Ein Erlebnis am See
Januar 2024. Es ist ein himmelblauer Morgen. Ich stehe am Ufer eines Badesees, sauge die klare Luft ein und stelle meinen Blick auf unendlich. Mein Ziel: die Orgonenergie. Das Thema kam im Zuge meiner Recherchen aufs Tapet, und ich teste eine Hypothese: Wenn man in einen blauen Himmel blickt und die Augen auf unscharf stellt, soll man sie in Form weißer, fluktuierender Pünktchen sehen können.
An diesem Morgen klappt das wunderbar. In meinem Blickfeld funkeln die Pünktchen wie ein zweiter, bewegter Sternenhimmel. Eine Frage, die Orgonjäger bei diesem Experiment aufbringen, stelle ich mir auch: Funkelt es nur in meinem Hirn, oder sehe ich da etwas in der Atmosphäre? Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wenn es etwas in der Atmosphäre ist, so sage ich mir, dann müsste ich doch die Funken mit meiner Hand abschirmen können. Ich hebe sie also gen Himmel, aber nichts da: Die Pünktchen wabern weiter, allerdings scheinen sie um meine Hand zu wandern. Hmm. Dann eine Idee: Nehme ich da etwa meine Aura wahr? Der Gedanke hat mich gerade erwischt, da passiert etwas Eigenartiges: Plötzlich sehe ich graue Schwaden in Höhe meiner ausgestreckten Hand vorbeiziehen – als läge ein Schleier über meiner Aura, als fließe ein Nebel von rechts nach links durch mein Sichtfeld. Sofort fallen mir Wagos Gefäße ein: Ähnelt das, was da vorbeischwimmt, nicht frappierend den Gebilden, die Wago aus seinen Patienten herausgezogen hat?
Die Überschneidung ist verblüffend und überraschend zugleich. Eigentlich war ich hier, um nach Orgon zu suchen – wieso sehe ich dann diese Schatten, buchstäblich aus heiterem Himmel? Bei unserem nächsten Telefonat konfrontiere ich Wago mit meinem Erlebnis, und für ihn ist klar: „Siehst du, da wurde dir gezeigt, wie mein Bett funktioniert!“ Gezeigt?! Von wem? Aber gedacht habe ich genau dasselbe …
80 Jahre und topfit: Der erste Bettbesitzer
Dezember 2022. Nach einem rustikalen Frühstück im Hotel Pirat holt mich Wago ab. Heute will er mich den zwei Menschen vorstellen, die ein Bett von ihm gekauft haben, damit ich mir auch unabhängig von seinen Erklärungen einen Eindruck verschaffen kann. Die erste Fahrt führt uns zu Miroslaw Roesler. Die Geschichte, die Wago über Mirek erzählt, ist Folgende: Vor ungefähr sechs Jahren war Mirek dem Tod näher als dem Leben. Er hatte gerade eine Herz-OP hinter sich, weil „die Adern zu waren“, und „konnte keine zehn Treppen hochlaufen“. Zu diesem Zeitpunkt begegnen sich die zwei, und Wago erzählt ihm vom Plasma und seinem Bett. Mirek hat noch genügend Lebenswillen, ist noch nicht bereit zu sterben und will etwas tun. Er hält sich an Wagos Anweisungen zur Atmung und Spaziergängen, beginnt damit, die Plasmen zu trinken, die Wago ihm zubereitet, und kauft schließlich ein Bett, das er regelmäßig benutzt.
„Heute kann ich aus Erfahrung sagen: Er schnappt sich zum Beispiel einen 40-Kilo-Sack und schleppt den 500 Meter weiter – obwohl er 80, 81 ist. Ich habe das live gesehen! Er schlägt Menschen im Armdrücken, die das nicht von ihm gedacht haben, und den See hinter seinem Dorf, den durchschwimmt er, das sind gut vier Kilometer. Außerdem war er in den letzten sechs Jahren so gut wie nie krank, ganz im Gegensatz zu vorher. Das alles wird er dir bestätigen können.“
Wir halten vor Mireks Haus, das ähnlich gepflegt ist wie das Familienhaus Wagos. Ein älteres Pärchen öffnet die Tür, Mirek ist ein hagerer Glatzkopf mit Brille. In gebrochenem Deutsch mit den typisch spitzen Is begrüßt er mich; er wirkt lebendig und fit. Als Erstes führt er uns ins Obergeschoss des Hauses, wo im Bad zwei Destilliergeräte und ein ganzes Bataillon der Gefäße mit den Auslässen steht, die ich schon bei Wago gesehen habe. Ich lese die Schriftzüge „Bajkalina“, „ZnO“, „sen-szen“ – all diese Plasmen, so erklärt er, stellt er selbst her und trinkt bis heute täglich davon.
Sein Plasmabett steht im Nebenzimmer. Es ist das zweite Bett, das Wago gebaut hat, und es hat schon einige Modifikationen hinter sich: Im Gegensatz zum Prototyp sind die Schläuche nicht transparent, das Wasser wird mit anderen Pumpen und anderer Geschwindigkeit durch sie geführt, die Form wurde von eiförmig auf rund geändert, das Holz beschichtet. Außerdem hat es in mehreren Ecken sogenannte Plasmareaktoren: Die leuchten futuristisch, wenn man das Bett einschaltet – eine Funktion aber haben die Farben noch nicht, wie Wago mir erklärt. Das sei zwar für später geplant, doch bisher wirke nur das Plasma: In den halbdurchsichtigen Kugelreaktoren befinde sich spezielles, rotierendes Plasmawasser, und das strahle seine Informationen in das Feld des Bettes ein, das von den äußeren zwei Windungen erzeugt wird (siehe Teil 1). Die Reaktoren seien auf Mireks Bedürfnisse konfiguriert und angepasst.
Auch hier bekomme ich Gelegenheit, das Bett zu testen. Die beiden Männer verlassen den Raum und überlassen mich dem Schnarren der Pumpenmotoren und dem Leuchten der Plasmareaktoren. Das Bett fühlt sich tatsächlich anders an, „weicher“, spreche ich ins Aufnahmegerät. Aber das Umfeld hier ist weniger intim als in Wagos Elternhaus, ich muss mehr daran denken, hier fremd zu sein und in einem Bett zu liegen, das nicht für mich gemacht ist. Im Grunde bin ich auch nicht hier, um eine eigene Erfahrung zu machen – ich will von Mirek wissen, ob er Wagos Aussagen bestätigen kann. Für ein Interview ziehe ich mich mit ihm zurück und befrage ihn über das, was mit ihm passiert ist.
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