SARS-Viren und TBC: Experten auf Irrwegen?

sarsIst das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 tatsächlich der Erreger von Covid-19? Oder sind die meisten Experten auf der falschen Fährte? Der historische Kontext und die weite Verbreitung der Tuberkulose während der Seuchen vergangener Tage lassen einen anderen Schluss zu.

Fort Funston 1918, Kansas (USA)

Um 1918 hatte sich in Fort Funston, Kansas, Ähnliches zugetragen, und viele Menschen betrachten das Fort als Ausgangspunkt der Spanischen Grippe.

In Kansas, im gesamten Mittleren Westen und im Westen der Vereinigten Staaten hatten Tuberkuloseepidemien erst mit der industriellen Erschließung Einzug gehalten.16 Dennoch waren um 1918 in puncto Tuberkulose alle Voraussetzungen für einen weltweiten Flächenbrand geschaffen, und ausgerechnet der amerikanische Mittlere Westen zählte zu den angreifbarsten Regionen: Dort, genauer gesagt im

ländlich geprägten Haskell County, Kansas, brach 1918 mitten während einer tödlichen Schweineseuche unbekannter Ursache eine noch namenlose Pandemie aus – und zwar nur wenige 100 Meilen von Camp Funston, das heute Fort Riley heißt, entfernt.

Es kann kein Zufall gewesen sein, dass bis zum Herbst 1918 Tausende Schweine im Mittleren Westen starben, und zwar anscheinend an derselben grippeähnlichen Erkrankung und in derselben Gegend – in Haskell County –, in der die schlimmste Pandemie der Menschheitsgeschichte, die zwischen 20 und 100 Millionen Leben kosten sollte, gerade ihren Anfang nahm. Weil dem Lebensmittelinspektor und Tierarzt J. S. Koen keine andere Bezeichnung geläufig war und er nur über eine Vermutung, nicht aber über Beweise verfügte, nannte er die unbekannte Erkrankung der Paarhufer kurzerhand „Schweinegrippe“, obwohl ein Tier nach dem anderen daran verstarb.

Dass im Herbst 1918 Tausende Schweine umkamen, verwies auf ein weiteres Problem: Das Mycobacterium avium, der Erreger der Geflügeltuberkulose, infiziert regelmäßig sowohl Vögel als auch Schweine und manchmal Rinder; unter den geeigneten Bedingungen können Menschen ebenfalls angesteckt werden. Somit waren die Schweine unfreiwillig zu einem lebenden Labor geworden, in dem sich drei Hauptformen der Tuberkulose (humane Tuberkulose, Rinder- und Geflügeltuberkulose) dadurch verwandeln konnten, dass Mykobakteriophagen (Viren) für den Austausch von genetischer Information sorgten – in etwa auf dieselbe Weise, wie sie auch dem „Influenzavirus“ zugeschrieben wurde. Die Voraussetzungen für eine Katastrophe waren geschaffen.

In Europa hatte man ein Experiment durchgeführt, dessen Ergebnisse für Kansas relevant gewesen wären, da der „Sonnenblumenstaat“ direkt in Amerikas „Staubschüssel“ liegt – dem Teil der Großen Ebenen, der aufgrund der Urbarmachung häufig von Staubstürmen betroffen war. Allerdings waren die neuen Erkenntnisse damals nicht bis nach Kansas durchgedrungen. Meerschweinchen, die Mikroorganismen, beispielsweise dem Erreger der Geflügeltuberkulose, ausgesetzt worden waren, entwickelten nur geringfügige oder gar keine Lungensymptome. Füllte man die Mykobakterien dagegen in Zerstäuber mit Feinstaub, zogen sich die Nagetiere eine sich fortschreitend verschlechternde Lungenkrankheit mit letalem Ausgang zu.17 Hier zeigt sich eine Parallele zur Pandemie von 1918 und der Luftverschmutzung in Wuhan, die eine Dunstglocke aus Feinstaub erzeugt. Obwohl man lange vermutet hat, dass eine Infektion des Menschen mit der Geflügelgrippe ein geschwächtes Immunsystem voraussetzt, könnte die Immunschwäche auch einfach nur darin bestehen, dass Staub die Immunantwort blockiert. Natürlich könnte auch eine vorausgegangene Tuberkuloseinfektion, wie sie 1918 häufig war, das Immunsystem unterdrücken – ob sie nun von chronischer Bronchitis begleitet wird oder nicht.18,19

Fort Riley war einst ein weitläufiger Militärstützpunkt, der 26.000 Mann beherbergte und mit Camp Funston ein eigenes Ausbildungslager besaß. Tausende Pferde, Schweine, Maultiere und Hühner erzeugten im Camp jeden Monat über neun Tonnen Mist, dessen Gestank die Luft erfüllte. Die gängige Methode, sich des Mists zu entledigen, bestand in seiner Verbrennung – sogar bei heftigem Wind. Der US-Inspektor und Tierarzt W. J. Butler sollte auf der 28. Konferenz der United States Live Stock Sanitary Association berichten:

„Kontaminierten Mist und stehendes Wasser halte ich für die wichtigsten Faktoren bei der Ausbreitung und Übertragung der Tuberkulose.“ 20

Ein aktueller Artikel im Journal of the American Medical Association von Wang et al. legt nahe, dass sich Covid-19 auf Kreuzfahrtschiffen und in Krankenhäusern am schnellsten ausbreiten könnte, wenn Angestellte mit Fäkalien kontaminierte Kleidung oder Arbeitsmittel erneut verwenden, um die Ressourcen zu schonen.21

Am Samstag, den 9. März 1918 – wie es der Zufall will, erreicht die jährliche Tuberkulosewelle auch in Wuhan (China) in diesem Monat ihren Höhepunkt – kündigte ein bedrohlich schwarzer Himmel an, dass sich ein gewaltiger Staubsturm zusammenbraute. Als der Sturm losbrach, vereint mit der Asche von über neun Tonnen brennenden Mists, bildete sich ein stechend riechender, gelber Dunstschleier. An jenem Tag – so wird behauptet – hat sich die Sonne über Kansas verdunkelt. Zwei Tage später, am 11. März 1918, fand sich der Kompaniekoch Albert Gitchell im Krankenhaus Funston ein und klagte über „eine schlimme Erkältung“ mit grippeähnlichen Symptomen, zu denen unter anderem Kopf-, Hals-, Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Fieber zählten. Er berichtete auch, dass er am 4. März, also eine Woche, bevor er sich krank gefühlt hatte, Schweinepferche gereinigt habe. Gitchell sollte sich von dieser – seiner letzten – Krankheit nicht mehr erholen. Bis zur Mittagsstunde des 14. März suchten 100 weitere Männer dasselbe Militärkrankenhaus auf. Innerhalb eines Monats erkrankten 1.000 Männer, von denen etwa 50 starben.22 Camp Funston durchlitt eine tödliche Seuche.

Die hohe Sterbeziffer war extrem ungewöhnlich, doch nichts im Vergleich zu den Ereignissen des Herbstes, als die Krankheit, die durch die Infektionszyklen im Menschen scheinbar an Kraft gewonnen hatte, unerbittlich zuschlug. Camp Funston im März, Camp Devens im September (auf diesen Monat fällt der zweite Höhepunkt der Tuberkulosewelle in Wuhan), dann breitete sich die Krankheit auf dem gesamten Staatsgebiet und in der ganzen Welt aus. Geschätzte 20 bis 100 Millionen Menschen fielen ihr weltweit in weniger als einem Jahr zum Opfer, darunter mindestens 600.000 bis eine Million US-Amerikaner Es handelte sich um die verheerendste Seuche, die von Menschen bis zum heutigen Tag bezeugt worden ist.

„Covid-19“-Pneumonie

Chan berichtet, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2, dem Erreger der gegenwärtigen Pandemie, manchmal eine „atypische“ Lungenentzündung hervorrufe. Auch Rist verwies 1929 auf eine atypische Lungenentzündung: Bei 300 Personen, die nach und nach wegen einer Pneumonie ins Krankenhaus aufgenommen worden waren, diagnostizierte er mit einer fast 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit eine „atypische“ tuberkulöse Lungenentzündung.23 Farber und Clarke verzeichneten 100 Fälle, in denen Personen wegen einer nicht tuberkulösen Lungenentzündung in ein allgemeines Krankenhaus eingewiesen worden waren und sich herausgestellt hatte, dass Tuberkulose die Ursache war.24 In seinen eigenen Obduktionsergebnissen zur Zeit der Spanischen Grippe erwähnt Major Milton Hall, MD, entzündliche Erkrankungen der Atemwege, wobei er willkürlich den Begriff „Grippe“ benutzt, um die Ereignisse im Jahre 1918 zu erklären. Gleichzeitig gibt er freilich zu, dass die Ursache dieser Grippe völlig unklar sei. Dr. Hall beschreibt die von der „Grippe“ verursachte Lungenentzündung ebenfalls als atypisch, fand aber heraus, dass die Truppen aus dem Süden und Südosten der Vereinigten Staaten mit Abstand am anfälligsten waren – in diesen Bundesstaaten trat die tuberkulöse Lungenentzündung landesweit am häufigsten auf.25

Die Lehren aus SARS

In weitgehender Übereinstimmung mit Covid-19-Erkrankungen werden bei SARS-Patienten 26 bevorzugt die Unterlappen der Lunge in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zu einer perihilären Ausdehnung, einer Verdickung der intralobulären Septen sowie zu einer milchglasartigen Verschattung 27 der Lunge. Auch hinsichtlich der klinischen bzw. labordiagnostischen Parameter scheint es Parallelen zwischen SARS, dem neuartigen Coronavirus und der Miliartuberkulose (hämatogene Aussaat mit schwerem Verlauf) zu geben; so können etwa Fieber, Leukopenie, Lymphopenie und Hypertransaminasämie auftreten.28 Hinsichtlich des Fiebers ist eine Studie von Shi et al. von Interesse, die untersuchten, worauf die erhöhte Körpertemperatur von Patienten beruhte, die zwischen 2004 und 2010 im Beijing Xiehe Hospital mit „Fieber unklarer Genese“ aufgenommen worden sind. Als mit Abstand häufigste Ursache wurden Infektionen (479 Fälle, 48 Prozent) ermittelt, und hier nahm Tuberkulose (217 Fälle, 45,3 Prozent aller Infektionen bzw. 21,74 Prozent aller Patienten) die erste Stelle ein.29

Eine Infektion mit Coronaviren kann tödlich verlaufen, wenn es zu akutem Lungenversagen kommt. Akute Atemnot entwickelt sich als Folge von Entzündungen, in deren Verlauf sich der Alveolarraum mit Flüssigkeit füllt, wodurch ein angemessener Sauerstoffaustausch unterbunden wird. Die Zahl der Tuberkulosepatienten in Asien, die an akutem Lungenversagen sterben, steigt seit einiger Zeit an. Ein solcher Krankheitsverlauf ruft häufig ein sogenanntes Crazy-paving-Muster bei Dünnschicht-CTs hervor.30 Chen deutete vorsichtig an, dass der Anteil der Miliartuberkulose als eine der möglichen Ursachen für akutes Lungenversagen „nicht gerade gering sein dürfte“.31 Roger et al. ziehen es hingegen vor, in allen Fällen von Lungenversagen, deren Ursache nicht bekannt ist, von einer Tuberkuloseerkrankung auszugehen.32 Die Sterblichkeit aufgrund von akutem Lungenversagen infolge einer Miliartuberkulose ist ähnlich hoch wie bei einer Infektion mit SARS oder Covid-19.33

Kommentare

14. Juli 2020, 06:49 Uhr, permalink

Bert

Gegenmassnahmen oder Lösungen? Was kann der Normalverbraucher tun? Das fehlt leider in dem Artikel und macht ihn daher wertlos.

14. Juli 2020, 08:12 Uhr, permalink

mlm

super spannend. Danke.
... Information als wertlos zu bezeichen weil diese zur Zeit keine praktische Lösung anbietet ist einfältig. Nur wenn man sich mit einem Sachverhalt auseinandersetzt kommen Lösungen zustande.

20. November 2020, 11:13 Uhr, permalink

Herma Berger

Danke für diesen spannenden Artikel , bin gespannt wann endlich die Wissenschaft zusammen arbeitet und so möchte gern Wissenschaftler die nur auswendig lernen und Zusammenhänge nicht verstehen ablösen um ein wirkliches Heilmittel ( beinhaltet auch verhalten ,Umweltschutz ,sowie genaues beobachten , Aufklärung) zu finden

30. Dezember 2020, 11:50 Uhr, permalink

Lucille

Dieser Artikel ist nicht „wertlos“ sondern als sehr wertvoll zu bezeichnen.
Ich habe kürzlich gelesen dass Vit D Mangel den Krankheitsausbruch leichter macht.
So kann man auch nachvollziehen, meiner bescheidener Meinung nach, dass im Sommer die Krankheit praktisch zum Stillstand kam und im Herbst/Winter wieder ausgebrochen ist.
Es gibt auch genug Artikel dass weltweit viele Menschen unter Vit. D Mangel leiden.

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