Später, in Kombination mit alternativen Behandlungsmethoden, konnte er seine Metastasen erfolgreich heilen. Da sein erstes Buch zum Thema mehr oder weniger ignoriert wurde, legt der Autor nun nach. Über weite Strecken kritisiert er die Art und Weise, wie die Schulmedizin mit Heilungen umgeht, die nicht auf herkömmliche Therapiemethoden zurückführbar sind.
Bessere medizinische Diagnostik hat zu einer früheren Krankheitserkennung geführt, das ist keine Frage. Dadurch kann früher therapeutisch eingegriffen werden – und wer fünf Jahre nach einer Krebstherapie keine weiteren Rückfälle hatte, gilt als geheilt. Durch eine frühere Diagnose wird diese Spanne bis zur Heilung quasi nach vorn verlegt, die Überlebenszeit ist aber weiterhin kurz, zu kurz. Bei aller berechtigter Kritik an der Schulmedizin empfiehlt er trotzdem, einen erfahrenen Arzt hinzuzuziehen, wenn man sich für den alternativmedizinischen Weg entscheidet.
Sich auf eine Spontanheilung zu verlassen, wäre sehr mutig, wenn nicht dumm. Statistiken dazu machen sehr schnell klar, dass es Ausnahmen sind, nicht die Regel. Dennoch gibt es sie, und Rétyi drängt darauf, diese Anomalien zu untersuchen, da sie uns neue Erkenntnisse darüber bringen könnten, wie Heilung geschieht. Im Grunde ist es eine Umkehrung des derzeitigen Konzepts von Krankheit, die als Feind betrachtet wird und mit einer „Anti-Medizin“ bekämpft werden muss. Rétyis Konzept richtet den Fokus auf Heilungsmöglichkeiten, die aus uns selbst kommen – oder woher auch immer.
Dazu berichtet er von unbekannten bis hin zu mittlerweile als Wunderheilung anerkannten Genesungen. Das ist spannend, manchmal fast unglaublich, andere Male nur verblüffend. Vor allem aber stellt sich die Frage: Was haben diese Menschen anders als die anderen gemacht? Sicher forschen Ärzte zu diesem Phänomen, aber die Datenlage ist immer noch dünn und die dokumentierten Fälle lassen bisher keine belastbaren Antworten zu. Eher erinnert das Ganze an ein Stochern im Nebel. Von Rétyi macht noch einige Exkursionen zu alternativen Therapiemethoden, die kenntnisreich und unterhaltsam geschrieben sind und unsere Perspektive auf das Phänomen Heilung sicher auch erweitern können. Letztlich habe ich Impulse bekommen, nach meinen am besten funktionierenden Selbstheilungsansätzen zu suchen, bevor es – hoffentlich nie – ernst wird. Patentrezepte wird der Leser aus diesem Buch nicht mitnehmen können.
Andreas von Rétyi
Kopp Verlag
253 Seiten
ISBN: 978-3-864455-88-9
€ 19,99
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