Im Jahr 1982 starb ich an Krebs im Endstadium. Mein Krebs war inoperabel, und jede Form der Chemotherapie, die man mir bieten konnte, hätte mich nur noch elender dahinvegetieren lassen. Man gab mir noch sechs bis acht Monate zu leben.
In den 1970er Jahren war ich geradezu besessen von Nachrichten, und Atomkrise, Umweltkrise usw. hatten mich zunehmend depressiv gemacht. Da ich keine spirituelle Basis hatte, begann ich zu glauben, dass die Natur einen Fehler begangen hatte und wir Menschen wohl nichts weiter als ein Krebsorganismus auf diesem Planeten seien. Ich sah keinen Ausweg aus all den Problemen, die wir für uns selbst und den Planeten erschaffen hatten. Ich betrachtete alle Menschen als Krebsgeschwür, und ein Krebsgeschwür war, was ich erhielt. Und genau das brachte mich um.
Geben Sie Acht darauf, was für eine Weltsicht Sie sich aneignen, denn sie kann auf Sie zurückfallen, besonders wenn es sich um eine negative Weltsicht handelt. Ich hatte mir eine überaus negative zu eigen gemacht, und genau dies führte mich in den Tod. Ich probierte alle möglichen alternativen Heilmethoden aus, aber keine half.
Also kam ich zu dem Schluss, dass dies eine Angelegenheit allein zwischen mir und Gott sei. Ich hatte mich Gott nie zuvor zugewandt oder mich auch nur mit ihm befasst. Zur damaligen Zeit interessierte mich Spiritualität in jeglicher Form nicht im Geringsten, und dennoch trat ich eine Reise an, auf der ich viel über Spiritualität und alternative Heilmethoden lernte. Ich begann, so viel ich konnte über das Thema zu lesen und in Erfahrung zu bringen, da ich im Jenseits keine Überraschung erleben wollte. Also las ich über verschiedene Religionen und Philosophien. All dies war sehr interessant und gab mir die Hoffnung, dass mich auf der anderen Seite tatsächlich etwas erwartete. Als es auf das Ende zuging, erhielt ich Hospizbetreuung.
Ich erinnere mich noch daran, dass ich eines Morgens gegen 04:30 Uhr mit dem Wissen aufwachte, dass meine Zeit gekommen war. Dies war der Tag, an dem ich sterben würde. Also rief ich einige meiner Freunde an und nahm Abschied. Ich weckte meine Hospizbetreuerin und informierte sie. Ich hatte die private Übereinkunft mit ihr getroffen, dass sie meinen toten Körper sechs Stunden lang unberührt liegen lassen solle, da ich gelesen hatte, dass allerhand Interessantes geschieht, wenn man stirbt. Dann schlief ich erneut ein.
Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist der Anfang eines typischen Nahtoderlebnisses. Urplötzlich war ich bei vollem Bewusstsein und stand auf, wobei mein Körper jedoch im Bett zurückblieb. Um mich herum war Dunkelheit. Außerhalb meines Körpers zu sein, fühlte sich sogar noch lebendiger an als das herkömmliche Erleben des Körpers. Es war derart intensiv, dass ich gleichzeitig in jedes Zimmer des Hauses, auf das Dach des Hauses, um das Haus herum und unter das Haus blicken konnte.
Dann war da plötzlich ein strahlendes Licht. Ich wandte mich diesem Licht zu. Es ähnelte stark dem Licht, das schon viele andere Menschen im Rahmen ihrer Nahtoderlebnisse beschrieben haben. Es war einfach überwältigend. Das Licht ist greifbar; man kann es fühlen. Es ist verlockend; man will zu ihm gehen, so wie man sich in die Arme einer vollkommenen Mutter oder eines vollkommenen Vaters werfen möchte. Während ich mich auf das Licht zubewegte, wusste ich intuitiv, dass ich tot sein würde, sobald ich es erreichte. Also sagte ich:
„Einen Moment, bitte, warte kurz. Ich möchte darüber nachdenken; ich würde gerne mit dir sprechen, bevor ich gehe.“
Zu meiner Überraschung kam das gesamte Geschehen an diesem Punkt zum Stillstand. Man besitzt die Kontrolle über die eigene Erfahrung des Nachtodlebens. Schließlich befindet man sich nicht auf einer Achterbahnfahrt.
Meine Bitte wurde also gewährt, und ich sprach eine Weile mit dem Licht. Dieses wechselte immer wieder sein Erscheinungsbild und verwandelte sich in Figuren wie Jesus, Buddha und Krishna sowie in Mandalas und archetypische Bilder und Symbole. „Was geschieht hier?“, fragte ich das Licht.
„Bitte, Licht, erkläre mir, was du bist. Ich möchte diese Situation in ihrer ganzen Wirklichkeit erfassen.“
Die genauen Worte vermag ich nicht wiederzugeben, denn es war mehr eine Art telepathische Verständigung.
Das Licht antwortete. Die mir übermittelten Informationen besagten, dass der persönliche Glaube die Resonanz formt, die man während seiner Erfahrung des Nachtodlebens vom Licht erhält. Wenn man Buddhist oder Katholik oder Fundamentalist ist, dann entspricht die Rückkopplungsschleife ebendiesen Glaubensvorstellungen. Man bekommt die Chance, diese zu betrachten und zu prüfen, doch die meisten Menschen tun dies nicht.
Während das Licht sich mir enthüllte, wurde mir bewusst, dass ich in Wahrheit die Matrix des Höheren Selbst sah.
Wir alle besitzen ein Höheres Selbst bzw. einen der Seele übergeordneten Wesensteil. Dieser gab sich mir in seiner reinsten Energieform preis. Das Wesen des Höheren Selbst kann ich nur ansatzweise als eine Art Kanal, als eine Leitung beschreiben. So sieht es nicht aus, aber es stellt eine direkte Verbindung zur Quelle eines jeden von uns dar. Wir sind unmittelbar mit dieser Quelle verbunden. Das Licht zeigte mir also die Matrix des Höheren Selbst. Ich hing keiner besonderen Religion an, und daher sah die Rückkopplung während meiner Erfahrung des Nachtodlebens entsprechend aus.
Ich bat das Licht um weitere Einsichten und Erklärungen, und so begriff ich, was die Matrix des Höheren Selbst ist. Unseren Planeten umgibt ein Netz, über welches das Höhere Selbst eines Menschen mit dem aller übrigen verbunden ist. Das ist wie eine große Gemeinschaft, eine feinstoffliche Energieebene, die uns unmittelbar umgibt – die Seelenebene, wenn man so will.
Nach einer Weile bat ich das Licht um weitere Ausführungen. Ich wollte wahrhaft ergründen, was es mit dem Universum auf sich hat, und ich war bereit zu gehen. „Ich bin bereit“, sagte ich. „Nimm mich mit.“
Da verwandelte sich das Licht in das Schönste, was ich je gesehen habe: ein Mandala aus allen menschlichen Seelen dieses Planeten. Diesem nun stand ich mit meiner negativen Sicht des Weltgeschehens gegenüber. Während ich das Licht bat, sich mir weiter zu offenbaren, sah ich in diesem herrlichen Mandala, wie wunderschön wir alle in unserem Wesenskern sind. Wir sind die allerschönste Schöpfung, die es gibt.
Die menschliche Seele, die menschliche Matrix, die wir alle zusammen bilden, ist absolut phantastisch, elegant, exotisch. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr dieser Moment meine Meinung über die Menschheit veränderte. „Oh, Gott“, rief ich. „Ich wusste ja nicht, wie schön wir sind.“ Ganz gleich, auf welcher hohen oder niederen Ebene oder in welcher Gestalt Sie sich gerade befinden, Sie sind die allerschönste Schöpfung überhaupt. Genau das sind Sie.
Kommentare
08. Oktober 2010, 18:25 Uhr, permalink
Os von der Spree
Faszinierend - hier wird der flüchtige Augenblick im Moment größter Not skizziert, der Lebenswille, Überlebenswille. Dem Blitz folgt der Donner der Erkenntnis. Ich bin überzeugt davon, dass es derartige Selbstheilungskräfte tatsächlich gibt! Es gibt zahlreiche wissenschaftlich dokumentierte Beispiele.
Doch Vorsicht: Aus solchen Berichten sind schon "Glaubensgemeinschaften", ja Sekten entstanden - mit nur einem Ziel: Abzocke!
Wer Todessehnsucht verspürt, sollte diesen Beitrag besser nicht lesen, denn der Lebenswille, der Funke, der ein solches Ereignis überhaupt möglich macht, ist längst erloschen! Man wird das "Licht am Ende des Tunnels" vergeblich suchen - es war nur die U-Bahn!
10. November 2010, 14:53 Uhr, permalink
Oskar
Ein wunderbarer Beitrag zu den Möglichkeiten und zur Ganzheit unseres Seins!
Ein anderer Beitrag zu den Möglichkeiten und zur Ganzheit unseres Seins findet sich bei David Safier: "Mieses Karma"
[ich hoffe, das wird nicht als "Schleichwerbubg gewertet - ich empfinde das wirklich als lesenswerte, weitere Möglichkeit, unsere Ganzheit begreifen zu können!]
19. November 2010, 21:11 Uhr, permalink
Ramona Anna Mayer
DANKE für diesen bereichernden Bericht, der mir Erkenntnisse bestätigte, die sich mir offenbarten.
Da jede Bestätigung zur Beruhigung unseres Verstandes beiträgt, was es uns erleichtert das zu leben, was wir sind, empfinde ich solche Berichte als Juwelen im gesamten Informations-Pott.
Von Herzen,
Ramona Anna Mayer
02. November 2013, 20:52 Uhr, permalink
Sutter Margareta
danke dir lieber Mensch
für deinen Reisebericht. Er hat mich derart in Bann gezogen, als würde ich diese Reise gleich selber erfahren!!!....ich danke dir dafür!
Es geht mir wie Ramona Anna Mayer, es ist wie wenn ich vieles schon
kennen oder erahnen würde und doch fühlt es sich so wundervoll, lichtvoll, mächtig, kreativ und einfach göttlich an. Danke!
fühle dich liebevoll umarmt
Margareta
27. Januar 2019, 21:29 Uhr, permalink
Ulrike Fels
Wenn man die Bücher von Imhof oder anderer experten gelesen hat ist dieser bericht eine wertvolle ergänzung. indem er aufzeigt, dass eine befragung des inneren lichtes möglich ist eröffnet er uns eine selbstbestimmung über den tod hinaus, ein Nicht-mehr-ausgeliefert-sein. einfach wundervoll!
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