Aber nicht nur Spontaneität spielt eine Rolle, das Gleiche gilt auch für Absicht. Man kann nicht nur so tun, als ob. Wenn Sie sagen, Sie würden eine Pflanze anzünden, es aber nicht meinen, dann wird auch nichts geschehen. Immer wieder fragen mich Leute aus allen Teilen des Landes, wie sie bei einer Pflanze Reaktionen hervorrufen können. Dann antworte ich Ihnen: Sie brauchen nichts Besonderes zu tun. Gehen Sie einfach Ihrer Arbeit nach und führen Sie darüber Buch. So können Sie später feststellen, womit Sie zu bestimmten Zeiten beschäftigt waren. Ziehen Sie dann die Diagrammaufzeichnungen zum Vergleich heran‘.
Leute, die sich im Großen und Ganzen an diesen Rat halten, erzielen oft Ergebnisse, die meinen ähneln, und gewinnen nicht selten den ersten Preis in irgendeinem wissenschaftlichen Wettbewerb. Wenn Sie jedoch mit „Biology 101“ in Berührung kommen, wird man Ihnen dort weismachen, dass Ihre Erfahrungen nicht zählen.
Einige Wissenschaftler haben versucht, meine Experimente zu replizieren […], wobei ihre Herangehensweise aber methodisch in jedem Fall inadäquat war […]. An diesem Punkt kann man sehr leicht scheitern […]. Und seien wir mal ehrlich: Einige der Wissenschaftler waren erleichtert, dass ihre Experimente scheiterten, denn ein Erfolg hätte bedeutet, sich gegen das gesamte überlieferte wissenschaftliche Gedankengut zu stellen.“
Ich merkte an, dass das Aufgeben der Vorhersehbarkeit für Wissenschaftler bedeuten würde, auch die Kontrolle aufzugeben, was wiederum bedeuten würde, die westliche Kultur aufzugeben. Und das wird so lange nicht geschehen, bis unsere Zivilisation unter dem Gewicht ihrer eigenen ökologischen Exzesse zusammenbricht.
Backster nickte zustimmend und meinte:
„Ich habe es aufgegeben, mich mit anderen Wissenschaftlern darüber zu streiten. Denn eines weiß ich: Auch wenn deren Experimente scheitern, so bekommen diese Wissenschaftler dennoch Dinge zu sehen, die ihr Bewusstsein verändern. Menschen, die sich vor 20 Jahren noch nicht geäußert hätten, sagen heute oftmals zu mir: ‚Ich denke, heute kann ich Ihnen sagen, wie sehr Sie mein Leben durch Ihre Arbeit in den 1970er Jahren verändert haben‘. Die entsprechenden Wissenschaftler glaubten seinerzeit, es sich nicht leisten zu können, für Unruhe zu sorgen. Denn schließlich standen ihre Glaubwürdigkeit und damit ihre Chancen auf Fördergelder auf dem Spiel.“
Mögliche Erklärungen
Ich fragte Backster, ob es noch andere Erklärungen für seine polygrafischen Messungen geben könnte. Ich hatte gelesen, dass jemand behauptete, ein lockerer Draht könnte der auslösende Faktor sein.
Backster antwortete:
„Im Laufe von 31 Jahren Forschungsarbeit habe ich alle lockeren Drähte gefunden. Nein, eine mechanische Erklärungsmöglichkeit kann ich nicht erkennen. Einige Parapsychologen glauben, ich würde die Kunst der Psychokinese beherrschen – also die Kunst, den Stift durch die Kraft meines Geistes zu bewegen. Das wäre auf jeden Fall ein ziemlich toller Trick. Sie übersehen dabei aber die Tatsache, dass ich viele meiner Experimente automatisiert und randomisiert habe. Oftmals weiß ich also gar nicht, was vor sich geht. Das erfahre ich erst, wenn ich die Diagramme und Videoaufzeichnungen auswerte. Herkömmliche Erklärungsversuche solcher Art klingen ziemlich abgedroschen.
Eine Erklärung, die Harper vorschlägt, bezieht sich auf statische Elektrizität: Wenn man nämlich mit schlurfenden Schritten durch einen Raum geht und dann eine Pflanze berührt, erhält man eine Reaktion. Aber natürlich berühre ich kaum jemals eine meiner Pflanzen während der Beobachtungszeit, und zudem wäre das Ergebnis dann in jedem Fall ganz anderer Art.“
Welches Signal fangen die Pflanzen denn nun tatsächlich auf?
„Das weiß ich nicht. Ich bin der Überzeugung, dass sich dieses Signal, was auch immer es sein mag, auch über Entfernungen hinweg nicht abschwächt. Das wäre jedoch der Fall, wenn es sich um ein elektromagnetisches Phänomen handelte. Ich schloss beispielsweise eine Pflanze an und unternahm dann immer wieder Spaziergänge, jeweils mit einen randomisierten Timer in meiner Tasche. Sobald der Timer klingelte, kehrte ich nach Hause zurück. Die Pflanze reagierte jedes Mal in dem Augenblick, in dem ich umkehrte. Die Entfernung spielte dabei keine Rolle. Auch das Signal aus Phoenix war ja seinerzeit genauso stark gewesen, als hätte sich Brian O’Leary im Nebenraum befunden.
Wir haben ebenfalls versucht, das Signal abzuschirmen, und deshalb mit Blei ausgekleidete Behältnisse verwendet und mit sonstigen Materialien experimentiert. Das Signal ließ sich jedoch nicht abschirmen. Mich brachte das zu der Vermutung, dass das Signal nicht wirklich von hier nach dort wandert. Vielmehr scheint es sich an verschiedenen Orten zu manifestieren. Damit landen wir natürlich unweigerlich im Bereich des Metaphysischen und Spirituellen.“
Eine neue Definition von Bewusstsein
Ich merkte an, dass das Phänomen der Primärwahrnehmung nach einer radikal neuen Definition von Bewusstsein verlangt.
„Sie meinen, wir müssten uns von der Vorstellung verabschieden, Bewusstsein als etwas zu betrachten, worauf wir Menschen ein Monopol haben?“
Backster zögerte einen Augenblick lang und fuhr dann fort:
„Die westliche Wissenschaft hat eine übertriebene Vorstellung von der Rolle, die das Gehirn für unser Bewusstsein spielt. Ganze Bücher hat man über das Bewusstsein des Atoms verfasst. Tatsächlich könnte Bewusstsein jedoch auf einer völlig anderen Ebene existieren.“
Ich fragte Backster, ob er auch mit Materialien gearbeitet hätte, die man normalerweise als unbelebt bezeichnet.
„Ich habe einige Dinge zerkleinert und in Agar suspendiert. In diesen Fällen erhielt ich elektrische Signale, die jedoch nicht notwendigerweise mit dem in Verbindung standen, was in der Umgebung vor sich ging. Das Elektrocode-Muster war zu vage, um es identifizieren zu können. Ich vermute allerdings, dass Bewusstsein tatsächlich noch wesentlich weiter reicht.
1987 nahm ich an der University of Missouri an einem Programm teil, im Rahmen dessen auch Dr. Sidney Fox einen Vortrag hielt. Fox arbeitete seinerzeit am Institut für molekulare und zelluläre Entwicklung der University of Miami. Er hatte elektrische Signale aufgezeichnet, die von einer proteinähnlichen Substanz ausgingen. Diese Substanz wies Eigenschaften auf, die denen lebender Zellen in verblüffender Weise ähnelten. Die Einfachheit der verwendeten Substanz und deren selbstorganisierende Fähigkeiten ließen mich vermuten, dass bereits in den frühesten Evolutionsstadien Biokommunikation auf diesem Planeten stattfand.
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