Gleichzeitig unterstützt die Stiftung aber ganz offen Gentechnikprojekte in Afrika und anderen Entwicklungsländern. Fast 80 Prozent der von der Gates Foundation bewilligten Förderungen in Kenia gehen beispielsweise in Biotech-Projekte – und mehr als 100 Millionen Dollar sind in Organisationen geflossen, die mit Monsanto zu tun haben.
Die guten Verbindungen zwischen der Gates-Stiftung und Monsanto wurden mit einem Schlag noch besser, als die Foundation im August 2010 Monsanto-Aktien im Wert von 23 Millionen-Dollar erwarb. Landwirte, soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Organisationen waren darüber äußerst empört. Die weltweit agierende Bauernorganisation La Via Campesina hat diesen Kauf von Monsanto-Aktien aufs Schärfste verurteilt.
Die unerwünschte Grüne Revolution der AGRA
Nicht nur die Rockefeller-Stiftung fördert die umstrittene Alliance for a Green Revolution in Africa, sondern auch die Gates Foundation lässt dieser Organisation Geld zukommen – bisher immerhin 265 Millionen Dollar. AGRA besteht aus einem Team von Wissenschaftlern, Ökonomen und Wirtschaftsführern; der Vorstandsvorsitzende ist Kofi Annan. AGRA versucht den afrikanischen Kontinent für GMO-Saatgut und Pestizide zu öffnen, die von Konzernen wie Monsanto, DuPont und Syngenta hergestellt werden. Im Gegensatz zu den Bestrebungen von AGRA und der Gates Foundation hat eine großangelegte Studie der United Nations Conference on Trade and Development (Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung; UNCTAD) und des United Nations Environment Programme (Umweltprogramm der Vereinten Nationen; UNEP) jedoch festgestellt, dass der biologische Landbau Afrika die besten Chancen biete, die Armut zu verringern und Ernteerträge sowie Einkommen zu verbessern – und dabei auch noch die Umwelt zu schonen.
Afrikanische Bauern und Umweltschützer haben die Initiativen von Gates Foundation und AGRA öffentlich in Frage gestellt, da diese die strukturellen Ursachen von Hunger und Armut außer acht ließen und stattdessen Methoden förderten, die eine Bedrohung für traditionelles Wissen und seit Jahrtausenden bewährte Anbaumethoden darstellen.
GMO-Pflanzen in Asien
Die Schlacht um Bt Brinjal: ein triumphaler Anbaustopp
Brinjal (auch als Aubergine oder Melanzani bekannt) ist das zweitbeliebteste Gemüse Indiens, sichert den Lebensunterhalt vieler Kleinbauern und ernährt die Bewohner armer ländlicher und städtischer Gegenden.
Der indische Monsanto-Partner Mahyco hat eine insektenresistente transgene Version der Pflanze namens Bt Brinjal entwickelt, die ein von Monsanto hergestelltes Gen enthält und im Oktober 2009 vom Genetic Engineering Approval Committee (Komitee zur Bewilligung von Gentechnik; GEAC), der zuständigen indischen Behörde, offiziell zugelassen wurde.
Am 9. Februar 2010 wurde diese Zulassung vom indischen Umwelt- und Forstminister Jairam Ramesh wieder aufgehoben. Dieser Entscheidung war eine einmonatige öffentliche Anhörung vorangegangen, bei der Vertreter aus verschiedenen Gesellschaftsschichten zu Wort gekommen waren – darunter auch Wissenschaftler, die über die Auswirkungen von Bt Brinjal auf die menschliche Gesundheit und die traditionellen indischen Auberginensorten besorgt waren. Ein Anbaustopp auf unbegrenzte Zeit wurde erlassen. Der Minister sagte, das Moratorium werde so lange gelten, bis unabhängige Studien nachgewiesen haben, dass Bt Brinjal langfristig für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sicher ist; er bezeichnete diesen Weg als „verantwortungsbewusst der Wissenschaft und sensibel der Gesellschaft gegenüber“. Nach wie vor versuchen die Hersteller und viele Pro-GMO-Wissenschaftler aber, Bt Brinjal auf den Markt zu bringen.
Ein vom Minister beauftragter Bericht, der von den führenden akademischen Institutionen des Landes erstellt wurde, empfahl eine begrenzte Freisetzung von Bt Brinjal – die ISAAA begrüßte diesen Bericht natürlich. Wie sich bald herausstellte, war aber fast der gesamte Teil des Berichts, der sich mit Bt Brinjal befasste, eins zu eins aus dem Artikel eines GMO-Befürworters herauskopiert worden.
Eine neue Analyse über die Gefahren von Bt Brinjal wurde dem Obersten Gericht vorgelegt, um den Richtern Material für Zivilprozesse über GMO-Anbau in die Hand zu geben. Diese wissenschaftliche Studie betont die Risiken der Kontaminierung einheimischer Pflanzen und die Bedrohung der Artenvielfalt sowie die potentiell größere Verbreitung von Pflanzenschädlingen. Bt Brinjal könnte zudem negative sozioökonomische Auswirkungen auf ressourcenarme Auberginen-Kleinbauern haben, die bei einer Zulassung der transgenen Pflanze in eine unfaire Konkurrenz zu kommerziell orientierten Brinjal-Großbauern treten müssten.
Samenkonzerne wie Monsanto und Bayer führen außerdem Feldversuche mit herbizidtoleranter Baumwolle und herbizidtolerantem Mais durch – trotz der Superunkraut-Krise in den USA.
Bauern zerstören GMO-Versuchsreis von DuPont
Indien ist das weltgrößte Reisanbaugebiet, in dem etwa 4.000 Sorten der Pflanze gedeihen. Am 12. Mai 2010 erteilte das GMO-Kontrollorgan GEAC dem US-Chemiekonzern DuPont eine Bewilligung für begrenzte Feldversuche mit transgenen Hybridreissorten, als Vorbereitung auf die kommerzielle Produktion von Hybrid-Saatgut.
DuPont führte seine Versuche mit GMO-Reis in Zusammenarbeit mit der Universität für Agrarwissenschaften in der Stadt Doddaballapur im Bundesstaat Karnataka durch. Im November 2010 wurden Kleinbauern, die der Bauernorganisation Karnataka Rajya Raitha Sangha (KRRS, Mitglied von La Via Campesina) angehörten, aktiv und zerstörten einen Großteil der Versuchsanbaufläche. Der KRRS-Vizepräsident sagte, dass die Bauern sich auch weiterhin gegen im Freien durchgeführte Feldversuche mit GMO-Pflanzen stellen werden, da diese den ersten Schritt darstellten, die indische Landwirtschaft amerikanischen Saatgutmultis auszuliefern. Zudem sei GMO-Reis nicht nur für Bauern eine Bedrohung, sondern auch für Gesundheit und Umwelt aller indischen Bürger.
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