Imperialismus, Krieg, Terrorismus. Globalisierung und Klimawandel, Flüchtlings- und Finanzkrise. Religion und Säkularismus, Antisemitismus und Islamophobie, Pressefreiheit und Neoliberalismus – die Lektüre von Emran Feroz’ Interview mit Noam Chomsky erweckt unweigerlich das Gefühl, in einer Coverversion von „We didn’t start the fire“ gelandet zu sein, Chomsky feat. Billy Joel.
In sechs Kapiteln mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten befragt Feroz Chomsky zu seinen Ansichten hinsichtlich Weltpolitik und Religion, sowie zu seinen Visionen für die Zukunft der Menschheit. In den ersten vier Kapiteln zeichnet Chomsky das gewohnt düstere Bild einer Gesellschaft am schmalen Grat zur Selbstzerstörung und spricht damit die Befürchtungen vieler Menschen aus, die von den Machthabern, den „Herren der Menschheit“, üblicherweise belächelt werden. Abschließend zeigt der weltbekannte Kritiker allerdings doch noch etwas Optimismus und macht Hoffnung auf eine Lösung unserer selbstgeschaffenen Probleme. Konkrete Vorschläge, wie dieser Kampf gegen die Herren der Menschheit aussehen sollte, liefert Chomsky zwar kaum, aber sein Aufruf zum eigenständigen moralischen Denken und Handeln ist unmissverständlich.
Durch die große Fülle an Themen kratzt Feroz mit seinen Interviewfragen lediglich an der Oberfläche und verpasst einige Möglichkeiten, Chomskys Stichworte durch intensiveres Nachhaken aufzugreifen und einzelne Themen zu vertiefen. Chomsky trifft gewohnt differenzierte Aussagen, aber wer sich schon mit seiner politischen Position, seiner Haltung zu den USA, Israel und den Massenmedien auseinandergesetzt hat und das Tagesgeschehen mitverfolgt, der wird in „Kampf oder Untergang!“ nicht viel Neues erfahren.
Trotzdem bietet das Buch einen umfassenden Blick in die Gedankenwelt eines der angesehensten Intellektuellen unserer Gegenwart, gewürzt mit kurzen Einsichten in Chomskys Privatleben. Es schadet ganz sicher nicht, sich die weltpolitische Lage einmal mehr ins Bewusstsein zu rufen – und wenn wir ehrlich sind: Dass nicht alle Hoffnung für die Menschheit verloren ist, solange es Menschen gibt, die sich für Veränderungen einsetzen, kann nicht oft genug betont werden.
Noam Chomsky im Gespräch mit Emran Feroz
Westend Verlag
192 Seiten
ISBN: 978-3-864892-33-2
€ 18,00
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