusammenpassen Amerikas mit dem afrikanischen und europäischen Kontinent den Tatsachen und bedurfte einer Erklärung.
Um Wegeners Theorie zu belegen, machte es sich der emeritierte Professor Samuel Warren Carey von der University of Tasmania zur Aufgabe, den alten Superkontinent Pangäa auf einem modernen Modell der Erde zusammenzusetzen. Mit großer Sorgfalt stellte Carey sicher, dass er die Formen und Größen der Kontinente bei seinen Modellierungsversuchen auf einer Nachbildung der Erde mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern genau vergleichen und zusammensetzen konnte.
In einer seiner Publikationen kommentierte er sein Vorgehen wie folgt:
„Belohnt wurde meine eifrige Genauigkeit zunächst mit Frustration. Aber am Ende zahlte sich der rigorose Ansatz aus, denn dadurch trat eine Diskrepanz zutage, die vorher nicht offensichtlich gewesen war. Nicht meine Methode war fehlerhaft, sondern meine Annahme, dass die Erde zur Zeit der Pangäa die gleiche Größe hatte wie unser heutiger Planet.“
Carey war also im Zuge seiner Arbeit auf Indizien gestoßen, die eine ganz andere Geschichte erzählten als die weithin anerkannten und geförderten Theorien zur Kontinentalverschiebung und Plattentektonik.
Seine Forschung brachte ihn zu folgender Erkenntnis:
„Die Zusammensetzung der Pangäa ist auf einer Erde mit dem gegenwärtigen Radius nicht möglich.“
Leider wurden und werden diese bedeutsamen physikalischen Beobachtungen und Careys daraus resultierende Schlussfolgerungen bis heute komplett ignoriert. Stattdessen greift man immer wieder auf cartooneske Rekonstruktionen der Kontinente zurück, wie man an dem in Abbildung 1 gezeigten Beispiel sieht, einer Darstellung des Superkontinents Rodinia aus dem Jahr 2017.
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