Als modernes Imperium versuchen die USA, ihre ökonomische und politische Vorherrschaft weltweit militärisch abzusichern und potenzielle Störfaktoren auszuschalten. Weltweit verfügen die USA über 700 Militärstützpunkte, was 2019 zu einer Rekordausgabe von 738 Milliarden US-Dollar für das US-Militär führte. Bezeichnenderweise stimmten Demokraten und Republikaner gemeinsam für die Aufstockung der Rüstungsausgaben, gehört doch eine waffenstarrende Außenpolitik zu den Grundkonstanten der Vereinigten Staaten.
Als Historiker und Friedensaktivist möchte Daniele Ganser insbesondere jüngeren Lesern die geschichtlichen und geopolitischen Hintergründe für den Aufstieg der USA zum imperialen Akteur aufzeigen. Beginnend mit der Ausrottung der Indianer und der Versklavung von Afrikanern wird der blutige Pfad der USA durch die Weltgeschichte nachgezeichnet. Perfide nutzten in der Vergangenheit US-Regierungen immer wieder provozierte Vorfälle, um gegenüber der Weltöffentlichkeit und der eigenen Bevölkerung einen Vorwand für den kostspieligen Kriegseintritt zu präsentieren. So erinnert Ganser an inszenierte Zusammenstöße wie am Rio Grande 1846, die Versenkung eines US-Kriegsschiffes im Hafen von Havanna 1898 oder den Tonkin-Zwischenfall vor Vietnam 1964, was in allen Fällen zu langwierigen Kriegen führte. Der Kriegseintritt der USA in den Ersten Weltkrieg erfolgte nicht aus humanitären Gründen, sondern weil amerikanische Banken ihre Kredite an die Entente sichern wollten.
Am Beispiel der Iran-Contra-Affäre wird die verdeckte Kriegsführung der US-Geheimdienste veranschaulicht. Um seine Existenz zu sichern, schürt der militärisch-industrielle Komplex regelmäßig Kriege. Während sich ein Abschnitt der Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy widmet, beleuchtet Ganser die Terroranschläge vom 11. September 2001 ebenfalls kritisch und erinnert daran, dass an diesem Tag in New York auch ein dritter Wolkenkratzer (WTC7) binnen sieben Sekunden einstürzte, ohne von einem Flugzeug getroffen worden zu sein. Der daran anschließende „Krieg gegen den Terror“ destabilisierte die betroffenen Länder und ließ sie zur Brutstätte des internationalen Terrorismus werden.
In seinem letzten Kapitel „Kampf um Eurasien“ erläutert der Schweizer die amerikanische Geostrategie in Syrien und der Ukraine. Es bleibt zu hoffen, dass Achtsamkeit, UNO-Gewaltverbot und das Prinzip der Menschheitsfamilie tatsächlich „wie drei hell leuchtende Sterne den Weg durch das 21. Jahrhundert weisen“, wie es Ganser im abschließenden Fazit hoffnungsvoll formuliert.
Daniele Ganser
Orell Füssli
392 Seiten
ISBN: 978-3-280057-08-7
€ 25,-
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