Göbekli Tepe (deutsch: bauchiger Hügel) ist ein prähistorischer Fundort auf einem langgestreckten, 780 Meter hohen Bergzug im Südosten der heutigen Türkei. Es handelt sich um einen Hügel von 15 Metern Höhe und rund 300 Metern Durchmesser. Auf diesem Hügel werden seit Mitte der 1990er Jahre in einem Langzeitprojekt des Deutschen Archäologischen Instituts Ausgrabungen vorgenommen. Der deutsche Archäologe Professor Klaus Schmidt leitete die Grabungen von 1995 bis zu seinem Tod im Jahr 2014. Was dort nach und nach freigelegt wurde und wird, versetzt die Fachwelt in Erstaunen, passt das Gefundene doch so gar nicht in unser Geschichtsbild.
Göbekli Tepe ist ein megalithischer Komplex mit sehr ausgefeilten Steinanlagen, freistehenden Monolithen und Dutzenden von Steinpfeilern, in die merkwürdige Wesen und Figuren eingeritzt sind. Diese seltsame Steinkunst ist 10.000 bis 12.000 Jahre alt und damit um mehr als 7.000 Jahre älter als es Stonehenge oder die große Pyramide in Ägypten sein sollen. Schmidt hegte keinerlei Zweifel daran, dass Göbekli Tepe zu den entscheidenden Ursprungspunkten der Neolithischen Revolution gehört. Das allerdings würde bedeuten, dass zumindest für unsere moderne Zivilisation die Geschichte dort begonnen haben muss.
Collins erforscht seit 1979 die Idee einer fortgeschrittenen Zivilisation vor Beginn der geschichtlichen Aufzeichnungen. Zahlreich sind seine Reisen zum Göbekli Tepe und zu Stätten in dessen Umgebung. So stützt sich Collins in seinem Buch auf die archäologischen Erkenntnisse von Schmidt, geht aber über dessen wissenschaftliche Theorien weit hinaus. Collins interpretiert die T-förmigen Steinpfeiler des Komplexes als eine Darstellung der Anunnaki. Bei Collins sind die Anunnaki keine Außerirdischen, sondern eine geheimnisvolle Schamanenelite, deren Angehörige sehr groß und hellhäutig waren und schlangenartige Köpfe hatten. Ihr Aussehen glich fast dem von Albinos, so hell waren sie. Die Anunnaki waren laut Collins aus Europa eingewandert und hatten die damals um Göbekli Tepe lebenden Bauern und Jäger im Bau von megalithischen Anlagen instruiert.
Im ersten Teil des Buchs wird die Ausgrabungsstätte sehr detailliert dargestellt. Neben dem genauen Lageplan und einer Übersicht der Funde werden die einzelnen Steinzeichnungen besprochen und interpretiert. Viele Abbildungen erleichtern das Verständnis. Auch die Lage von Göbekli Tepe zum Kosmos sowie zu den Sternenbildern versucht der Autor zu interpretieren. Im letzten großen Kapitel verlässt Collins den eher konservativen und wissenschaftlichen Weg von Schmidt und geht auf die Suche nach dem biblischen Paradies, dem Garten Eden von Adam und Eva. Den findet Collins dann ganz in der Nähe von Göbekli Tepe. Dieses Gebiet gehörte früher zum alten Armenien und durch alte armenische Überlieferungen, die Collins durchforstete, fühlt er sich in seiner These vom Garten Eden direkt neben Göbekli Tepe bestätigt.
Am überzeugendsten sind Collins Deutungen der Tier- und Menschensymbole, die man auf den Steinsäulen vorfindet. Im Detail beschreibt er die Gestaltung, die Architektur und die herrlichen, beeindruckenden Reliefs. Diese unglaublich kunstfertige Qualität und Präzision der Steinmonumente kann kaum den damaligen Jägern und Bauern zugeschrieben werden. Sie sind Ausdruck einer Hochkultur, die den Anunnakigöttern der sumerischen Tradition zuzurechnen ist.
Das über 500 Seiten dicke Werk ist für jeden, der Göbekli Tepe näher kennenlernen möchte, ein perfektes Buch, das sich allerdings nicht immer leicht liest. Man sollte schon etwas Freude an der Archäologie und etwas wissenschaftlichen Ehrgeiz mitbringen. In der Mitte des Buchs sind auf zehn Seiten farbige Hochglanzbilder aus dem heutigen Göbekli Tepe eingebunden. Alle anderen zahlreich vorhandenen Bilder und Skizzen sind in Schwarz-Weiß gehalten. Fast 70 Seiten ist der Anhang dick, mit einer Zeittafel zum besseren Verständnis, etlichen Anmerkungen zu den einzelnen Kapiteln, einer Bibliografie und einem Register.
Das Buch ist kein archäologisches Buch. Vielmehr haucht Collins dem Steinhaufen Göbekli Tepe durch seine mutigen und grenzwertigen Interpretationen Leben ein. Göbekli Tepe ist eine Sensation im Südosten der Türkei, die so manchen alten Mythos auferstehen lässt. Das Buch ist es auf jeden Fall wert gelesen zu werden, mag auch mancher Ansatz von Collins weit über unseren festgefahrenen Glauben hinausgehen und manchmal etwas abenteuerlich anmuten. Doch wo wären wir ohne all die kritischen Denker, die es wagten, Neuland zu betreten? Immerhin ist Göbekli Tepe inzwischen als älteste Steinbauwerk der Welt anerkannt, allein diese Tatsache ist schon eine Sensation für sich.
Eine kleine Richtigstellung zum Schluss: Im Buch wird von Professor Schmidt so geredet, als ob er noch leben würde, was allerdings nicht der Fall ist. Schmidt starb im Jahr 2014 bei einem Badeunfall.
Kommentare
24. März 2018, 17:35 Uhr, permalink
EE
Kein Badeunfall - Herzinfarkt beim Badeurlaub.
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