All diese Leute versammeln sich fast gleichzeitig entlang der schmalen, gewundenen Straßen des Laurel Canyon. Sie kommen aus allen Landesteilen (obwohl die Gegend um Washington D. C. eindeutig überrepräsentiert ist), aus Kanada und England. Sie tauchen hier auf, obwohl es zu dieser Zeit kaum eine Popmusik-Industrie in Los Angeles gibt und dort auch keine nennenswerte Live-Musikszene exisiert. Es gibt (zumindest rückblickend gesehen) keinen erkennbaren Grund, warum sie plötzlich alle hier sind.
Heute wäre es für einen aufstrebenden Musiker natürlich sinnvoll, sich auf den Weg nach Los Angeles zu machen. Damals hießen die Zentren der Musikindustrie jedoch Nashville, Detroit und New York. Es war also nicht die Industrie, die die Laurel-Canyon-Szene nach L. A. lockte – es war die Laurel-Canyon-Szene, die L. A. in den Mittelpunkt der Musikindustrie verwandelte. Worauf lässt sich diese beispiellose Zusammenkunft zukünftiger Musik-Superstars in den Hügeln über Los Angeles also zurückführen? Was hat sie alle dazu bewogen, gen Westen zu ziehen?
Vielleicht hat Neil Young diese Frage am besten beantwortet, als er einem Reporter erzählte, warum er sich um 1966 Richtung L. A. aufmachte: „Wir waren wie die Lemminge.“
Hippies aus dem Nirgendwo und verdächtige „Selbstmorde“
„Er war großartig, einfach irre – wirklich, wirklich gut.“
„Er machte eine Art Musik, die niemand außer ihm draufhatte. Für mich hatte er etwas total Durchgeknalltes, Wunderbares. Er war ein richtiger Poet.“
Jetzt kommt unser erstes Quiz für heute: Beide der obigen Zitate – die zu verschiedenen Zeitpunkten getätigt wurden – stammen von einem berühmten Musiker aus dem Laurel Canyon der Sechzigerjahre und sind lobende Worte über einen anderen LC-Musiker. Sie kriegen fünf Punkte, wenn Sie wissen, von wem die Zitate stammen, und weitere fünf, wenn Sie herausfinden, um wen es hier geht. Die richtigen Antworten finden Sie am Ende dieser Folge.
Im ersten Teil dieser Saga haben wir einige der erfolg- und einflussreichsten Superstars der Rockmusik kennengelernt, die während der besten Zeit des Laurel Canyon aus diesem Stadtteil von L. A. hervorgingen. Bei diesen Persönlichkeiten handelte es sich aber nicht nur um Musiker, Sänger und Songwriter, die zufällig im Canyon zusammentrafen – sie waren auch noch dazu ausersehen, die Wortführer und de facto sogar Führer einer ganzen Generation zu sein. Wie Carl Gottlieb es in David Crosbys Autobiographie, bei der er Mitautor war, so schön ausdrückte:
„Die beispiellose Anziehungskraft, die der neue Rock’n’Roll auf die Massen hatte, sorgte dafür, dass die Sänger auch in öffentlichen und politischen Angelegenheiten etwas zu sagen hatten.“
Angesichts dieser Tatsache wirkt es natürlich noch seltsamer, dass die erwähnten Kultfiguren zu einem überwiegenden Teil Söhne und Töchter des Militär- /Geheimdienstkomplexes und die Abkömmlinge von Familien waren, die in den USA über sehr lange Zeit hinweg unglaublich viel Geld und Macht angesammelt hatten.
Als ich einem Freund vor Kurzem eine gekürzte Fassung des ersten Teils dieser Artikelserie vorlegte, spielte der freiwillig des Teufels Advokaten. Er meinte, an der Tatsache, dass so viele dieser Helden einer früheren Generation Familien mit militärischem und / oder Geheimdiensthintergrund entstammten, müsse nicht unbedingt etwas Verwerfliches sein. Vielleicht hatten sie ihre künstlerische Laufbahn ja nur eingeschlagen, weil sie damit gegen ihre Eltern und deren Wertesystem rebellieren wollten. In einigen Fällen könnte das sogar wahr sein, das gebe ich zu. Doch wie erklären wir die Tatsache, dass eine so erstaunlich hohe Anzahl dieser Leute (samt ihren Freundinnen, Ehefrauen, Managern usw.) einen so ähnlichen familiären Hintergrund hat? Sollen wir etwa glauben, dass damals nur die Söhne und Töchter von Navy-Admiralen, Experten für chemische Kriegsführung und Luftwaffen-Geheimdienstlern ein musikalisches Talent besaßen? Oder waren sie vielleicht eher genau die Musiker, die das Glück hatten, einträgliche Plattenverträge zu bekommen und von ihren Labels und den Medien unermüdlich beworben zu werden?
Wenn diese Künstler tatsächlich gegen die Werte ihrer Eltern rebellierten (und sich nicht in Wahrheit subtil für sie einsetzten) – warum sind sie dann nie öffentlich gegen die Vertreter dieser Werte aufgetreten? Warum hat Jim Morrison seinen Vater nie beschuldigt, eine Schlüsselrolle beim Aufschaukeln eines der blutigsten illegalen Kriege der Vereinigten Staaten gespielt zu haben? Oder diese Tatsache wenigstens auch nur einmal erwähnt? Und warum hat Frank Zappa nie einen Song geschrieben, in dem es um die Schrecken der chemischen Kriegsführung ging? Immerhin, es gibt ein nettes kleines Liedchen von ihm, das „The Ritual Dance of the Child-Killer“ (Der rituelle Tanz des Kindsmörders) heißt …
Gibt es einen Song der Mamas and the Papas, in dem sie über die Werte und Handlungen von John Phillips’ Eltern und Schwiegereltern herzogen? Und was war das noch einmal für ein Interview, in dem David Crosby und Stephen Stills sagten, dass sie mit den Werten ihrer Familien nichts mehr zu tun haben wollten?
Auf all diese Leute und viele ihrer Zeitgenossen werden wir in den folgenden Kapiteln noch zurückkommen – wenn wir uns fragen, wie und warum die Jugend-„Gegenkultur“ der Sechzigerjahre wirklich entstanden ist. Fast alle Berichte über dieser Zeit erklären die Geburt der Szene als eine spontane, völlig natürliche Reaktion auf den Krieg in Südostasien und die damals herrschenden gesellschaftlichen Zustände. Freilich gibt es aber auch „Verschwörungstheoretiker“, die immer wieder die Ansicht äußern, dass eine anfangs durchaus legitime Jugendbewegung irgendwann von Geheimdienstoperationen wie CoIntelPro vereinnahmt und untergraben wurde. Ganze Bücher wurden geschrieben, in denen es darum geht, wie angeblich rechtschaffene Musiker und Künstler vom FBI schikaniert und/oder von der CIA umgenietet wurden.
Wie Sie wahrscheinlich schon festgestellt haben, nähert sich diese Artikelserie dem Thema von einer völlig anderen Seite und stellt eine wirklich zutiefst beunruhigende Frage:
„Was, wenn die Musiker (und diverse andere Anführer und Gründer der ,Bewegung‘) selbst ebenso Teil der Nachrichtendienste waren wie die Typen, von denen sie angeblich schikaniert wurden?“
Was also, wenn die gesamte Jugendkultur der 1960er Jahre keine Basisbewegung war, die gegen die herrschenden Verhältnisse antrat, sondern eine zynische Methode, die aufkeimende Antikriegs-Bewegung zu diskreditieren und ins Abseits zu drängen? Was, wenn man damit nur eine Pseudo-Opposition schaffen wollte, die leicht kontrolliert und irregeleitet werden konnte? Und was, wenn die Schikanen, unter denen die Szene ach so wahnsinnig gelitten hat, nichts als eine geschickte Inszenierung waren, mit denen man den Führern der Gegenkultur mehr Glaubwürdigkeit verleihen wollte? Was wäre, wenn sie in Wahrheit alle in derselben Mannschaft gespielt hätten?
An dieser Stelle sollte man vielleicht erwähnen, dass die „Hippie“- / „Blumenkind“-Bewegung entgegen der landläufigen Meinung nicht gleichbedeutend mit der Antikriegs-Bewegung war. Im Laufe der Zeit kam es selbstverständlich zu Überlappungen zwischen diesen beiden „Bewegungen“. Und die Massenmedien taten in bewährter Manier das ihre dazu, die Flower-Power-Generation als Fackelträger der Antikriegs-Bewegung darzustellen. Schließlich konnte man einen buntgemischten Haufen ungewaschener, mit Drogen vollgepumpter Langhaariger, die mit Blumen und Friedenssymbolen behängt waren, viel leichter ausgrenzen als beispielsweise eine Gruppe angesehener Hochschulprofessoren und deren über die politischen Entwicklungen besorgte Studenten. In Wahrheit jedoch war die Antikriegs-Bewegung schon voll im Gange, als der erste aufstrebende „Hippie“ seinen Fuß in den Laurel Canyon setzte. Das erste „Teach-in“ zum Vietnamkrieg fand bereits im März 1965 an der University of Michigan statt; der erste organisierte Protestmarsch auf Washington wurde kurz danach abgehalten. Unnötig zu erwähnen, dass bei keiner dieser Veranstaltungen irgendwelche „Hippies“ waren. Doch dieses Problem wurde bald bereinigt. Und darüber war die Antikriegs-Szene – zumindest jene ihrer Mitglieder, denen es damit ernst war, das Blutvergießen in Vietnam zu beenden – alles andere als froh.
Kommentare
05. Mai 2013, 18:49 Uhr, permalink
Mirko Alexander
Mitten ins Schwarze.
An zwei Dinge habe ich mich schon beim Lesen der ersten Zeilen wieder erinnert:
(1) an Cathie O'Briens Enthüllungen (Die Tranceformation Amerikas, Mosquito Verlag) über die US-amerikanische Country Musik Szene, die ebenfalls als Cover für MK Ultra/CIA Operationen dient(e),
(2) und an "Solaris BlueRaven", die uns über die kanadische Rockband RUSH und ihren Sicherheitschef Michael J. Mosbach erstaunliche Dinge zu berichten hat:
www.youtube.com/watch?v=o4NU0PrYA6U
Auch Miles Johnston vom AMMACH Project hat die Dame interviewt:
www.youtube.com/watch?v=YPF-jVTGEw4
Eine klare Grenzziehung zwischen Tätern- und Opfern fällt in diesen Programmen mitunter schwer, weil die "Täter" selbst unter technologiebasierter Bewusstseinskontrolle stehen könnten.
Da hinter all diesen social engineering Programmen die subversiven Strategien extradimensionaler Mächte (aka "Außerirdische") stehen, die ihre ebenso machthungrigen wie verängstigten "menschlichen" Marionetten "beraten", darf man sich ernsthaft die Frage stellen, wie viel von der menschlichen Kulturgeschichte eigentlich den Menschen zuzuschreiben ist. Die pointierte Formulierung, dass seit dem Fall von Atlantis nur "Aliengeschichte" geschrieben wurde, verliert bei solcher Lektüre glatt ihre Spitze.
Aber was rede ich, wir sind ja schon drauf und dran, diese kosmische Charade zu beenden...
10. Oktober 2013, 03:33 Uhr, permalink
Arja
Bin zwar sehr viel jünger, aber gewisse Dinge sind nicht zu übersehen. Der Vietnamkrieg zum einen, war eine reine "Teststrecke", nicht anders als z. B. der Afganistankrieg in unserer jetztigen Zeit. Und auch heute gibt es wieder perfecte Parallelen. Der Spross von Rothschild "Davis" als Akrivist bei Greenpeace....lol....welch ein Hohn!!!! Morrison und Konsorten mochte ich noch nie....ist sehr ähnlich mit der Pop Geschichte heute. Ansonsten wäre die Love no War Sache vermutlich etwas anders ausgefallen.....Denke wir sind schon feinfühliger in Sachen Verschwörung, als die Generationen dazumals.
11. März 2016, 18:04 Uhr, permalink
frankforth
*We got the very sad news today, Nov. 22, 2015, that Dave McGowan passed away from cancer at 12:47 p.m. The article below was originally posted on May 23, 2015 when we got the news that Dave was very ill.
truthandshadows.wordpress.com/2015/05/23/mcgowan-battles-cancer/
22. Mai 2016, 10:57 Uhr, permalink
mickel
Zappa war ein eigenbrödler und hatte nichts mit Hippies am Hut. Er war ein freak was ihn in Verbindung mit einer gnadenlosen Arbeitshaltung zum genie machte. Wenn du schon was schreiben willst dann schreib es nicht nur unterhaltsam sondern schreib es real. Ich weiss viele fressen diesen waste und lieben es.
17. Juni 2017, 10:03 Uhr, permalink
Christian
An jeder Geschichte steckt ein Fünkchen Wahrheit und ich denke, daß an dieser Story auch etwas dran ist, aber daß könnten uns die Protagonisten besser selbst erzählen.
Ich interesseiere mich schon seit über 20 jahren für die Hippiezeit und ihre Entstehung und Auswirkung auf die Gesellschaft und es ist gut daß es diese leute gegeben hat, denn sie haben ein Stück weit die Welt verändert, auch wenn ihre Politik gescheitert ist, denn ohne die Hippies wäre die Welt heute nicht dieselbe.
Das sich plötzlich um das Jahr 1965 so viele Musiker an einem Ort versammeln, wäre auf den ersten Blick doch eigentlich nicht verwunderlich, denn es muß ja einer den Anfang gemacht haben und als andere merkten , daß einer damit Erfolg hat, zog man eben nach.
Wirklich verwunderlich ist dann aber doch die Tatsache, daß so viele Väter der heutigen Rock-Superstars in Militär od. Geheimdienstaktivitäten verstrikt waren und daß läßt die Vermutung nahe, daß da doch etwas im Argen liegt.
Sollte denn tatsächlich die Hippibewegung als Gegenentwurf zur Antikriegsbewegung von den Söhnen der Militärs oder gar den Militärs selbst initiiert worden sein, um den Antikriegsgegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, denn die waren ja der Regierung ein Dorn im Auge.
Seltsam erscheint auch die Anzahl der vielen Todesfälle im Laurel Canyon und deren Umgebung wenn man mal eine gewisse Zeitspanne betrachtet, angefangen mit dem Tod von Marina Elizabeth Habe im Dezember 1968 bis hin zum Tod von Gram Parsons im Jahre 1973 und nicht zu vergessen die Morde der Manson Family, dann fragt man sich unweigerlich warum diese Menschen, die alle in Verbindung zum laurel Canyon standen oder unmittelbar in die Szene involviert waren, in kurzen Abständen sterben mußten oder gestorben sind.
Waren daß alles unglückliche Zufälle oder besaßen diese Leute Wissen über gewisse Dinge und Aktivitäten der Regierung, die sie nicht hätten wissen dürfen ?
Was am Ende dabei herauskommt, ist sowieso immer eine Verzerrung der Wirklichkeit und der Tatsachen und die, die es uns hätten erzählen können, sind alle tot und haben ihr Wissen mit ins Grab genommen !
07. Juni 2018, 04:09 Uhr, permalink
Abrasax
Danke für diesen Artikel. Sein Inhalt enthält Einstiegsinformationen in ein gewaltiges Thema.
Die Sounds der angesprochenen Zeit haben mich persönlich nie positiv angesprochen. Mir sind diese Sounds stets müde, unmotiviert, gelangweilt begegnet, warum, das weiß ich nicht. Auch die meiste der heute modernen Musik empfinde ich so. Mit den Neger-Rhythmen, den Dosen-Sounds und den Okkult-Messen von heute will ich sowieso nichts zu tun haben.
Mit Geräuschen kann man Menschen direkt und unbewußt total beeinflussen.
Das Militär muß das einfach wissen. Mich würde wundern, wenn die Nazis das nicht herausgefunden hätten und es dazu keine Forschungsprojekte gegeben hätte. Aber möglicherweise war die Zeit und Technik dafür noch nicht gekommen.
Wer das Sexualverhalten der Menschen kontrolliert, der kontrolliert die Entwicklung der Menschheit.
Wir können es natürlich leugnen, aber es ist offensichtlich, daß diese Pop/Rock-UnKultur einen massiven Einfluß auf das Sexualverhalten der Menschen ausübt.
10. Juni 2020, 07:36 Uhr, permalink
Alexandra Stross
Manchmal sitze ich in diesen Tagen vor dem PC und heule, weil es so unglaublich ist, wie sehr man uns verarscht hat. Und ich gehöre nicht zu den Blauäugigen.
Hoffentlich hat all das bald ein Ende und die ganzen Informationen dringen an die Öffentlichkeit. Ich glaube fest an eine Wende.
23. Dezember 2022, 19:40 Uhr, permalink
D. Wersa
Schöne und knackige Zusammenfassung des Themas. Nur so konnte ich diverse bemerkenswerte Details kennen lernen, von denen ich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch nie was hörte, obwohl der Themenbereich Hippies/ Doors/ Zappa etc ja häufig aufgegriffen wird und er mich sehr interessiert. Aber wie fast immer bei den Öffis: um überhaupt über den Tellerrand schauen zu können, muss man sich zwangsläufig auch woanders erkundigen.
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