Weidners Odyssee
Wer glaubte, die unzähligen versteckten Codes in Stanley Kubricks Filmen seien längst alle aufgedeckt worden – insbesondere durch Jay Weidners Durchleuchtung der Stephen-King-Verfilmung „The Shining“ (vgl. NEXUS 32) –, wurde jetzt eines Besseren belehrt. Und zwar durch – Jay Weidner. Der Schöpfer zahlreicher okkult-esoterischer Dokumentationen, den das Magazin Wired einmal als „gelehrten Verschwörungsjäger“ bezeichnete, hat nach seinem unglücklichen Karriereschlenker als Produzent der Corey-Goode-Episoden für Gaia TV (s. NEXUS 109) wieder zugeschlagen: Gemeinsam mit dem Disclosure-Kritiker Ryder Lee produzierte er zunächst „JFK X“, dessen gewagte These zum sechs Jahrzehnte zurückliegenden Präsidentenattentat – falls zutreffend – alles über den Haufen werfen würde, was wir darüber je zu wissen glaubten. (lg.fyi/jfkx)
Nun legte das Duo überraschend den – meines Erachtens überzeugenderen – Abschluss von Weidners Kubrick-Trilogie vor. Präsentierte dieser in den 2011/12 veröffentlichten ersten beiden Teilen (lg.fyi/kubrick & lg.fyi/kubrick2) in erster Linie Indizien für eine möglicherweise durch Kubrick gefälschte Apollo-Mission, kehrt Weidner nun ins Overlook Hotel zurück, um in „A Clockwork Shining“ eine noch düsterere Handlungsebene des Horrorklassikers zu dechiffrieren. Die Namens- und optische Ähnlichkeit des besagten Hotels mit der einstigen, in den Hollywood Hills gelegenen Militärbasis Lookout Mountain (vgl. Rezension in NEXUS 110) bildet ebenso wie der Hinweis, dass die weibliche Hauptfigur im Film ausgerechnet den „Fänger im Roggen“ liest – ein Jahr bevor Exemplare desselben Romans bei den Attentaten auf John Lennon und Ronald Reagan eine Rolle spielen sollten –, nur den Einstieg in eine schlüssige Argumentationskette, die in einer erstaunlichen Behauptung gipfelt: „The Shining“ sei mitnichten dem Horrorgenre zuzurechnen, sondern zeige in Wahrheit, wie ein gewöhnlicher Familienvater durch systematische Gehirnwäsche zum Mörder umgeformt wird. (lg.fyi/clockShine)
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