In derselben Gruppe hat Wago auch das Erlebnis, das ihn für immer verändert:
„Bei einem Treffen gab es eine sehr interessante Übung, zwei Visualisierungen als geführte Meditation. Am Abend vor der ersten Visualisierung hatte ich eine komische Vision: Drei graue Wesen kamen an mein Bett, die ich wie real wahrnahm. Ich war überzeugt, sie wollten mir nichts Böses, aber ich konnte mich nicht bewegen. Dann setzten sie mir drei Implantate ein. Am nächsten Tag gab es eine geführte Visualisierung mit der Musik von Ravel, das Thema war der Kosmos. Und da passierte es: In 20 Minuten wurde mir die Schöpfung selbst gezeigt, wie sie gebaut ist. Ich habe 108 Kosmen gesehen, den gesamten Aufbau. Das Erlebnis war enorm intensiv. Ich habe gespürt, was Leben ist, und dass ich die Ehre habe, ein Teil dieses Lebens zu sein. Davon zu lesen und das zu erleben, ist ein himmelweiter Unterschied. Ich konnte in alles hineingehen, alles wahrnehmen – das Wissen war direkt zugänglich. Ich konnte es fühlen und verstehen. Am nächsten Tag gab es eine zweite Visualisierung, dieses Mal ging es um den Körper. Wieder hatte ich eine sehr deutliche Wahrnehmung und verstand, dass unser Körper der Kosmos ist, dass wir eine fraktale Abbildung des Kosmos, des Schöpfers sind. Und so verstand ich, wie der Körper funktioniert, dass er eine Abbildung von bestimmten Prozessen ist, ein holografisches Abbild des Kosmos.“
Maßgeblich aber blieb die Arbeit an sich selbst, sagt er. In der Gruppe werden einige Werkzeuge gelehrt, die er sehr ernst nimmt. Die Übungen lassen ihm keine Ruhe, bis er sie in der Tiefe verstanden hat – und das ist entscheidend für die weitere Entwicklung. Er beginnt, noch mehr zu sehen und zu begreifen.
„Irgendwann sah ich dann das Licht hinter dem Licht, die Mathematik hinter dem Licht. Ich konnte die Energien spüren und erhielt Informationen, wenn ich etwas falsch machte. Dadurch habe ich festgestellt, was bei Keshe alles nicht funktioniert, und meine eigenen Methoden entwickelt – bis ich lernte, wie man Räume baut und sie mit Informationen füttert. Man könnte vielleicht sagen, dass ich die Keshe-Technologie an meine Geräte angepasst habe.“
Während er seine Erkenntnisse vor mir ausbreitet, meldet sich mein Verstand: Das mag ja alles stimmen, was er da erzählt, und zweifellos ist er von seinen Erfahrungen und Ideen überzeugt – nur wie überprüfe ich, ob er sich da ein Luftschloss gebaut hat, in dem nur er wohnt? Er sagt zwar, er hätte die „Keshe-Technologie“ weiterentwickelt – aber dazu muss sie ja überhaupt erstmal funktionieren. Was, wenn schon das Fundament seiner Entwicklung wackelt?
„Abgesaugte“ Zellbündel in Gefäßen
Exkurs 1: Keshe von außen
Zurück am Schreibtisch in Deutschland fahre ich meine Fühler aus, denn trotz jahrzehntelanger Tätigkeit im alternativen Bereich hatte ich kaum etwas von Keshe und dessen Stiftung mitbekommen. Alles, was ich zu lesen und hören bekomme, bestärkt meinen ersten Eindruck: Etwas ist seltsam im Hause Keshe.
Schon bei den rein biografischen Daten wird es schwierig, denn es gibt nur Einträge im hauseigenen Wiki der Keshe-Stiftung und auf Psiram, dem bekannten Skeptikerpranger. Über das Geburtsjahr 1958 ist man sich noch einig, auch, dass Mehran Tavaloki Keshe aus höher gestelltem iranischen Hause stammt – aber ob er nun sein Studium am Queen Mary College der University of London als „Nuklearingenieur“ abgeschlossen hat oder nicht, bleibt unklar. Man ist hier auf Selbstangaben angewiesen, und die klingen, als hätte jemand sämtliche physikalischen Ansätze in einen Topf geworfen und kräftig durchgerührt: Nach dem Studium habe er ein System erfunden, das mit einem „wasserstoffbetriebenen“ Reaktor „Schwerkraft und Energie“ generiert – mithilfe eines „radioaktiven“ Materials, das mit „skalaren Magnetwirbeln […] kalte Fusion“ ermöglicht. Das Gerät soll außerdem „Kraftfelder“ erzeugen, die Insassen von Fahrzeugen „trägheitslos“ machen, Kohlendioxid und Methan binden und sogar für gesundheitliche Anwendungen geeignet sein. Die Keshe-Stiftung wurde dann gegründet, um durch die in seinem Gerät verwirklichten Technologien „den Weltfrieden zu sichern“.
Die weitere Recherche zeigt, dass Keshe bisher vor allem durch großspurige Ankündigungen aufgefallen ist:
- 2005 soll sein „statischer Plasmareaktor“ für praktische Anwendungen geeignet sein.
- 2011 macht er mit Aussagen Furore, der Iran hätte eine amerikanische Drohne mithilfe seiner Technologie abgeschossen.
- Um 2012 bietet er Energiegeneratoren feil, die 3 bis 4 kW liefern und nach einer Anzahlung von 500 Euro gesamt 5.000 Euro kosten sollen.
- Am 21. September 2012 verkündet die Stiftung, „Schwerkraft- und Magnetsysteme (Magravs) an alle Wissenschaftler aus aller Welt zeitgleich für die Produktion und den Nachbau“ freizugeben. Das Wissen wird auf einem USB-Stick nur an Regierungspersonal verteilt; laut Kenntnisstand von 2012 sollen die USA, China, Japan, Brasilien, Russland und Australien über dieses Wissen verfügen.
- 2015 übergibt Keshe bei einer Konferenz 15 Botschaftern aus afrikanischen Nationen sein Magrav-Energiesystem und erzählt, dass ab November eine Million Geräte in Europa produziert werden sollen.
- 2018 ruft er den „Tag des Mozhan“ aus: Die Menschheit sei nun reif für den Weltraum, also bilde er ab nun Menschen darin aus, wie sie mit seiner Plasmatechnologie ins All aufbrechen können.
Raumfahrt, Gesundheit, neue Materialien, Energie, Transport, Umwelt, Landwirtschaft Nanotechnologie – Keshe backt die ganz großen Brote. Aufgegangen sind aber bisher vor allem seine Worte – die Großtaten lassen bis heute auf sich warten: Investoren von 2012 etwa haben bis heute keine Maschine erhalten.
Dennoch kann man im Shop der Stiftung alles Mögliche in den Warenkorb legen: „Plasmageneratoren“ für Auto (5.000 Euro) und Haus (3.500 Euro), ein Großgerät namens „ElectriGas“, das 5 kW produzieren soll, für 35.000 Euro, und nicht zuletzt ganze „Raumflugkammern“ – „Flight Enhancement Spaceships“ – für 25 Millionen Euro. Flugstunden kann man ab 1.000 Euro pro halbe Stunde buchen.
Tanz der Filamente
Wenn es ein Luftschloss ist, das Wago sich gebaut hat, dann hat es sichtbare Mauern und Räume. Während er am Bildschirm die Bilder seiner Entwicklungen durchklickt, wird klar, dass sein Bett eine jahrelange experimentelle Vorgeschichte hat. Zu sehen sind unzählige selbstgewickelte Spulen und Spulenanordnungen, Experimente in Eis, in denen Strahlen aus eingefrorenen Spulenringen auszutreten scheinen – und nicht zuletzt mehrstufige Geräte aus Holz, die er „Magravs“ und „Vitagravs“ nennt. In denen sind die einzelnen oder doppelten Spulenringe mit „Plasmareaktoren“ in einer bestimmten Anordnung zusammengebaut. Das alles wirkt professionell gearbeitet – hier ist kein Hobbybastler am Werk, sondern jemand, der methodisch vorgeht und etwas von Handwerk versteht.
Doch was ist mit der Technologie, die laut Wago dahintersteht? Lässt sich die erklären, auch unabhängig von Keshe? Die Aufzeichnungen zu seinen Forschungen und seine Erklärungen bringen mir einen Spruch ins Gedächtnis: Die Tanzenden werden von denjenigen für verrückt gehalten, die die Musik nicht hören.
Es ist augenscheinlich, dass Wago etwas gehört, gesehen und gespürt hat – für einen Verrückten sind seine Erläuterungen jedenfalls zu stringent, und im Kontext dessen, was ich im alternativen Forschungsbereich schon alles erfahren habe, ergeben sie durchaus Sinn … wenn auch mit einer eigenwilligen Nomenklatur. Bei dem „Licht hinter dem Licht“, das er in seiner großen Vision sah, handelt es sich seinen Angaben nach um Plasma. Selbst sieht er es als feine Stränge, feiner noch als Atome oder Elektronen; es wirkt als Grundbildner der Materie, das diese in einer „Energie-Ehe“ erzeugt.
Als ich nachfrage, ob es sich bei diesem Plasma um das Plasma handelt, von dem auch die Schulphysik spricht, verneint er. Ionisiertes Gas sei zwar die häufigste Form von Plasma, weil die Sterne zum Großteil daraus bestehen, aber wir kennen eben nur einen Bruchteil seiner Eigenschaften:
„Das, was ich Plasma nenne, sind die Kräfte, die Galaxien, Sonnensysteme oder auch Atome zusammenhalten. In den Sternen zum Beispiel strahlt es. Das heißt, dass das Plasma praktisch ständig den Raum über sich informiert, über Vibration. Und das ist eine der Eigenschaften des Plasmas, die ich nutze.“
Kommentare
02. Februar 2024, 19:02 Uhr, permalink
Monika Bartsch
Guten Tag liebes Team, wo kann man im Plasma Bett probeliegen?
Es ist sehr dringend. Meine Schwester hat Brustkrebs. Ich freue mich auf eure Antwort.
Liebe Grüße aus Brandenburg
Monika
03. Februar 2024, 12:32 Uhr, permalink
Redaktion
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04. April 2024, 09:55 Uhr, permalink
Drusius
Eigentlich genügt, wie in der Weltraumfahrt ein Handgriff und schon kann ein Energieausgleich für einen festgelegten Körperaspekt erfolgen. Die Neutralisation wird aufgehoben und polar aufgeladen, damit wieder Entwicklung möglich ist, das ist das Prinzip.
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