Ist Gemüse wirklich böse?

gemueseIn Lebensmitteln enthaltene Lektine – pflanzliche Proteine – könnten die Ursache vieler massenhaft auftretender Erkrankungen der Gegenwart sein. Wer Herzkrankheiten, Magen-Darm-Probleme oder Krebs vermeiden will, sollte sich daher konsequent vom alten Vollkornparadigma ab- und einer neuen, lektinarmen Ernährungsweise zuwenden.

Gluten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Es gilt seit Langem als nachgewiesen, dass Gluten / Gliadin an Erkrankungen des Magen-Darm-Systems und Allergien beteiligt ist; viele wissen aber nicht, dass es auch ursächlich mit Herzkrankheiten zu tun hat. Gliadin ist nämlich auch dazu fähig, an die Kapillarwände von Blutgefäßen, die Nierenkanälchen und Mesangialzellen zu binden, und kann IgA-Nephritis verursachen. Die Studie, die zu diesen Schlussfolgerungen kam, konzentriert sich zwar in erster Linie auf das Erkrankungspotenzial für die gastrointestinale und Nierenfunktion, weist aber auch die erste Verbindung von Weizenlektin mit Gefäß- und kardiovaskulärer Pathologie nach.7

Auch zwischen Weizenlektin und rheumatoider Arthritis wurde ein Zusammenhang nachgewiesen. Weizenlektin ist spezifisch für Oligomere des N-Acetylglucosamins, die bei rheumatoider Arthritis deaktiviert werden. Oligomere des N-Acetylglucosamins haben sich bei Rheumaerkrankungen als wirksame Behandlungsmethode erwiesen. Die Studie zeigt auch, dass ein Lektin an ein Zuckermolekül vom Oligosaccharid-Typus binden kann.8

gluten

Gluten steht in einem kausalen Zusammenhang mit Herzerkrankungen und kann auch IgA-Nephritis verursachen.

Die Bindung von Lektinmolekülen an die Darmschleimhaut soll angeblich die Durchlässigkeit des Darms erhöhen (Leaky-Gut-Syndrom). Schädliche Toxine oder Lektine können dann proinflammatorische Zytokine anregen, die die Darmwand weiter schwächen und auch in den Blutkreislauf eindringen können. Dieser systemische Verlauf kann zu einer schweren chronischen gastrointestinalen Erkrankung führen, aber durch die Aktivierung von NLRP3-Inflammasomen auch Autoimmunkrankheiten herbeiführen.9

Lektine können auch an Polysaccharide (Glykane) binden, wie sie an Zellwänden oder -membranen zu finden sind. Dies kann dazu führen, dass mehrere Moleküle zusammenklumpen und zu einer Masse werden, die Dr. Steven Gundry zufolge die Ursache der meisten Herz-Kreislauf-Verschlusskrankheiten, Autoimmunerkrankungen, aber auch von Fettleibigkeit, Allergien und Krebs ist.10

Durchbruch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

In einem aktuellen Interview erklärte der Kardiologe Dr. Gundry, dass die konventionellen medizinischen Leitlinien durch Beobachtung und Assoziationen am Ort des Krankheitsgeschehens erstellt wurden. Wenn man in einer Arterie Fette, Lipide und Cholesterin beobachtet, macht man sie natürlich für die Verstopfung der Arterie verantwortlich – und verschreibt den Patienten cholesterinsenkende Medikamente und Blutverdünner. Für Gundry ist das so, als würde man Krankenwagen für Autounfälle verantwortlich machen, nur weil man an Unfallorten aus der Entfernung häufig Krankenwagen beobachten kann. Gundry interpretiert die Fette und das Cholesterin als akute Reaktion zur Rettung des wegen der Lektinbindung entzündeten Gefäßgewebes. Laut Dr. Gundry gibt es viele Beispielfälle, in denen ein erhöhter Cholesterinwert nicht mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle einhergeht – vor allem bei älteren Menschen. Gundry zitiert einen ähnlichen Mechanismus, der bei Alzheimerpatienten mit Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn auftritt. Auch diese Plaques sind nichts als ein Versuch, die durch eine Lektinbindung hervorgerufene Entzündung zu kompensieren. Trotzdem verschreibt man den Patienten meist Medikamente gegen die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn.

Das höchste Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Alzheimerkrankheit und Demenz besteht bei Menschen mit dem ApoE-Genotyp. Diese Personen haben von ihren Eltern das Gen für Herzerkrankungen und die Alzheimerkrankheit geerbt. Gundry und seine Mitarbeiter führten eine Untersuchung an 800 Patienten mit einer bekannten koronaren Herzerkrankung durch. Die Versuchspersonen bekamen eine lektinarme Ernährung, die wenig Körner, Hülsenfrüchte, Bohnen, Nachtschattengewächse, Gemüse mit Samen, Milch mit Casein A1, Obst und Geflügel aus Massentierhaltung enthielt. Personen vom Genotyp ApoE wurden außerdem dazu angehalten, tierische Fette und Käse wegzulassen. Ihre Ernährung wurde durch einen Liter Olivenöl pro Woche, viel grünes Gemüse, polyphenolreichen Kaffee oder Tee, 30 Gramm dunkle Schokolade täglich, 4.000 Milligramm DHA-Fischöl, 200 mg Traubensamenextrakt und 25 mg Pycnogenol (Seekiefer-Rindenextrakt) ergänzt.

Die Patienten mit der lektinarmen Ernährung wurden mit anderen Patienten verglichen, an denen die schulmedizinische Behandlungsmethode aus lipidsenkenden Arzneimitteln, einer fett- und cholesterinarmen Ernährung und einem Trainingsprogramm angewendet wurde. Gundry stellte fest, dass es bei 92 Prozent der Patienten, die sich lektinarm ernährten, in einem Zeitraum von fünf Jahren zu einem deutlichen Rückgang der Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive koronare Herzkrankheit kam. Nur bei einer Person vom ApoE-Genotyp musste ein Stent eingesetzt werden.11

Eine kurze Geschichte der Lektine

Der Begriff Lektine wurde 1954 von William C. Boyd geprägt, der an der medizinischen Fakultät der Boston University tätig war. Boyd schlug vor, die „pflanzlichen Agglutinine“ Lektine zu nennen, abgeleitet vom lateinischen Wort legere, das für „lesen“ oder „auswählen“ steht. Entdeckt wurden die Lektine jedoch bereits im Jahr 1888 von Peter Hermann Stillmark, einem Doktoranden an der Kaiserlichen Universität zu Dorpat in Estland. Stillmark forschte über die Toxizität von Rizin und entdeckte dabei, dass dieses giftige Protein die Agglutination von Erythrozyten verursacht – also rote Blutkörperchen verklumpen lässt. Paul Ehrlich vom Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt wurde auf diese Entdeckung aufmerksam und verwendete das agglutinierende Protein künftig zum Hervorrufen von Antikörperreaktionen bei Tieren, um so seine immunologische Forschung zu erleichtern. Ehrlich fand heraus, dass subkutane Injektionen kleiner Lektin­dosierungen dazu führten, dass die Versuchstiere gegen größere, tödliche Dosierungen des Lektintoxins immun wurden. Dieses Verfahren liegt sämtlichen Allergie-Hyposensibilisierungen der Gegenwart zugrunde.

1919 gelang es James B. Sumner von der Cornell University in Ithaca, New York, als erstem Forscher, aus Jackbohnenextrakt ein „reines Lektin“ zu isolieren – das Concanavalin A. 1935 wies Sumner gemeinsam mit Stacey F. Howell nach, dass Concanavalin A nicht nur rote Blutkörperchen verklumpen lässt, sondern auch an Rohrzuckermoleküle bindet.

Auch Karl Landsteiner, der die Blutgruppen entdeckte, konnte bestätigen, dass Lektine zur Agglutination roter Blutkörperchen führen. Es sollte jedoch noch weitere 40 Jahre dauern, bis die Auswirkungen von Lektinen auf unterschiedliche Blutgruppen wissenschaftlich bestätigt wurden. 1952 wiesen Winifred M. Watkins und Walter J. T. Morgan vom Londoner Lister Institute nach, dass mit N-Acetylgalactosamin eine Agglutination von Blutzellen der Blutgruppe A durch Limabohnen-Lektin unterbunden werden konnte.

Aus diesen Daten wird deutlich, dass Lektine seit mehreren Jahrzehnten wohlbekannt sind. Bisher wurde aber noch nie durch derart viele wissenschaftliche Analysen bestätigt, dass sie eine so bedeutende Rolle als Krankheitsursache spielen. Manche Ernährungswissenschaftler und Diätassistenten werden sich eventuell gegen die Vermeidung bestimmter Nahrungsmittel sträuben, doch es ist auf jeden Fall bewiesen, dass Lektine die Darmbarriere durchdringen und ins Blut gelangen können, von wo aus sie sich möglicherweise in Organgewebe festsetzen. Die erstaunliche Tatsache, dass Lektine unbeschadet die Darmwand durchdringen können, hat auch dazu geführt, dass Lektine mittlerweile als wertvolles diagnostisches Werkzeug zur Früherkennung von Krebs eingesetzt werden.12

Dr. Gundrys Empfehlungen für eine lektinarme Ernährung

  1. Meiden Sie:
    • Bohnen und Hülsenfrüchte inklusive Erbsen, Linsen, Erdnüssen und Cashewnüssen
    • Getreidekörner (die meisten Körner sind wahre Lektinbomben)
    • Kürbis und Zucchini
    • Nachtschattengewächse wie Auberginen, Paprika, Kartoffeln und Tomaten
    • Obst außerhalb seiner Saison
  2. Streichen Sie vollständig:
    • Milch mit Casein A1 (sie kann das Protein Beta­Casomorphin erzeugen, durch das sich das Immunsystem möglicherweise angeregt fühlt, die Bauchspeicheldrüse anzugreifen)
    • Mais sowie Fleisch von mit Mais gefütterten Tieren aus Freilandhaltung (Mais lässt Mensch und Tier zunehmen)
  3. Fügen Sie Ihrer Ernährung hinzu:
    • Blattgemüse, Zichorie, Romanasalat, roten und grünen Salat, Spinat, Endiviensalat, Gartensalat
    • Petersilie, Fenchel und Seetang / Meeresgemüse (am besten mit Olivenöl beträufelt)
    • Kohlgemüse wie Brokkoli, Rosen- und Blumenkohl sowie andere grüne Gemüse wie Spargel
    • Sellerie, Pilze, Knoblauch und Zwiebel
    • Avocados und Avocadoöl
    • Oliven und natives Olivenöl
    • grüne Bananen
    • gekochte Knollenfrüchte, Süßkartoffeln, Yucca- und Tarowurzeln

Manchen scheint es, als würden in Dr. Gundrys Empfehlungen viele der „gesunden Lebensmittel“ fehlen, die heute oft Teil der Ernährung sind. Doch die Gundry-Diät ist ein flächendeckender Versuch, die meisten Nahrungsmittel mit hochreaktiven Lektinen wegzulassen und stattdessen gesundheitsfördernde Lebensmittel in die Ernährung einzubauen. Dr. Gundry sagt selbst, dass die meisten Leute, die seine Diät ausprobieren, sie in den ersten zwei Wochen hassen werden, bis sie sich dann besser fühlen.

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