Als „Überlebender“ habe ich ein relativ differenziertes Verständnis von Krebs entwickelt, und vieles, was einem erzählt wird, glaube ich nicht mehr. Das gilt für die Schulmedizin genauso wie für die alternativen Ansätze. Ein populärwissenschaftliches Buch über dieses Thema hat’s bei mir daher inzwischen schwer.
Aber dieses Buch würde ich momentan jedem empfehlen, der irgendwas mit dem Thema Krebs zu tun hat. Es hat in meinem Kopf aufgeräumt und mir den verzweifelten Kampf der Forscher und Ärzte angesichts dieser extrem vielschichtigen Krankheit vor Augen geführt – angefangen bei Virchow, der als einer der ersten das ungebremste Wachstum von Krebswucherungen unter seinem Mikroskop untersuchte, über Warburg, einen weiteren deutschen Ausnahme-Wissenschaftler, der sich bis zu seinem Tod sicher war, den grundlegenden Mechanismus von Krebserkrankungen entdeckt zu haben, und weiter über Forscher wie Frei und Freireich, die die Grundlagen für die berüchtigten Chemotherapien legten, die in diesem Buch treffend als „die Pforten zur Hölle“ beschrieben werden. Man beginnt aber auch zu verstehen, unter welchem Handlungsdruck diese Forscher angesichts der grauenhaften Leiden standen, denen sie sich ständig gegenüber sahen.
Warburgs Ansicht, dass Krebs im Kern eine Stoffwechselerkrankung sei, galt in letzter Zeit als überholt, obwohl der Nobelpreisträger bis zum Ende seines Lebens davon überzeugt war. Doch Christofferson schildert auf packende Weise, wie in den letzten Jahren eine neue wissenschaftliche Avantgarde seine Theorie neu entdeckt und – noch besser – darauf aufbauend neue Therapien entwickelt, die nicht nur unblutig und ungiftig sind, sondern auch neuen Anlass zur Hoffnung geben, mit ihnen den Krebs wenn nicht zu heilen, dann zumindest in den Griff zu bekommen.
Einer der Stars in den letzten Kapiteln des Buchs ist die koreanische Wissenschaftlerin Young Ko und der von ihr verwendete Wirkstoff 3-Bromopyruvat (3-BP). Beim Stöbern danach im Internet habe ich dann noch einen ganzen Sack voll weiterer vielversprechender Ansätze gefunden, die mir alle verborgen geblieben wären, hätte ich dieses Buch nicht gelesen.
Aus diesen Gründen arbeiten wir übrigens gerade mit Hochdruck an einer deutschen Übersetzung, die dann im Mobiwell-Verlag erscheinen wird.
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