Die Staatskundlerin Kelly M. Greenhill veröffentlichte im Jahr 2010 die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Forschungen zum Thema „Massenmigration als Waffe“. Bis auf ein kurzes Vorwort der Autorin zur deutschen Ausgabe 2016 beziehen sich ihre Ergebnisse und Schlussfolgerungen nicht auf die aktuelle Situation in Europa.
Seit dem zweiten Weltkrieg identifiziert sie 56 Fälle von Massenmigration, die ihrer Definition nichtmilitärischer Waffen zum Erreichen von internationalen Zielen entsprechen. So führt sie etwa die Kubakrise des Jahres 1965 an, den Flüchtlingsstrom der Vietnamesen am Ende des Vietnamkriegs und den Kosovokonflikt.
Die Migrationswaffe sei vor allem ein wirksames Instrument schwächerer Staaten, da die Erfolgsquote zum Erreichen der Ziele mit 75 Prozent recht hoch liegen soll. Als Ziele werden finanzielle Unterstützungen, Aufhebung von Embargos (z. B. im Falle Libyens) und eine Änderung der Politik im Zielland benannt. Als Zielländer bieten sich insbesondere liberale, demokratisch legitimierte Staaten an, da dort die Gesetzgebung die Aufnahme Verfolgter begünstigt.
Insgesamt ergibt sich ein durchaus interessanter Überblick über ein kaum beachtetes Phänomen in der konventionellen Betrachtungsweise der Politik. Anlass der Veröffentlichung der deutschen Ausgabe dürfte der aktuelle Flüchtlingsstrom nach Europa sein. Allerdings bietet das Buch lediglich eine sehr detaillierte Studie über ein der aktuellen Situation nicht vergleichbares Phänomen.
Kommentar schreiben