Noch ein Buch über Vitamin C – ist nicht schon alles Wesentliche darüber geschrieben worden? Vitamin C nimmt man, wenn man eine Erkältung hat: Man macht sich einen Zitronentee und isst Orangen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 100 Milligramm täglich zusätzlich für einen gesunden Erwachsenen, geht aber davon aus, dass die Versorgung über die Nahrung ausreichend ist. Vitamin C gibt es in jeder Drogerie zu kaufen. Damit wäre doch alles gesagt, oder?
Nichts könnte der Bedeutung des Vitamin C weniger entsprechen als das oben stehende gefährliche Halbwissen, meint Autor Thomas Levy. In seinem Buch trägt er auf über 400 Seiten, fleißig wie ein Eichhörnchen, Argument nach Argument zusammen, um lückenlos aufzuzeigen, dass die gängigen Vitamin-C-Dosierungsempfehlungen entweder ein Kunstfehler der Ärzteschaft, eine Schlamperei oder schlicht kriminell sind. Diese Aussage untermauert er mit überzeugenden Argumenten und einem über 100 Seiten starken Quellen- und Literaturverzeichnis.
Vitamin C oder Ascorbinsäure wurde in den 1920er Jahren entdeckt. Für die Isolierung bekam Albert Szent-Györgyi 1937 den Nobelpreis. Schon in den Jahren 1932 bis 1936 wurden 169 Arbeiten über Vitamin C geschrieben. Man darf davon ausgehen, dass nach einem Jahrhundert der Vitamin-C-Forschung etwa 50.000 bis 100.000 wissenschaftliche Artikel vorliegen. Thomas E. Levy scheint einen großen Teil davon geprüft zu haben. Er legt überraschend viele Nachweise vor, die belegen, dass einerseits die empfohlene Grundversorgung mit Vitamin C bei Weitem zu niedrig angesetzt ist und dass andererseits durch hochdosierte Vitamin-C-Gaben Heilungen (ja, er meint „Heilungen“) einer Unzahl von Krankheiten möglich sind, bei denen die Methoden der Schulmedizin versagen oder den erkrankten Menschen durch Nebenwirkungen belasten.
Der Mensch kann, genau wie einige andere Säugetiere, etwa das Meerschweinchen, Vitamin C nicht selbst im Körper erzeugen. Er muss es durch die Nahrung zuführen. Dass Ascorbinsäure von Anfang an (möglicherweise irrtümlich) als „Vitamin“ bezeichnet wurde, verfestigte die Meinung, es müsse nur „in Spuren“, also in Kleinstdosierungen eingenommen werden. Dieses Bild, einmal in den Köpfen verfestigt, ließ sich nicht mehr korrigieren und ein wissenschaftlicher Autor, der auf eindeutige Beweise von Heilungen durch höhere Dosen Vitamin C stößt, hat nicht den Mut, von Heilung zu sprechen und sich damit gegen die vorherrschende schulmedizinische Position zu stellen. Er kommt vielmehr zu der Ansicht, dass „kein abschließendes Urteil in Bezug auf den möglichen therapeutischen Wert“ von Vitamin C abgegeben werden könne und überlässt „offenkundig nötige Toxizitätsstudien“ anderen. Diese aber trauen sich wieder nicht, sich durch eine Meinung unbeliebt zu machen, die nicht der gängigen Lehre entspricht. Die empfohlene Tagesdosis darf sich aber nicht danach richten, welche relative Menge Vitamin Cein Meerschweinchen braucht, sondern welche Menge Vitamin C Säugetiere produzieren, die das Vitamin körperintern herstellen. Danach muss der Bedarf für den Menschen ausgerichtet werden.
Thomas E. Levy zitiert zahlreiche Ärzte und Autoren, die mit hohen Dosierungen positive Erfahrungen gemacht haben. Besonders häufig wird die Arbeit von Dr. Frederick Klenner erwähnt, der als Behandler (und Pionier) am meisten Erfahrung mit hochdosiertem Vitamin C haben dürfte. Wichtig ist, dass in vielen Fällen gesundheitliche Besserung erst mit einer hohen Dosierung erreicht wird, die oft noch dazu intravenös verabreicht werden muss. Die Bedenken, dies könne Nierensteine begünstigen, werden in zahlreichen Studien ebenso zerstreut wie andere Argumente gegen die Hochdosierung.
„Dr. Levy legt eine umfangreiche Sammlung wissenschaftlicher Studien vor, die eindeutig belegen, dass Vitamin C sowohl oral als auch intravenös in hohen Dosierungen angewendet werden kann – oral in täglichen Dosierungen von 4 bis 20 Gramm und mehr sowie nach Bedarf, intravenös in Dosierungen von 30 bis 200 Gramm oder mehr pro Tag.“ (Dr. Garry Gordon)
Niedrigere Dosierungen hingegen führen meist nicht zum gewünschten Erfolg.
Durch seine akribische und vernünftige Darlegung gelingt es Levy, mich davon zu überzeugen, dass mit hochdosiertem Vitamin C Heilung in Fällen möglich ist, die ich vorher für unvorstellbar hielt: bei Viruserkrankungen wie Polio, Virushepatitis, Masern, Mumps, Virus-Enzephalitis, Windpocken und Herpes-Infektionen, Tollwut, Influenza (und „Erkältung“) etwa. Auch die Heilung nichtviraler Infektionskrankheiten wie Diphterie, Keuchhusten, Tetanus, Tuberkulose, Malaria u. a. ist möglich. Außerdem ist Vitamin C ein sinnvolles Gegenmittel bei Vergiftungen, etwa mit Barbituraten, Pestiziden, Alkohol u.a. Es scheint sogar auf dem heiklen Gebiet der Krebstherapie und bei der Behandlung von Aids eine wirksame Hilfe zu bieten. Jedem dieser Themen ist im Buch ein eigenes Kapitel mit zahlreichen Nachweisen von Forschungsergebnissen gewidmet.
Levys Buch enthält auch eine große Anzahl praktischer Informationen und Tipps, sowohl zur empfohlenen Einnahmemenge als auch zu einem weiteren, sehr spannenden Aspekt: dem „liposomalen Vitamin C“. Während die Bioverfügbarkeit von Vitamin C bei oraler Einnahme 5 bis 15 Prozent und bei intravenöser Gabe 60 bis 70 Prozent beträgt, gelingt bei oraler Einnahme der liposomalen Form eine Bioverfügbarkeit von 90 bis 95 Prozent. Dabei werden die Vitamin-C-Partikel mit einer Lipidschicht überzogen und vollständig umhüllt. Diese Verkapselung bietet Schutz und erhöht gleichzeitig die Chance, dass das Vitamin C gut im Dünndarm aufgenommen wird. Im Internet gibt es Anleitungen, das liposomale Vitamin C mithilfe eines preiswerten Ultraschallreinigers selbst aus Ascorbinsäure und Lecithin herzustellen. Auf seiner Website Peakenergy.com erklärt Levy in einem Artikel vom April 2014 allerdings, dass dadurch zwar eine Emulsion erzeugt werde, was die Bioverträglichkeit des Vitamin C steigere und die Absorption ins Blut verbessere. Die Aufnahme ins Innere der Zelle sei aber nicht im gleichen Maß gewährleistet, wie es bei pharmazeutisch hergestelltem liposomalem Vitamin C der Fall sei. An selber Stelle gibt er auch seine Einschätzung wieder, dass ein Gramm liposomales Vitamin C, bei einem akuten viralen Infekt oral eingenommen, effektiver ist als fünf bis zehn Gramm intravenöses Vitamin C.
„Heilung des Unheilbaren“ ist eines jener Bücher, die es sich wirklich zu lesen lohnt.
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