[Das Isotop] Tritium wird auch „überschwerer Wasserstoff“ genannt. Deuterium ist Wasserstoff 2, Tritium Wasserstoff 3. Was passiert, wenn Sie eine gewisse Menge davon nach draußen in die Biosphäre entlassen? Nichts anderes als dies: Es wird verdünnt und schließt sich dem natürlich vorkommendem Tritium an. Tritium wird nämlich in der oberen Atmosphäre vom Sonnenlicht gebildet – es gibt also ein natürliches Tritium-Inventar! Das Einzige, was passiert, wenn Sie Tritium freisetzen, ist: […] Sie verlieren Tritium. Was ist also los mit den Leuten, die vorgeben, ein bisschen Tritium sei schädlich? Dem ist nicht so.
Wann können radioaktive Isotope eigentlich gefährlich werden? Nur dann, wenn sie in einer abbauwürdigen Konzentration vorkommen, oder wenn eine natürliche Aufkonzentration gegeben ist. Es gibt aber kein einziges Radioisotop da draußen, das sich in bedeutsamen Mengen in irgendeiner Spezies aufkonzentriert hat – nicht einmal in den Muscheln am Kernkraftwerk Calvert Cliffs vor der Küste von Maryland. Warum tun wir dann noch so, als wäre jede kleine Menge dieses Materials eine Bedrohung?
Wertvoller „Abfall“
Wiederverwendbarer Uranbrennstoff, der in energieerzeugenden Kraftwerken isotopisch angereichert wird, ist eine wertvolle nationale Ressource – und kein hochaktiver „Müll“. Die Netzbetreiber haben den künftigen Wert dieses Versorgungsguts bereits bemerkt. Mit seinem Atommüllgesetz von 1982 hat Mo Udall einen „Tribut“ erhoben: Ein tausendstel Dollar pro Kilowattstunde; ein Dollar also für jede Megawattstunde Elektrizität, die in einem AKW produziert wird. Mit dem Geld werden dann Methoden erforscht, den sogenannten Müll effizienter wegzuschmeißen.
Warum bezahlen die Versorger diesen Betrag ohne Murren an das Energieministerium? Um weniger schnell haftbar gemacht werden zu können. Und wer bezahlt diesen Betrag am Ende? Die Atomstrom-Endverbraucher! Sie haben keine Wahl – und darum nenne ich die Abgabe einen Tribut.
Gleichzeitig werden die Abklingbecken an den Reaktoren gefüllt – dafür kommt ebenfalls der Endverbraucher auf –, damit die Betreiber die Kontrolle über die Plutonium-Ressourcen behalten können. Sie als Konsument, Sie als Abgabenleister, Sie als Steuerzahler kommen für die Lagerung der Brennelemente auf.
Allein die WNP2 [Washington Nuclear Power unit number 2; heute: Columbia Generating Station, Anm. d. Übers.] in Hanford verfügt über ein Brennstofflager, das die Betreiber bis über die Jahrhundertwende hinaus versorgen könnte, und doch zahlen sie jeden Tag einen Tribut an das Energieministerium – in Übereinkunft mit dem Kongress der Vereinigten Staaten; 1982 / 83 abgezeichnet vom US-Präsidenten Ronald Reagan.
Vor sieben Jahren hatte ich die Idee, ins Spiel einzusteigen. Ich sagte: „Okay, Portland General Electric: Sie betreiben das Kernkraftwerk Trojan und haben ein Problem mit Ihrem Abklingbecken? Ich mache Ihnen ein Angebot.“ Das Angebot lautete: „Ich lasse all Ihre verbrauchten Brennelemente auf meine Kosten aus dem Becken holen und nehme sie an mich – sofern Sie sie mir überlassen. In anderen Worten: Ich nehme Ihnen gratis alles aus der Hand, ohne dass Ihnen irgendwelche Kosten entstehen. Ich werde die Elemente transportieren, sie lagern; werde alles tun, was getan werden muss.“ Und wissen Sie, was für eine Antwort ich bekam? Darf ich zitieren? „Fahren Sie zur Hölle, Galen Winsor. Wir wissen das Material mehr zu schätzen als Platin oder Gold; wir nehmen selbst am Spiel um die Zukunft des Plutoniums teil!“
Der Unsinn der Endlagerung
Wie nun bin ich darauf gekommen, dass das Spiel „Wem gehört das Plutonium – und wie viel ist es wert?“ heißt? Das erste Mal sah ich Plutonium in einer Nachrichtensendung, als ich 1946 aus dem Pazifik zurückgekommen war. Es befand sich in einem Reagenzglas und war angeblich eine halbe Million US-Dollar wert. Es waren sicher weniger als fünf Gramm darin. Das ist ziemlich teurer Kram. Um Eindruck zu schinden, hatten sie einen Bottich unter das Glas gestellt, falls es fallengelassen würde. „Wir wollen es nicht vom Teppich kratzen müssen“, hieß es.
Später, als über unsere Köpfe hinweg beschlossen wurde, unsere Wiederaufarbeitungsanlage nicht in Betrieb zu nehmen, wurde ein Plutonium-Rückkauf seitens der Bundesregierung mit 43 Dollar pro Gramm garantiert. Ein ziemlich ordentlicher Preisnachlass, finden Sie nicht? Als die Preisgarantie im Oktober 1971 wegfiel, sank der Preis auf zehn Dollar je Gramm. Er ist beständig weiter gesunken bis auf seinen derzeitigen [1986] Marktwert von minus zwei Dollar pro Gramm pro Jahr.
Sie können sich ausrechnen, was es kostet, einen Plutonium-Bestand zu unterhalten – ein Material, das von den Netzbetreibern und dem Kongress für wertlos erklärt wurde. Sie geben aber Milliarden dafür aus, Löcher in Felsgestein zu graben, damit sie es wegschmeißen, es entsorgen können.
Die Alternative: Zwischenlagerung und Wiederaufarbeitung
Was aber könnte man stattdessen damit anfangen? Wiederverwendbarer Uranbrennstoff kann vernünftig und kostengünstig in luftgekühlten Trockenlagern aufbewahrt werden. Die deutsche Firma NUKEM Technologies bietet diese unverzüglich umsetzbare und langfristige Option als notwendigen und sicheren Zwischenschritt vor der Wiederaufarbeitung an. In Europa hat man sie bereits realisiert …
In den USA gibt es mindestens vier ganz vernünftig platzierte Anlagen, in denen dieses Konzept sofort umgesetzt werden könnte: Die Barnwell-Brennelementefabrik in South Carolina; die Midwest-Wiederaufarbeitungsanlage in Morris, Illinois; die West-Valley-Wiederaufarbeitungsanlage in New York; und die REDOX-Aufarbeitungsanlage in Hanford, Washington. Diese voll abgeschirmten und bereits radioaktiv kontaminierten Lagerareale sind sicher, weil sie einen beschränkten Sicherheitszugang haben. Alle wurden gemäß den Verarbeitungsrichtlinien unter 10 CFR 50 [Code of Federal Regulations, Titel 10, Teil 50, Anm. d. Übers.] betrieben; die Midwest-Wiederaufarbeitungsanlage hat eine Lagerlizenz gemäß 10 CFR 70 – sie ist die einzige in den USA lizensierte Lagereinrichtung abseits eines Reaktors. In dieser allein ließe sich der gesamte wiederverwendbare Uranbrennstoff lagern, der bis zum Ende dieses Jahrhunderts aus den Reaktoren weggeschafft werden muss. Wir hatten diese Lager 1975 fertig entworfen – und hatten die Genehmigung für unsere Pläne. Warum gibt man heute in New Mexico, Hanford und Nevada Gelder für Endlager aus, wenn wir das Material doch in einem Gebäude unterbringen könnten, das bereits steht? Ich habe Ihnen gerade drei andere Gebäude aufgelistet, die das leisten können – und ich weiß, wo 14 weitere stehen, die es gleichfalls können. […]
REDOX und andere verfügbare Anlagen in Hanford verleihen einem die Möglichkeit, allen kommerziell wiederverwendbaren Uranbrennstoff bis zur Plutoniumrückführung zwischenzulagern. Das ist so lange möglich, bis sie zu fünf Prozent wiederangereichert sind – oder bis zum Beginn des 22. Jahrhunderts; was auch immer zuerst eintritt.
Der Brennstoff kann also kosteneffizient in existierenden Einrichtungen gelagert werden. Wie kommt dann Mo Udall darauf zu sagen, dass man diese Kraftwerke nur für ihren ursprünglichen Zweck nutzen könne, wenn sie Staatseigentum sind? Ja, das hat er gesagt …
Kommentare
02. Juni 2015, 15:52 Uhr, permalink
Roth
Galen hat nur in einer Sache Recht. Natürliche Strahlung ist nicht gefährlich und wir brauchen sie sogar, weil nur so die Evolution weiter voran geht.
Aber das Problem besteht darin, das zu viel Strahlung schädlich ist und Krebsgeschwüre und Krankheiten hervorruft.
Dabei gibt es ein sehr großes Problem, das jeder Körper unterschiedlich auf Strahlung reagiert und das bis in die Heutige Zeit immer noch nicht 100% klar ist bei welcher Intensität die Stahlung schädlich ist.
Es ist wie mit dem Alkohol. In geringen Mengen ist er gesund und förderlich, aber in zu vielen Mengen und zu hoher Konzentration ist er schädlich oder sogar tödlich.
Genau so verhält es sich mit der Strahlung. Wir brauchen sie zum Leben, aber in einer zu hohen Konzentration oder einer zu langen Bestrahlung in einer sehr starken Dosis kann sie gesundheitsschädlich oder sogar tödlich sein.
Das Gefährliche daran ist, das wir kein Sinnesorgan haben, um diese Strahlung wahrzunehmen. Es ist nur möglich mit einem Meßgerät die genaue Dosis zu ermitteln. Und dann kommt es auf die Erfahrungswerte an, die man im Lauf der Geschichte gesammelt hat. Aber leider wird darüber zu wenig berichtet. Ich habe den Eindruck, das diese Angelegenheit geheim ist und das Ärtzte darüber nicht reden. Jedenfalls wäre es sehr viel hilfreicher, wenn Ärzte mehr berichten und ihre Erfahrungen an die Öffentlichkeit bringen. Nur so kann eine Diskussion ordentlich geführt werden, die auch sachlich und mit Fakten geführt wird.
11. September 2016, 22:52 Uhr, permalink
Ben
Roth:
"Aber das Problem besteht darin, das zu viel Strahlung schädlich ist und Krebsgeschwüre und Krankheiten hervorruft. "
Komisch das die moderne Krebsmedizin genau diese gefährlichen Strahlen einsetzt um Krebs und Tumore zu bekämpfen.
Und in Tschernobyl leben auch heute noch Menschen in der Sperrzone, welche sich weigerten Ihre Heimat zu verlasse. Sie essen Kartoffeln aus angeblich radioaktiv-versuchtem Boden und.....ihnen gehts gut. Selbst die Flora und Fauna dort ist zu 100% intakt.....hmm schon komisch oder?
01. November 2018, 23:39 Uhr, permalink
Wilfried Schuler
Von der DU Munition im Irak hat der Gute nichts mitbekommen?
Die ganze Sache ist ziemlich witzlos.
Da alle Kernkraftwerke vollkommen unprofitabel sind, wird sich das Problem von selbst erledigen. EDF und Areva sind de facto bankrott. Die KKW Branche in UK auch.
27. Januar 2020, 19:45 Uhr, permalink
zuwenig
@Wilfried
Er weiss sehr wohl und erzählt es auch, das ein paar Soldaten genügen um mit abgereicherter Munition sämtliche Panzer zu knacken. Er sagt Panzerkriege sind obsolet wegen dieser DU Munitionaber ihr seid ja hier die Experten die mehr wissen als Winsor... Seht euch mal besser alle Videos an.
24. Juni 2023, 15:55 Uhr, permalink
santino
Die Geschichte wirft Fragen auf:
1. Kann jeder zum Abklingbecken spazieren und in dem Becken baden? Gibt es dort denn keinen Zaun der diesen Bereich absperrt? Das ist aber gefährlich. Da könnten Kinder reinfallen.
2. Wie will dieser Mensch denn Plutonium essen? Plutonium ist doch unter Verschluss. Da kommt ausser ein Mitarbeiter aus einem Kraftwerk Niemand dran. Ein Militärangehöriger wird sicher nicht eine Atombombe öffnen und Plutonium entnehmen um es diesem Menschen zum Essen zu geben.
Die Geschichte gehört wohl in den Bereich der Märchen.
24. Juni 2023, 16:04 Uhr, permalink
santino
Frage:
3. Wer weiss schon wie Plutonium aussieht. Keiner ausser ein Experte könnte es wissen. Man müsste aufwendig das spezifische Gewicht in einem Labor prüfen. Wer hat schon Zugang zu solch einer Einrichtung?
27. Juni 2023, 12:52 Uhr, permalink
Redaktion
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
06. April 2024, 18:09 Uhr, permalink
Raoul
Das Video ist nicht länger verfügbar, allerdings lässt es sich über den angegebenen Titel gut finden.
Interessanter Vortrag jedenfalls.
07. April 2024, 00:46 Uhr, permalink
Drusius
Die Darstellung der Polarität soll zur Entwicklung und Erkenntnis führen, meinen manche.
28. April 2024, 14:43 Uhr, permalink
Sinn-Fehler
Unsinn: Wenn man es auf 100 Prozent bringt, sollte man aber lieber vorsichtig sein: Wenn man es dann nämlich in einem Zylinder mit weniger als 13 Zentimetern Durchmesser aufbewahrt, spielt man mit dem Feuer.
Denn "Zylinder mit MEHR als 13 Zentimetern Durchmesser" sollte da stehen!!!
17. September 2024, 21:57 Uhr, permalink
I'mNotaRobotI'maCyborg
Höre zum ersten Mal von diesem Galen Windsor, klingt irgendwie wie aus einem Roman, irreal ^^
Also ich trau der Geschichte nicht. Was ist denn mit dem PETTKAU-Effekt, der Wirkung von dauernder Niedrigstrahlung? Was ist mit den Strahlenfolgen der getöteten Tschernobyl-Ingenieure?! Viele weitere Einwürfe anderer Leser hier sind ebenso zu beachten.
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