Bill Kaewert ist Vorsitzender und technischer Direktor der Stored Energy Systems Kapitalgesellschaft. Seine Firma vertreibt Notstromaggregate und Komponenten für Systeme mit besonderen Anforderungen an die Ausfallsicherheit. Dazu gehören auch die Abschussvorrichtungen der US-Interkontinentalrakete Minuteman III. Vor kurzem nahm Kaewert an einer EMP-Simulation der militärischen Bildungseinrichtung der USA (National Defense University) teil. Mehrere Dutzend Vertreter von Ersthelfer-Organisationen, Experten für öffentliche Sicherheit und Militärangehörige simulierten in einem Planspiel einen großflächigen Netzausfall. Laut Kaewert hatte selbst diese Gruppe hochrangiger Spezialisten große Schwierigkeiten, eine Katastrophe der fünfzigfachen Größe des Hurrikans Katrina in den Griff zu bekommen. Schnell wurde auch klar, dass bei einem Netzzusammenbruch viele Nothelfer, Militärs und Regierungsangehörige ihre Posten verlassen würden, um Familie und Freunde vor dem hereinbrechenden Chaos zu schützen.13
Das einzig „Gute“ an einem EMP-Angriff: Die Auswirkungen würden eine bedeutend kleinere Fläche treffen als ein schwerer geomagnetischer Sturm. Große Teile der USA, und natürlich der Rest der Welt, blieben intakt und könnten beim Wiederaufbau helfen. Stellen Sie sich aber den fast vollständigen Verlust der Infrastruktur auf mehr als zweieinhalb Millionen Quadratkilometern
vor, dann bekommen Sie eine Ahnung davon, was ein EMP-Angriff mit einer einzigen suborbital gezündeten Atombombe anrichten kann.
Die Katastrophe verhindern
Nach einer Analyse empfahl die EMP-Kommission dem US-Kongress eine Reihe von Maßnahmen zur Sicherung der Stromnetze und weiterer kritischer Teile der Infrastruktur. John Kappenman schätzt, dass der Einbau von Schutzschaltungen in das US-Netz (inkl. eines Vorrats wichtiger Ersatzteile) etwa eine Milliarde US-Dollar kosten würde. Deutlich günstiger wäre es seiner Ansicht nach, einen Jahresvorrat an Dieselkraftstoff für die Notstromgeneratoren der Kernkraftwerke anzulegen, und wichtige Teile und Geräte in elektromagnetisch abgeschirmten Stahlbehältern zu lagern. Sie wären dann zeitnah vor Ort verfügbar, falls ein Generator durch einen EMP-Angriff beschädigt würde und nicht anspränge.14
Ich müsste hier nicht lange überlegen. Zum Preis eines einzigen B-2-Bombers oder eines Bruchteils der Kosten für das 2008 aufgelegte US-Bankenrettungsprogramm wären wir gegen eine Katastrophe gewappnet, die das Ende unserer bekannten Zivilisation bedeuten könnte. Ein kompletter Schutz gegen alle Auswirkungen eines solaren Supersturms oder eines EMP-Angriffs ist unmöglich. Zweifellos können wir uns aber gegen die schlimmsten Folgen absichern. Im Jahr 2008 hat die Umsetzung der Empfehlungen der EMP-Kommission die Kongressmehrheit knapp verfehlt.15 Bis wir die Welt EMP-sicher gemacht haben, liegt noch ein weiter Weg vor uns. Jeder Bürger kann sein Teil dazu beitragen und die entsprechende Gesetzgebung einfordern. Wir alle müssen daran arbeiten, mehr Widerstandsfähigkeit und Eigenverantwortung in unserem Lebensumfeld aufzubauen, um im Fall eines längerfristigen Netzausfalls das Beste aus der Situation machen zu können.
Endnoten
- Cappiello, D.: „Long Blackouts Pose Risk to US Nuclear Reactors“, Associated Press, 29.3.11
- Joseph, L. E.: „The Sun Also Surprises“ in New York Times, 15.08.10; http://tinyurl.com/czuk22k
- Silverman, S. M. und Cliver, E. E.: „Low-latitude auroras: the magnetic storm of 14–15 May 1921“ in J. Atmospheric and Solar-Terrestrial Physics, 2001, 63:523-535; außerdem: NERC: „High-Impact, Low-Frequency Event Risk to the North American Bulk Power System: A Jointly Commissioned Summary Report of the North American Electric Reliability Corporation and the US Department of Energy’s November 2009 Workshop“, Juni 2010, S. 68
- Komitee für gesellschaftliche und ökonomische Auswirkungen des Weltraum-Wetters: „Severe Space Weather Events: Understanding Societal and Economic Impacts“, Nationaler Forschungsrat der Akademie der Wissenschaften der USA, 2008, S. 7-13, 100; außerdem: Cliver, E. W. und Svalgaard, L.: „The 1859 Solar–Terrestrial Disturbance and the Current Limits of Extreme Space Weather Activity“ in Solar Physics, 2004, 224:407-422
- Kappenman, J.: „Geomagnetic Storms and Their Impacts on the US Power Grid“, Metatech Corporation, Meta-R-319, Januar 2010
- Ebd., S. 1-3
- CNN News: „Sagging Power Lines, Hot Weather Blamed for Blackout“, 11.08.96
- Walsh, B.: „Can We Prevent Another Blackout?“ in Time, 11.08.08; http://tinyurl.com/67wvag
- Effron, L. et al.: „One Electrical Worker Blamed for Leaving Millions Without Power in California, Arizona and Mexico“, ABC News, 08.09.11; http://tinyurl.com/czam64w
- NUREG-1738: „Technical Study of Spent Fuel Pool Accident Risk at Decommissioning Nuclear Power Plants“, Februar 2001, wie gemeldet in „Docket No. PRM-50-96: Petition for Rulemaking“, Stiftung für überlebensfähige Gesellschaften für die NRC, S. 3-9, 49-50; http://tinyurl.com/c5vvd84
- Arnold Gundersen, Interview mit dem Autor, November 2011
- „Report of the Commission to Assess the Threat to the United States from Electromagnetic Pulse (EMP) Attack: Critical National Infrastructures“, April 2008 (Abschn. über EMP-Auswirkungen)
- Bill Kaewert, Interview mit dem Autor, Dezember 2011
- John Kappenman, Interview mit dem Autor, Dezember 2011
- Pry, P. V.: „Statement Before The Congressional Caucus On EMP“, EMP act America, 15.02.11
Kommentare
26. Juli 2012, 17:41 Uhr, permalink
Bahi Fugoru
Ja, interessanter Beitrag, keine Frage. Aber, wenn ich mir die Sonnenaktivität in diesem Sonnenflecken-"maximum" so ansehe, ist das eine einzige Katastrophe. Selten so ein schwaches und "ungefährliches" Maximum des 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus gesehen. Dabei sollte es da in dieser Zeit (2011-2012) dort so richtig abgehen! Nix zu sehen.
Also, nix für ungut. Es wird alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird, oder?
Bahi
17. August 2012, 16:58 Uhr, permalink
Sven
Ich habe noch nie eine Seite gesehen, die so mit angeblichen Wissenschaftlern um sich wirft, wie diese hier. Hier wird ganz einfach Kapital daraus geschlagen, dass die meisten Menschen alles Glauben was man ihnen erzählt. Die Sonne spielt in kleinster Weise verrückt, ihre Leistung variiert nur geringfügig, was in Zyklen mit je elf Jahren Länge erkennbar ist. Und dieses angebliche, ach so starke Maximum ist, wie mein Vorredner schon schrieb, enttäuschend schwach. Wobei ich mich doch so auf ein paar Monate Gratisurlaub freute, da mangels Strom mein Betrieb nicht mehr funzt.
Ansonsten Rate ich denen, die leichtgläubig in Panik verfallen, einfach mal den kostenlosen Caritas Psychologen aufzusuchen.
28. Januar 2014, 17:19 Uhr, permalink
Wolfgang
@Sven
Die Sonne wird sich wohl kaum an einen Zyklus halten. Im Universum gibt es keine Irdischen Gesetze, die der Wurm Mensch schreibt. Schon der nächste KMA kann uns Menschen erheblich dezimieren. Sie werden auch keinen Urlaub haben, denn dann geht es um das nackte Überleben, und Ihr Betrieb wird Ihnen recht egal sein. Es wird von einer zur anderen Minute nichts mehr so sein wie es war. Wir werden so leben werden wie 1750 und davor. Es wird sehr lange keinen Strom mehr geben, und der größte Teil der Erde wird Atomar verseucht sein.
Das was Sie jeden Tag auf den Straßen, in Bahnen und Bussen erleben, wird sich massivst verstärken, denn jeder ist sich selbst der nächste.
Ich könnte dies noch weiter ausschmücken, aber dies würde den Rahmen dieser Kommentarfunktion sprengen.
Gruß
Wolfgang
28. Januar 2014, 17:20 Uhr, permalink
Wolfgang
@Sven
Die Sonne wird sich wohl kaum an einen Zyklus halten. Im Universum gibt es keine Irdischen Gesetze, die der Wurm Mensch schreibt. Schon der nächste KMA kann uns Menschen erheblich dezimieren. Sie werden auch keinen Urlaub haben, denn dann geht es um das nackte Überleben, und Ihr Betrieb wird Ihnen recht egal sein. Es wird von einer zur anderen Minute nichts mehr so sein wie es war. Wir werden so leben werden wie 1750 und davor. Es wird sehr lange keinen Strom mehr geben, und der größte Teil der Erde wird Atomar verseucht sein.
Das was Sie jeden Tag auf den Straßen, in Bahnen und Bussen erleben, wird sich massivst verstärken, denn jeder ist sich selbst der nächste.
Ich könnte dies noch weiter ausschmücken, aber dies würde den Rahmen dieser Kommentarfunktion sprengen.
Gruß
Wolfgang
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