Man merkt flink, warum ihm das Talent nachgesagt wird, komplexe Sachverhalte verständlich und nachvollziehbar zu schildern – und dass hier einer redet, der weiß, wovon er spricht.
Da war zum Beispiel die Perspektive Müllers auf China, die den in diesem Heft veröffentlichten Artikel zur Neuen Seidenstraße noch einmal in ein anderes Licht rückt: Das Land bekommt nämlich gerade gehörig Muffensausen, denn die große Investitionsblase der vergangenen Jahre platzt und die ausländischen Investoren ziehen massenweise Kapital aus dem Land – das Bargeld wird knapp, große Unternehmen gehen pleite. Dass der Kapitalfluss mit ein paar Drehungen am Leitzinshahn gesteuert wird, an dem unser guter alter Hegemon sitzt, wird in Müllers Erklärungen offensichtlich. Auch kann er nur über die schmunzeln, die meinen, die „One Belt, One Road“-Initiative sei ein reines Friedensprojekt – natürlich habe China auch die militärische Option im Hinterkopf und handele nicht uneigennützig. Und das sehen auch Russland und die Europäer, die noch nicht so recht wissen, wie sie sich zu den Plänen verhalten sollen.
Aber an der Stelle ist Müller gerade warm gelaufen. Da er über seine gesamte Karriere hinweg die finanziellen Entscheidungen der Elite direkt an den Börsenkursen abgelesen hat, sind diese für ihn ein Seismograf geworden, der ihm wie ein Kompass zeigt, wohin die Welt treiben – oder besser gesagt: getrieben – wird. Dass Standard Oil 2014 aus dem Geschäft für fossile Brennstoffe ausgestiegen ist, war eines der großen Signale, die zeigen, wohin der Bulle wetzt. Im Rahmen der Erörterungen dieses Umbruchs fällt auch eine Frage, die ich mir selbst gerade erst gestellt habe: Warum sind Elektroautos in Deutschland eigentlich trotz geringeren technischen Aufwands überteuert und offensichtlich unerwünscht? Ganz einfach, sagt Müller: Die Deutschen haben einen Entwicklungsvorsprung bei Ottomotoren, die Chinesen bei den Elektrofahrzeugen – und wenn wir Deutschen das Ladenetz ausbauen würden, wären die Chinesen im Nu hier und die Autoindustrie mit all ihren Zulieferern sähe reichlich alt aus. Deshalb sieht er bei uns in Zukunft eher Wasserstofffahrzeuge – eine Entwicklung, die mir auch aufgrund eigener Recherchen plausibel scheint.
Oder nehmen wir das Thema Kryptowährungen, zu dem Müller eine Aussage macht, die man zwischen den Zeilen unserer Kolumne schon erahnen konnte. Wer meint, so ein riesiges Experiment könne laufen, ohne dass die Finanzelite das mitbekommt und billigt, der soll mal schön weiterschnarchen. Ein anonymer japanischer Entwickler also? Harr, harr! Wenn man das von Müller skizzierte Szenario hört, macht es sofort Klick: Mit den Kryptowährungen haben die Mächtigen der Finanzwelt nur einen Testlauf gestartet, um die Nerds die Tücken des Systems aufdecken und lösen zu lassen, und gleichzeitig den so ungeliebten bargeldlosen Zahlungsverkehr hip gemacht. Der kann jetzt kommen – im futuristischen Gewand digitaler Kryptowährungen.
So geht das Schlag auf Schlag, und wenn Müller über die Strategien der Elite und „gewisser Kreise“ spekuliert, weiß man, woher sein Ruf stammt. Namen nennt er keine … was für ihn vielleicht auch gesünder ist. Ein Fünkchen noch, dann können Sie sich das Interview ja selbst ansehen: Viele wissen ja, dass die Pläne, Europa zu „durchmischen“, sprich eine europäisch-afrikanische Weltgemeinschaft zu schaffen, schon von Coudenhove-Kalergi, dem Vordenker der EU, ersonnen wurden. Oder sagen wir besser: analysiert, denn wer seine Originaltexte liest, so Müller, wird erkennen, dass er à la Marx nur Entwicklungen vorgedacht und es eigentlich ganz gut mit der Welt gemeint hat. Unsere namenlosen Entscheider an der Spitze denken eben so: Sie haben erkannt, dass die Spannungen zwischen den Kulturen früher oder später zu riesigen Völkerschlachten führen würden, und bevor sich die gesamte Menschheit in solchen Kriegen aufreibt, sorgen sie lieber früher und mit freundlichem Nachdruck für das Zusammenwachsen der Völker. Was sind schon ein paar Messerstechereien gegen Millionen oder Milliarden Tote?
Schauen Sie mich nicht so an. Ich gebe hier nur Müllers Aussagen wieder, und die stammen aus erster Hand. Aber er präsentiert seine Aussagen ja nicht als der Weisheit letzter Schluss, sondern nur als Anhaltspunkte, die er im Rahmen seiner Seismologie und seiner Gespräche in elitären Kreisen erfahren hat.
Na, sie merken es schon: Der Mann hat bei mir Eindruck hinterlassen, auch aufgrund seines Auftretens und seiner Einstellung. Und bevor hier eine Schleimspur kleben bleibt, wische ich noch kurz: Vielleicht bin ich nur seinem Charisma erlegen. Daher habe ich mir gleich sein aktuelles Buch „Machtbeben“ bestellt, um in aller Ruhe über seine Thesen und die von ihm seismologisch prognostizierte Weltwirtschaftskrise zu sinnieren.
KenFM im Gespräch mit Dirk Müller
KenFM.de
2 h 18 min
https://kenfm.de/dirk-mueller
Kommentare
07. Februar 2019, 08:16 Uhr, permalink
Johannes
Ja, Dirk Müller ist sehr charismatisch. Aber - er, wie wir alle unterliegen Manipulationen aus dem Aussen und Innen. In diesem Wissen bin ich trotzdem geneigt vieles, aber nicht alles vom Gesagten anzunehmen.
Das immerwährende Hypen der Akku-Elektroautos in manchen Gesellschaftskreisen macht die Technologie nicht tauglicher. Akku-Elektroautos sind und bleiben die potentielle Quelle neuer Kriege um Rohstoffe.
Vielleicht macht die Redaktion einmal einen Artikel über Manipulationstechniken, und vielleicht macht der Artikel einmal nicht Halt vor Kollektivtraumatas, und vielleicht könnte man in Betracht ziehen, dass manche diese aus dem großen Universum entstammen und diese weite Welt nicht so göttlich ist, wie wir es uns immer erträumen.
Das Hypen der Akku-Elektroautos sehe ich allerdings größtenteil auf der menschlichen Ebene mit einem Schuss Kollektivmanipulation "Mal sehen wie weit ich gehen kann"
Was sollen diese Google Skripte als Spam Filter eigentlich hier bei Nexus?
07. Februar 2019, 10:43 Uhr, permalink
Daniel
Tja, die E-Autos. Man könnte natürlich fragen, ob wegen Öl jetzt keine Rohstoffkriege geführt werden und welches Übel das geringere ist. Ich vermisse ja immer noch kleine Mädchen vor den globalen Gremien, die kollektive Freie-Energie-Forschung verlangen. :-)
Über Manipulationstechniken und Kollektivtraumata haben wir schon mehrfach berichtet, einfach unsere alten Ausgaben durchblättern. Ich habe das Thema aber auf dem Schirm, wenn mir was Gutes unterkommt, bringen wir es.
Google: Tja, wenn Sie jemanden kennen, der uns kostenlos ne sichere und neue Website baut, her damit! Das geht gerade über unsere Kraft … und die Botangriffe in den Kommentaren per Hand abzuwehren, ist einfach zu lästig. Wir haben das nach ein paar Attacken eingeführt. Haben Sie einen umsetzbaren Verbesserungsvorschlag?
07. Februar 2019, 10:44 Uhr, permalink
Daniel
PS: Das Wasserstoffthema scheint mir aber schon interessant und beim derzeitigen Stand der Interessenlagen realisierbar …
07. März 2019, 08:54 Uhr, permalink
E-Autos
Die über den grünen Klee zu loben ist möglicherweise verkehr(t). Die Umweltbilanz Stand heute scheint nicht besser als die der Verbrenner. Aber, und spätestens hier sollten wir die Ideologie abschalten: Neue Batterietechnik und alternative (z.B. regenerative) Methoden der Energiegewinnung könnten das wesentlich verändern. Dazu sei die aktuelle Folge des Aufwachen-Podcasts empfohlen, in der das gesamte Thema Mobilität detailliert besprochen wird, inkl. kompetentem Interview-Partner. Auch zum Thema Brennstoffzelle, Wasserstoff usw. Aufwachen #362: Autoindustrie, Batteriespeicher & Sisis Menschenrechte (mit Jürgen Pieper). Spannendes Thema. Schöne Grüße!
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