Weder die NASA noch irgendeine andere Raumfahrtbehörde zieht Einsteins Gleichungen heran, um die Umlauf- und Flugbahnen für ihre Satelliten oder Raumschiffe zu berechnen. Die auf Isaac Newton zurückgehende ungenauere Methode, um den Einfluss der Schwerkraft auf die Bewegung von Raumschiffen zu ermitteln, reicht angesichts der recht geringen Geschwindigkeiten und des vergleichsweise winzigen Betätigungsfeldes der menschlichen Weltraummissionen gegenwärtig vollkommen aus.
Das heißt jedoch keineswegs, dass auf die höhere Präzision, die das relativistische Gravitationskonzept bietet, in unserem irdischen alltäglichen Umfeld verzichtet werden kann. Ohne die einsteinschen Feldgleichungen wäre das Satellitennavigationssystem GPS beispielsweise undenkbar. So reichen die mathematischen Methoden und die klassische Auffassung der Schwerkraft aus dem 17. Jahrhundert einfach nicht aus, wenn in blitzschnellen Interaktionen die Position eines Autos auf einer Fahrbahn bestimmt werden soll – und zwar mithilfe von Satelliten, die sich mit 14.000 Kilometern pro Stunde in einer Höhe von 20.000 Kilometern bewegen. Die Unterschiede zwischen der Stärke des Schwerefeldes auf der Erdoberfläche und den Satellitenumlaufbahnen sind groß genug, um Zeitdilatationen hervorzurufen, die zu erheblichen Abweichungen bei der Positionsbestimmung führen würden, wenn man die klassischen statt der relativistischen Gleichungen verwenden würde.
Die newtonschen Gesetze sind natürlich nicht falsch; vielmehr haben sich die Naturwissenschaften im Laufe der Jahrhunderte stark weiterentwickelt. In dieser Zeit hat man begriffen, dass die zugrunde liegende Auffassung der Schwerkraft Mängel aufwies und nur die dahinterstehende Mathematik noch immer funktionierte – im Großen und Ganzen wenigstens. Daraus sollte man die Lehre ziehen, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine noch bessere Möglichkeit gibt, die Schwerkraft zu verstehen, und dass die Zukunft erneut eine umfassendere, komplexere Berechnungsmethode dieser universellen Kraft aufdecken wird. Dabei handelt es sich um keine kühne Annahme, denn je mehr wir heute über die Schwerkraft in Erfahrung bringen, desto mehr Widersprüche türmen sich auf.
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