Nicht einfach: Das Phänomen Doppelgänger

DoppelgaengerMan sieht sich immer zweimal im Leben, besagt ein alter Abschiedsgruß. Aber was, wenn man das Gegenüber schon beim ersten Treffen doppelt sieht? Die Literatur ist voll von solchen Doppelgänger-Sichtungen – von Goethe über Lincoln bis hin zum heiligen Franz von Paola. Selbst in alten Mythen von Naturvölkern ist von Schatten die Rede, die sich zweiteilen und getrennte Wege gehen. Was es mit diesem zeit- und kulturübergreifenden Spuk auf sich hat, vermag niemand ganz zu erklären. Mireille Thibault hat sich an die Fersen der Doppelgänger geheftet und versucht, das sogenannte Bilokationsphänomen besser zu verstehen.

Sehen Sie manchmal auch doppelt? Das muss nicht der Alkohol sein: Es gibt einige Berichte über Menschen, die an zwei Orten gleichzeitig auftauchten. Die garantiert nüchterne Analyse einer Anomalie.

Die Doppelgänger

Der Begriff „Doppelgänger“ bezeichnet nicht nur eine Person, die eine frappante Ähnlichkeit zu einer anderen aufweist, mit der sie nicht verwandt ist, sondern im englischen Sprachgebrauch auch eine Art Geist, der einem Menschen wie ein Schatten folgt. Das Bedrohliche an diesem Geist – und hier schließt sich der Kreis: Er gleicht der betroffenen Person bis aufs Haar.

Alten europäischen Traditionen zufolge kündigt es den unmittelbar bevorstehenden Tod der betreffenden Person an, wenn sie ihren Doppelgänger sieht. Der englische Folklorist John Aubrey berichtete im 17. Jahrhundert, dass Lady Diana Rich, die Tochter des Grafen von Holland, im Garten ihres Vaters in Kensington mit ihrer Doppelgängerin konfrontiert worden sei. Einen Monat später sei sie dann an Pocken verstorben.

Königin Elisabeth I. von England machte vor ihrem Tod im Jahr 1603 dieselbe Erfahrung, als sie ihr blasses und verblühtes Ebenbild in ihrem Bett liegen sah.

1882 sah der englische Poet Percy Bysshe Shelley seinen Doppelgänger, als er an Bord des kleinen Boots ging, mit dem er wenige Tage später unterging.

Den Beschreibungen nach sind Doppelgänger lebensgroße Erscheinungen, oft durchsichtig oder von blasser Farbe. Manchmal ahmen sie die Bewegungen und den Gesichtsausdruck der Menschen nach, an die sie sich gehängt haben, und erscheinen vorzugsweise in der Dämmerung oder spätnachts. Es handelt sich um ein extrem seltenes Phänomen und die von einer solchen Erscheinung betroffenen Personen sind oft angespannt oder sehr müde, wenn der Doppelgänger erscheint. Andererseits haben etliche bekannte Persönlichkeiten angegeben, ihre Doppelgänger gesehen zu haben.

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), der weltbekannte Verfasser des „Faust“, hatte beispielsweise eine solche Erfahrung. Bei einer Fahrt nach Drusenheim im Jahr 1771 sah er seinen Doppelgänger, der aber anders gekleidet war als er. Die Erscheinung verblasste nach wenigen Sekunden. Acht Jahre später war er auf derselben Straße unterwegs, die zum Haus eines guten Freundes führte, und kam plötzlich zur Erkenntnis, dass er in diesem Augenblick genau die Kleidung trug, die er bei seiner seltsamen Beobachtung gesehen hatte. In Goethes Fall dürfte es sich bei dem Doppelgänger um eine Vision seiner eigenen Person gehandelt haben, die ein paar Jahre später Realität wurde.

Im Jahr 1860 saß Abraham Lincoln, der kurz zuvor zum amerikanischen Präsidenten gewählt worden war, auf einem Sofa in seinem Amtssitz, als er im Spiegel sah, dass hinter ihm kein anderer als er selbst stand – wenn auch etwas bleicher. Der Präsident stand auf, ging auf den Spiegel zu, doch da verschwand die Erscheinung wieder. Ein paar Tage danach ereignete sich das gleiche Phänomen noch einmal in besagtem Spiegel. Mary Todd Lincoln, die Frau Abrahams, hielt es für ein schlechtes Omen.

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