Trinkwasser ist ein kostbares und immer knapper werdendes Gut. Bereits im Jahr 2030 wird die Trinkwasserversorgung in Großstädten und Dürregebieten zum Problem. Die in den letzten Jahrzehnten errichteten Staudämme, darunter die Drei-Schluchten-Talsperre in China, der Assuan-Damm und der Itaipú-Damm an der Grenze von Brasilien und Paraguay, konnten diesen Zeitpunkt ein wenig hinauszögern. Doch die Grundwasserreserven schwinden, während Bevölkerungswachstum und Klimawandel immer schneller voranschreiten.
Auch unsere Vorfahren hatten mit Trinkwasserknappheit zu kämpfen. Einige Hochkulturen, etwa die Römer, passten bestehende Versorgungslösungen an ihre Bedürfnisse an oder fanden neue Wege, beispielsweise Aquädukte, Zisternen, Tunnelsysteme oder Rohrleitungen über lange Strecken. Andere Kulturen, wie die Maya, gingen wegen der fehlenden Wasserversorgung unter.
Die alten Perser zählten zur erstgenannten Gruppe und erfanden eine geniale Methode, die Menschen in trockenen Regionen mit frischem Wasser zu versorgen. Sie entwickelten vor mehreren Tausend Jahren die sogenannten Qanate. Dieses System zum Sammeln und Verteilen von Wasser versorgte die dürren Ebenen und landwirtschaftlichen Nutzflächen allein durch die Nutzung der Schwerkraft mit Quellwasser aus den umliegenden Bergen. Etliche gleich große, vertikale Brunnenschächte dienten als Wasserentnahmestellen sowie zur Erweiterung und Instandhaltung des Röhrensystems. Das Prinzip der Qanate funktionierte so ausgezeichnet, dass es sich über ganz Zentralasien, Nordafrika und die arabische Welt verbreitete.
Die persischen Qanate
Der älteste bekannte Qanat befindet sich bei Dast-e Bayaz und wurde vermutlich bereits 2000 v. Chr. ausgehoben. Rund 1.000 Jahre später entstand der längste jemals gebaute Qanat nahe der antiken Stadt Zärtsch. Auf einer Länge von 71 Kilometern besitzt er 2.115 vertikale Wartungsschächte.
Das Qanatsystem verbreitete sich jedoch erst während der Zeit des alten Perserreichs der Achämeniden (550 bis 331 v. Chr., gegründet von Kyros dem Großen) über die Steppenlandschaften Asiens und Afrikas. Zur Bewässerung der etwas fruchtbareren Marvdascht-Ebene in der Provinz Fars ließ König Kyros den Ramjerd-Staudamm an der Kura errichten und durchzog die Gegend mit Kanälen. Mit Kyros begann auch der Siegeszug der Qanate. Nach Osten verbreitete sich das Bewässerungssystem bis Pakistan und Afghanistan, dort nannte man es karez bzw. kariz. Im Westen gelangten die Qanate bis nach Nordafrika, wo sie unter dem Namen foggara bzw. fughara bekannt waren. Darüber hinaus kamen Qanate aber auch in arabischen Staaten, etwa dem Oman, zum Einsatz. Etwa 500 v. Chr. führten die Perser das Qanatsystem in Ägypten ein.
Der makedonische Geschichtsschreiber Kallisthenes berichtet, die Perser hätten schon im Jahr 328 v. Chr. Wasseruhren eingesetzt, um die Bewässerung der verschiedenen Bereiche exakt steuern zu können. Die Wasseruhr oder fenjaan war das genauste Messgerät und gab an, wie lange ein Bauer Wasser aus dem Qanat auf seine Felder rieseln lassen durfte.
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