SARS-Viren und TBC: Experten auf Irrwegen?

sarsIst das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 tatsächlich der Erreger von Covid-19? Oder sind die meisten Experten auf der falschen Fährte? Der historische Kontext und die weite Verbreitung der Tuberkulose während der Seuchen vergangener Tage lassen einen anderen Schluss zu.

Noymers und Garennes Feststellung, die Tuberkulose habe wesentlichen Anteil an der hohen Sterblichkeit durch die Spanische Grippe ab 1918 gehabt, stützt sich insbesondere auf die bekannte Auffassung, dass bakterielle Sekundärinfektionen der Lunge häufig dann auftraten, wenn die Grippekranken bereits mit dem Tuberkuloseerreger infiziert waren.4

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Der Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis im Rasterelektronenmikroskop (Quelle: NIAD)

Eine eindeutige Beziehung zwischen der explosionsartigen Ausbreitung und dem häufig tödlichen Verlauf der „Killergrippepandemie“ in 40 US-amerikanischen Städten sowie der Sterblichkeitsrate bei Lungentuberkulose und ähnlichen Krankheiten erkannte auch Pearl.5 Nishiura wiederum weist nicht nur einen Zusammenhang zwischen Tuberkulose und dem Tod infolge einer Grippe nach, sondern zeigt auch auf, dass es in der Kontrollgruppe, deren Mitglieder nicht an Tuberkulose erkrankt waren, zu keinem einzigen Todesfall kam. Oei und Nishiura schlussfolgern:

„Sollte irgendwann in der Zukunft eine Grippepandemie mit hoher Letalität auftreten, wäre es ausgesprochen nützlich zu untersuchen, inwiefern die Tuberkulose das Sterberisiko beeinflusst, um die Katastrophe einzudämmen.“ 6

Während die Spanische Grippe wütete, zeigten Wade und Manalang, dass das Pfeiffer-Influenzabakterium (Haemophilus influenzae), das früher zur selben Gattung wie der Tuberkelbazillus gezählt wurde, winzige, schwer zu erkennende, virenähnliche Formen hervorbrachte, denen eine Zellwand fehlte. Solche Formen oder Stadien waren auch für Mykobakterien nachgewiesen worden.

Zu einem gewissen Zeitpunkt während der Pandemie hielt die Mehrheit der US-amerikanischen Forscher das Pfeiffer-Influenzabakterium für die Ursache der Spanischen Grippe.7 Im Dezember 1918 teilte ein Leitartikel im British Medical Journal 8 mit, dass „Pseudoinfluenza“ Wades und Manalangs Filter passierte, und schlussfolgerte, dass dies sowohl die Virologen als auch ihre Rivalen, die Bakteriologen, zufriedenstellen sollte:

„Wer diese Hypothese akzeptiert, kann weiterhin an Pfeiffers Organismus glauben und davon ausgehen, dass es auch eine filtrierbare (virusartige) Form annimmt.“

In Forscherkreisen konnten sich solche vernünftigen Überlegungen allerdings nicht durchsetzen.

Gegen SARS-CoV und MERS-CoV – Epidemien, die 2002 bzw. 2012 ausbrachen – haben sich antivirale Medikamente als nutzlos erwiesen. Dennoch hat man sich bei der Behandlung von 138 Covid-19-Patienten in einem Krankenhaus in Wuhan hartnäckig an die Gewohnheit geklammert, virenhemmende Medikamente zu verabreichen, wie Wang et al. in einer neuen, in der Fachzeitschrift JAMA veröffentlichten Studie darlegen.9 Andererseits erhielten alle 138 Patienten – ebenso wie der Großteil der 99 Patienten aus Chens aktueller Lancet-Studie10 – Antibiotika; darunter sind einige, die neben ihrem allgemein antibakteriellen Effekt eine beträchtliche Wirkung gegen Mykobakterien aufweisen. Gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos. Zwar wird behauptet, Antibiotika werden und wurden lediglich eingesetzt, um „sekundäre“ Bakterieninfektionen zu unterdrücken, die während der gegenwärtigen Pandemie auftreten, doch sind Antibiotika weltweit für die überwiegende Mehrheit der an Covid-19 erkrankten Personen nachweislich eine ausgesprochene Hilfe – egal, ob die Patienten von einer Sekundärinfektion betroffen sind oder nicht.

Potenzielle Covid-19-Opfer „zusammenzupferchen“ bzw. in Quarantäne zu halten, ist eine gängige Praxis. Nichtsdestotrotz äußerte sich Thomas M. File jr., Präsident der Infectious Diseases Society of America, besorgt, dass die große Nähe, wie sie bei der Quarantäne gegeben ist, die Menschen „anderen Infektionen [aussetzen könnte], die sich noch leichter verbreiten als das Coronavirus, beispielsweise Tuberkulose – sie wird durch die Luft übertragen – und Bakterieninfektionen, die bei hoher Bevölkerungsdichte um sich greifen.“ 11 Dr. File wird sich gewiss daran erinnert haben, dass 1990 eine neuartige antibiotikaresistente Tuberkulose in einem großen städtischen Krankenhaus in Miami ausbrach. Kurz darauf kam es in drei Krankenhäusern in New York City zu weiteren Ausbrüchen, von wo die Infektion auf städtische Gefängnisse übersprang.

Wie auch bei SARS verbreitete sich die Infektion anfangs in Krankenhäusern: Patienten steckten sich gegenseitig und das Personal an. Weil die Bakterienstämme Mehrfachresistenzen erworben hatten, konnte man die New Yorker Tuberkulosepatienten und ihre Leidensgenossen aus Florida kaum behandeln, sodass die Mehrheit verstarb – viele binnen weniger Wochen. Bis 1992 waren in 17 Bundesstaaten Fälle von medikamentenresistenter Tuberkulose aufgetreten, wobei es in Florida, Michigan, New York, Kalifornien, Texas, Massachusetts und Pennsylvania zu Miniepidemien gekommen war. Wie man den internationalen, aber nicht den US-amerikanischen Medien entnehmen konnte, war die Tuberkulose außer Kontrolle geraten.

Anlässlich der früheren durch SARS-CoV ausgelösten Pandemie sprachen Wong et al. in einem Artikel für das Journal of the Chinese Medical Association eine Warnung aus, die für gewöhnlich ignoriert wird:

„Da die Ärzte bei einem SARS-Ausbruch ganz auf die Diagnose von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) konzentriert sind, übersehen sie leicht andere endemische Krankheiten, etwa Tuberkulose.“ 12

Die Chronologie der Ereignisse lässt bei der aktuellen Covid-19-Pandemie auf nichts Neues oder Neuartiges schließen. Die Seuche brach im Dezember 2019 aus, als sich bei 41 Personen eine Lungenentzündung unklarer Ursache entwickelte. In Wuhan dauert der Winter von Dezember bis Februar. Yangs Wuhan-Studie, die den Zeitraum von 2004 bis 2013 abdeckt, schildert, dass die alljährliche Tuberkulosewelle aufgrund einer vermehrten Übertragungsrate im Winter anschwillt; ihren Spitzenwert erreicht sie im März, ein zweiter, kleinerer Höhepunkt liegt im September.13 Dass es im Frühlingsmonat März zu den meisten Tuberkulosefällen kommt, ist auch aus anderen Ländern wie Japan, Kuwait, Indien und Spanien bekannt. Yang führt die erhöhte Ansteckungsrate im Winter darauf zurück, dass die Menschen vermehrt in Innenräumen zusammenkommen, zusätzlich einen Vitamin-D-Mangel entwickeln und sogar auf die mangelnde Luftqualität. Die stark ansteigende Luftverschmutzung in Wuhan, die durch die Ansiedelung ausländischer Unternehmen und die verstärkte Müllverbrennung forciert wurde, erzeugte eine sichtbare Dunstglocke, die derart dicht war, dass sie ab Juni 2012 das periphere Sehen beeinträchtigte. Dieser Dunst ist von Feinstaub erfüllt, der mit der Atemluft in die Lunge gelangt. Die Konzentration der Partikel, die laut Yang aufgrund ihrer Größe das Tuberkelbazillus beherbergen könnten, ist im Winter am höchsten.

Wer aus der Geschichte nichts lernt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen

Die Wirtschaft in Wuhan expandierte auf Teufel komm raus. Ohne Unterlass ließen sich neue Unternehmen nieder. Damit verbunden waren ein steigender Bedarf an Geflügel und Schweinefleisch – zwei Grundnahrungsmittel der chinesischen Küche –, der Ausbau der Aufzuchtbetriebe und somit unweigerlich tonnenweise zusätzlicher Abfall. Bereits im Jahr 2015 verfügte Wuhan über fünf große Müllverbrennungsanlagen, geplant waren allerdings noch viel mehr.14

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Die Luftverschmutzung, die im Oktober 2014 die Sicht auf die nordchinesische Ebene verdeckt, überschreitet die Richtlinien der WHO bei Weitem. (Quelle: NASA)

Dabei sollte das erst der Anfang sein. Bis zum Juli 2018 bündelten 14 große Schweinezuchtbetriebe mit einer jährlichen Produktionskapazität von insgesamt 1,5 Millionen Schweinen ihre finanziellen Kräfte in der Absicht, zwei Millionen Tiere pro Jahr zu schlachten. Nirgendwo sonst auf der Welt wird so viel Schweinefleisch verzehrt wie in China, das für mehr als die Hälfte des weltweiten Schweinebestandes aufkam – zumindest, bis sich ein weiteres „Virus“, das als Erreger der Afrikanischen Schweinepest gilt, über ganz China verbreitete. Gegen diese Infektionskrankheit, die befallene Schweine praktisch nicht überleben können, gibt es kein Heilmittel. Bis August 2019 rottete das Virus 40 Prozent der gesamten chinesischen Bestände aus, natürlich wütete es auch in Wuhan. Im Grunde starb in einem Jahr ein Viertel der auf der Erde gezüchteten Schweine. China unternahm alles, was geboten schien, und keulte Tausende von Schweinen, um den Ausbruch von 2018 unter Kontrolle zu bringen. Wie viele der toten Tiere, ob in Wuhan oder anderswo, begraben und wie viele verbrannt worden sind, kann niemand sagen. Jedenfalls war das Verbrennen von Schweinekadavern und -exkrementen ein todsicheres Rezept, um die Luft zu verschmutzen. Und so ließ sich die chinesische Regierung bald Förderprogramme einfallen, die Viehzüchter dazu ermuntern sollten, den Mist als Düngemittel zu verkaufen, was nur bis zu einem gewissen Grad den gewünschten Erfolg brachte. Im Rahmen einer Langzeitstudie wurden britische Schweinebestände von 1953 bis 1968 auf Mykobakterien untersucht. Dabei konnten erstaunliche 81 Prozent aller Tuberkulose-Infektionen auf Mycobacterium avium (Erreger der Geflügeltuberkulose) zurückgeführt werden.15 Einigen Forschern zufolge können verschiedene in Schweinen nachgewiesene Stämme von M. avium eine erhebliche Bedrohung für den Menschen darstellen. Die Ähnlichkeit der IS1245-RFLP-Muster („genetischer Fingerabdruck“) der Isolate aus Mensch bzw. Schwein weist auf eine enge genetische Verwandtschaft hin, was die Vermutung nahelegt, dass M. avium zwischen Menschen und Schweinen übertragbar ist.

Kommentare

14. Juli 2020, 06:49 Uhr, permalink

Bert

Gegenmassnahmen oder Lösungen? Was kann der Normalverbraucher tun? Das fehlt leider in dem Artikel und macht ihn daher wertlos.

14. Juli 2020, 08:12 Uhr, permalink

mlm

super spannend. Danke.
... Information als wertlos zu bezeichen weil diese zur Zeit keine praktische Lösung anbietet ist einfältig. Nur wenn man sich mit einem Sachverhalt auseinandersetzt kommen Lösungen zustande.

20. November 2020, 11:13 Uhr, permalink

Herma Berger

Danke für diesen spannenden Artikel , bin gespannt wann endlich die Wissenschaft zusammen arbeitet und so möchte gern Wissenschaftler die nur auswendig lernen und Zusammenhänge nicht verstehen ablösen um ein wirkliches Heilmittel ( beinhaltet auch verhalten ,Umweltschutz ,sowie genaues beobachten , Aufklärung) zu finden

30. Dezember 2020, 11:50 Uhr, permalink

Lucille

Dieser Artikel ist nicht „wertlos“ sondern als sehr wertvoll zu bezeichnen.
Ich habe kürzlich gelesen dass Vit D Mangel den Krankheitsausbruch leichter macht.
So kann man auch nachvollziehen, meiner bescheidener Meinung nach, dass im Sommer die Krankheit praktisch zum Stillstand kam und im Herbst/Winter wieder ausgebrochen ist.
Es gibt auch genug Artikel dass weltweit viele Menschen unter Vit. D Mangel leiden.

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