"Der Plan war nicht bis in alle Einzelheiten klar, doch es schien sich dabei um eine klassische Destabilisierungs-Kampagne der CIA zu handeln. Diese schloss ein ,Desinformations‘-Programm ein, mit dessen Hilfe man Gaddafi und seine Regierung denunzieren wollte. Außerdem gehörte auch die Aufstellung einer ,Gegenregierung‘ dazu, die Gaddafis Anspruch auf die Staatsführung in Frage stellen sollte. Der dritte – und potentiell gefährlichste – Teil war eine eskalierende paramilitärische Offensive, aller Wahrscheinlichkeit nach von unzufriedenen libyschen Staatsbürgern durchgeführt. Sie sollten Brücken sprengen, kleinere Guerilla-Angriffe starten und damit zeigen, dass es eine einheimische politische Opposition gegen Gaddafi gab“.9
Weitere Beweise aus dieser Zeit sind in der US-Kongressbibliothek zu finden. Dort gibt es Dokumente, denen zufolge der Plan wahrscheinlich in Gang gesetzt wurde und die CIA vor dem Attentatsversuch an Gaddafi im Jahre 1984 libysche Terroristen ausgebildet und unterstützt hat.10 Damals nannte sich die „Widerstandsorganisation“ Libyan National Salvation Front [Nationale Libysche Rettungsfront] oder auch National Front for the Salvation of Libya [NFSL; Nationale Front zu Rettung Libyens] und war ein Vorläufer der derzeit aktiven National Conference for the Libyan Opposition [NCLO; Nationalkonferenz der Libyschen Opposition]. Im Lauf der Jahre wurde diese Organisation immer größer und führte mit CIA- und MI6-Unterstützung mehrere erfolglose bewaffnete Anschläge gegen die Regierung Gaddafi durch.
Viele dieser Kämpfer schlossen sich später zur Libyan Islamic Fighting Group (LIFG; Libysche Islamische Kampfgruppe] in Afghanistan zusammen, wo sie unter der Aufsicht von Osama bin Laden und der späteren Al Quaida ebenfalls von der CIA unterstützt wurden. Die LIFG-Milizen kehrten später nach Libyen zurück und setzten dort ihren Kampf gegen Gaddafi fort. Als der Krieg der USA gegen Afghanistan und dann gegen den Irak begann, verließen viele LIFG-Kämpfer ihr Land wieder – diesmal standen sie aber nicht sowjetischen, sondern amerikanischen Truppen gegenüber. Und heute, nachdem sie viele amerikanische und britische Soldaten getötet haben, sind die meisten von ihnen wieder in Libyen, wo man ihnen mit NATO-Luftunterstützung Stück für Stück einen ganzen Staat überlässt.
Das Combating Terrorism Center [= Zentrum für Terrorabwehr] der US-Militärakdemie West Point hat zwei Berichte11 veröffentlicht, in denen genau geschildert wird, wie der gesamte Ostteil Libyens von Terroristen mit Al-Quaida-Kontakten infiltriert wurde. Die Berichte kommen zu dem Schluss, dass die Terrororganisation in dieser Region weltweit die meisten Mitglieder rekrutiert, mehr sogar als in Saudi-Arabien. Einer der Berichte wurde bereits 2007, also lange vor dem aktuellen NATO-Einsatz veröffentlicht; die politischen Entscheidungsträger hätten also wissen müssen, welchen Leuten sie ein paar Jahre später Libyen aushändigen würden.
Wenn irgendjemand – vor allem die NATO und das amerikanische Militär – heute so tut, als wüsste er nicht, wer in Wahrheit hinter den libyschen Rebellen steckt, dann ist das geradezu eine Beleidigung des gesunden Menschenverstands. Schließlich würden diese Kampftruppen ohne die 30 Jahre währende materielle Förderung durch westliche Geheimdienste und die ganz offene aktuelle Militärunterstützung durch die NATO gar nicht existieren.
Gaddafi war verrückt genug, CIA und MI6 in sein Land einzuladen, wo sie ihm helfen sollten, nach 2001 die Überreste der LIFG zu beseitigen.12 Er war ein Opfer der fehlgeleiteten Annahme geworden, dass die Al Quaida ein gemeinsamer Feind seines Regimes und der westlichen Staaten sei. Doch anscheinend halfen die Geheimdienste Gaddafi nicht bei der Bekämpfung der Terroristen, sondern reorganisierten stattdessen die Rebellenarmee, statteten sie mit neuen Waffen sowie frisch ausgebildeten Rekruten aus und schickten sie wieder in die Schlacht gegen Gaddafi – die ihren Höhepunkt in dem fand, was uns heute als „indigener Aufstand“ des „Volkes“ von Libyen verkauft wird.
Eine wackelige Geschichte
Schön langsam bricht die Propaganda-Kulisse jedoch in sich zusammen. Die Öffentlichkeit erfährt immer mehr über das falsche Spiel und die wahren Absichten der NATO-Streitkräfte, die – wie wir am Beispiel des Atlantic Council gesehen haben – von Börsenspekulanten der Wall Street und der Londoner City unterstützt werden. Bekannter wird auch, dass in Libyen besagte Terrororganisationen aktiv sind, die in letzter Zeit auch zunehmend die Grenze nach Algerien überqueren, um dort eine weitere berüchtigte Organisation mit Al-Quaida-Kontakten – den Islamic Maghreb [AQIM; Islamischer Maghreb] – zu verstärken. Die NATO und das Medienimperium, das ihre Agenda willig unterstützt, wollen die Öffentlichkeit mit allen Mitteln von diesen Tatsachen ablenken. Zuletzt wurden sogar Anschuldigungen gegen China laut13, das versucht haben soll, die Gaddafi-Streitkräfte nach dem Beginn des NATO-Einsatzes im März 2011 mit Waffen zu versorgen. Der Westen bezeichnet dies als „Verstoß“ seines selbst erfundenen UNO-Mandats gegen die Bewaffnung von Kriegsteilnehmern im Libyen-Konflikt, obwohl NATO-Mitglieder wie Frankreich und Katar den libyischen Rebellen ganz offen und in einem direkten Verstoß gegen eben dieses UNO-Mandat Waffen geliefert haben.14,15
Nachrichtenagenturen aus England und den USA versuchen die öffentliche Diskussion ebenfalls zu verwirren, indem sie die Tatsache aufwärmen, dass die CIA und der MI6 gemeinsam mit Gaddafi gegen Terroristen gekämpft haben – die heute allerdings unaufrichtigerweise als „Dissidenten“ bezeichnet werden.16 Wir durften sogar miterleben, wie der britische Premier David Cameron öffentlich eine umfassende Untersuchung versprach, nachdem der eindeutig der Al Quaida zugehörige LIFG-Kommandant Abdul-Hakom al-Hasadi alias Balhaj von den westlichen Sicherheitskräften eine Entschuldigung gefordert hatte, weil man ihn nach seiner Gefangennahme im Kampf gegen US-Truppen in Zentralasien gefoltert habe. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich bei diesen „Dissidenten“ um LIFG-Kämpfer handelt – also Angehörige einer Organisation, die sowohl vom US-Außenministerium17 als auch vom britischen Innenministerium18 als terroristisch eingestuft wird. Es ist daher illegal, sie materiell zu unterstützen, erst recht mit Luftsicherung, Waffen, Milliarden Dollar an Hilfsgeldern und diplomatischer Anerkennung. Der Libyen-Konflikt ist also wirklich nichts anderes als ein „globaler Schwindel“.
Kommentare
27. November 2011, 22:20 Uhr, permalink
Ingo Spalthoff
Großartiger Artikel!
Einen ein par Monate älteren englischen Artikel der die Frage des Krieges in Libyen ausführlich beleuchtet ist dieser, der zugegeben mit einem ähnlich brisanten Titel beginnt: Yes, I am saying, that it’s all lies! gagnauga.is/index.php?Fl=Greinar&ID=169 Scheint als sollte das NEXUS Magazin öfter gelesen werden! Danke schön!
LG
Ingo Spalthoff
29. November 2011, 21:38 Uhr, permalink
Felix
nochmal Gaddafi sollte im März UN-Menschenrechtspreis erhalten
info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/dennis-south/schlagender-beweis-gaddafi-sollte-un-menschenrechtspreis-erhalten.html;jsessionid=CC2DF2992ECAB40B15A6C2E754D2D353
25. Dezember 2011, 23:01 Uhr, permalink
Axel
Ja, ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, daß das im arabischen Raum ein Teil der Isolierung Irans darstellt, um ihn politisch zu isolieren. - Was anderes fällt ihnen in ihrer Hilflosigkeit mit der Situation fertig zu werden, daß der Iran Atomwaffen besitzt, wohl nicht ein.
29. Dezember 2011, 15:10 Uhr, permalink
freedom of mind
Halli Hallo, da weiss also einer mehr als wir alle. Soso, der Iran hat die Bombe, schon offiziell ? Und nun begehen die Iranis kollektiven Selbstmord und werfen ihr Bömbchen auf das in Waffen schwimmende Israel, wow. Leider haben die Nato-Faschisten bzw. deren Hintermänner jeden Krieg bekommen den sie bisher wollten, nun bald der Dritte? Und das alles für den Messias ?
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