Geheimnisse der Eiszeit schmelzen

Die Gletscherforschung begann bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts, doch die Wissenschaft weiß immer noch nicht genau, warum es Eiszeitalter gibt oder wann die nächste Kaltzeit kommen wird.

Meeresströmungen und eine neue Eiszeit

Obwohl die verschiedenen Meeresströmungen seit geraumer Zeit bekannt sind, haben Wissenschaftler erst kürzlich verstanden, dass sie eine entscheidende Rolle für Klima und Wetter spielen. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass flache Warmwasserströmungen aus dem Pazifik Richtung Westen nach Afrika fließen und sich dann entlang der afrikanischen und europäischen Küste nach Norden bewegen.3 Diese Strömungen sorgen dafür, dass Europa im Gegensatz zu der ostkanadischen Halbinsel Labrador, die jenseits des Atlantiks auf gleicher Höhe liegt, ein mildes Klima hat. Sie liefern Europa ein Drittel der Wärme, die die Sonne liefert, und sind Teil eines globalen Ozeansystems, das den klimatischen Status Quo sichert.

Im Nordatlantik bringt der Golfstrom Wärme in Form von warmem Wasser in den Norden und Osten. Auf seinem Weg nach Norden verdunstet er und verbreitet Wärme in den Küstenregionen. Durch die Verdunstung wird das warme Wasser salziger, und auf der Höhe von Island erreicht seine Dichte einen Punkt, an dem es auf den Grund absinkt. Danach wird es Teil des Kreislaufs, der kaltes Wasser zurückströmen lässt, und fließt nach Süden in Richtung Antarktis, an Afrika und Australien vorbei zurück in den Pazifik. Würde dieser Warmwasserzustrom aus irgendeinem Grund unterbrochen, drohte Europa eine Mini-Eiszeit. Neueren Studien zufolge wäre dies möglich, denn die gegenwärtigen Strömungen im Nordatlantik sind unberechenbar.4 Seit dem Ende der letzten Eiszeit ist die Eiskappe in der Arktis immer weiter geschmolzen, was kaltes Wasser in den Nordatlantik spülte. Wenn zu viel kaltes Wasser ins Meer gerät (wobei der Salzgehalt und somit die Dichte verringert wird), sinkt dieses nicht mehr ab, um Teil des Strömungskreislaufs zu werden, der kaltes Wasser zurück in den Pazifik bringt. Es bleibt, wo es ist und verhindert so das Nachfließen warmen Wassers, was das Klima in Europa ändern würde.

Kaltes, salziges Wasser fließt im Südatlantik Richtung Osten an der antarktischen Küste entlang und sinkt in die Tiefe, wobei es die miteinander verbundenen Systeme der Meeresströmungen antreibt. Laut Wallace Broecker von der Columbia University in New York hat sich dieses Sinkverhalten des Oberflächenwassers in den letzten 100 Jahren um ein Drittel reduziert. Wenn das stimmt, dann führt diese Verlangsamung der antarktischen Tiefenströmung dazu, dass es in der Antarktis kälter wird und der Golfstrom sich erwärmt. Der gegenwärtige Prozess der globalen Erwärmung begann in den 1880ern und wird seit den 1970ern vom Menschen beschleunigt. Broecker glaubt, dass diese Erwärmung von Menschen verursacht wird und dem natürlichen Trend zur Abkühlung widerstrebt.5

Der Besuch des Kometen

Donald Patten hat eine ganz andere Theorie zur Ursache von Eiszeiten entwickelt – eine, bei der es um eine Katastrophe von globalen Ausmaßen geht. Auch wenn seine Vorstellungen ebenso theologisch geprägt wie wissenschaftlich sind, so sind seine Erläuterungen, welche Auswirkungen ein Beinahzusammenstoß eines Kometen mit der Erde auf das Klima gehabt hätte, doch gut belegt und plausibel.6 Er spricht in diesem Zusammenhang auch über Beweggründe und Glauben – verfasst beinahe so etwas wie die kreationistische Widerlegung des geologischen Uniformitarianismus – und präsentiert dabei eine Reihe von Wissenschaftlern und Autoren, die die Geologie der Erde als Folge von Katastrophen erklären. Seit den 1920er Jahren des vorigen Jahrhunderts haben unter anderem George McCready Price, Byron C. Nelson, Alfred M. Rehwinkel, Henry Morris, Charles Hapgood, Ivan T. Sanderson, Immanuel Velikovsky und Dolph E. Hooker die Überzeugung vertreten, dass plötzliche Katastrophen die Erklärung für das Auftreten von Eiszeiten seien.

Das Phänomen, das Patten und anderen Schlagkraft bei ihrer Argumentation verleiht, sind die bizarren eingefrorenen Mammuts, für die es nach wie vor keine Erklärung gibt. Auch wenn Mammuts nicht die einzigen Tiere sind, die in gefrorenem Zustand gefunden wurden (es wurden auch Rhinozerosse, Schafe, Pferde, Ochsen, Löwen, Tiger und Bisons entdeckt), so sind sie doch als ausgestorbene Rasse von besonderem Interesse. Ihre teils vollständig erhaltenen Überreste wurden zu Hunderttausenden in Sibirien und Alaska gefunden und versorgen die Welt immer noch mit Elfenbein.

In Russland ist es seit 2.000 Jahren üblich, Elfenbein aus den Inseln Sibiriens zu beziehen. Zwischen 1880 und 1900 wurden fast 20.000 Stoßzähne von einer einzigen Insel gewonnen. Schätzungen zufolge gibt es noch bis zu drei Millionen Mammuts in Sibirien.7 In einem Artikel im National Geographic heißt es, Experten nähmen an, dass es noch 600.000 Tonnen Elfenbein zu finden gibt.8 Eine plötzliche Katastrophe wie etwa der Einschlag eines Asteroiden oder der Beinahzusammenstoß mit einem Kometen bietet sich sehr gut an, den plötzlichen Tod von Millionen von Tieren zu erklären. Einen Präzedenzfall findet man bei der größten Ausrottung aller Zeiten am Ende der Kreidezeit, als ein gigantischer Asteroideneinschlag das Aussterben der Dinosaurier verursachte.

In seiner Beinahzusammenstoßtheorie erklärt Patten auch die Bildung von Gebirgsketten und warum sie bogenförmig über die Kontinente verteilt sind. Als besagter eisiger Besucher der Erde zu nahe kam, blieb er neun Monate lang in der Umlaufbahn und umkreiste die Erde wie ein zweiter Mond. Zweimal kam er ihr so nahe, dass seine Schwerkaft nicht nur auf die Ozeane einwirkte und riesige Flutwellen erzeugte, sondern auch auf den flüssigen Erdkern. Das Magma reagierte genau wie die Meere auf die Schwerkraft. So wurde jedes Mal, wenn der Komet der Erde nahe kam, eine Welle geschmolzenen Gesteins hochgedrückt, was dann auch die Erdkruste anhob.

Während dieser Komet um die Erde herumtanzte, wurde Eis, das aus ihm herausgebrochen war, aufgrund der elektromagnetischen Ablenkung in großen Mengen abgelagert. [Anm. d. Herausg.: Die Theorie vom „Schmutzigen Schneeball“ wird von der Plasma-Kometen-Theorie in Frage gestellt.] Pattens Theorie zufolge wurden 25 Millionen Kubikkilometer Eis jeweils in der nördlichen und der südlichen Hemisphäre abgeladen – Eis, das eine Temperatur von -100 °C hatte. Im Zentrum wäre das Eis knapp fünf Kilometer dick gewesen und an den Rändern dünn ausgelaufen. Das Eis kam plötzlich und nicht ganz allmählich. Gemäß der Theorie erklärt nur ein solches Szenario das abrupte Einfrieren von Millionen von Tieren.

Patten argumentiert weiterhin, dass die Form der Eisschichten ebenfalls die Beinahzusammenstoßtheorie untermauere. Die kontinentalen Gletscher der letzten Eiszeit waren im Zentrum am dicksten. Über die heutige Antarktis wissen wir, dass in der Mitte dieses Kontinents sehr wenig Schnee fällt, da die kalte, trockene Luft keine Feuchtigkeit aufnehmen kann. Es ist eine Wüste aus Felsen und Schotter. An den Rändern fällt jedoch viel Schnee, weil dort warme und feuchte Luft mit kalter Luft zusammentrifft. Wenn Schneefall die Gletscher der Eiszeit gebildet hätte, dann wären sie an den Rändern dicker gewesen und nicht im Zentrum.

Die wandernden Pole

Einer der spannendsten Aspekte der Theorie der wandernden Pole des Geschichtsprofessors Charles Hapgood ist die Tatsache, dass Albert Einstein davon überzeugt war, dem Thema auf den Grund zu gehen und dass es „nicht gerechtfertigt sei, die Idee a priori als abenteuerlich abzutun“.9 Einsteins Brief vom 24. November 1952 an Charles Hapgood ist in Hapgoods Buch „The Path of the Pole“ (Der Weg des Pols) abgedruckt:

„Ich erhalte oft Mitteilungen von Menschen, die meinen Rat bezüglich ihrer unveröffentlichten Thesen einholen möchten. Es ist nicht nötig zu sagen, dass diese Thesen sehr selten irgendeinen wissenschaftlichen Wert haben. Die allererste Nachricht allerdings, die ich von Mr. Hapgood erhielt, elektrisierte mich sofort. Seine Idee ist originell, vollkommen simpel und – sollte sie sich als richtig erweisen – äußerst wichtig für alles, das mit der Geschichte der Erdoberfläche zu tun hat.“10

Hapgood begann seine Forschungen zu den wandernden Polen als Konsequenz seines Interesses an Geographie und alten Karten, was zu seiner Wiederentdeckung der Piri-Reis-Karte führte, einer handgezeichneten türkischen Seekarte, die seit dem 16. Jahrhundert in Vergessenheit geraten war.

Angeblich wurde die Karte wenige Jahre nach Kolumbus’ erster Fahrt nach Amerika angefertigt. Der Kartograph Admiral Piri Reis hielt fest, dass er seine Karte mit Hilfe von sehr alten Karten angefertigt habe. Beim näheren Hinsehen entdeckte Hapgood Hinweise auf sphärische Trigonometrie in der Aufteilung der Karte sowie ein detailliertes Wissen globaler Geographie, das die Küste der Antarktis einschloss – und zwar aus einer weit zurückliegenden Zeit, als sie noch nicht von Eis bedeckt war. Die Karte war zu einer Zeit akkurat, als niemand von der antarktischen Küste wissen konnte. Also suchte Hapgood nach einer Erklärung, die schließlich zu seiner umstrittenen Theorie führte.

Hapgoods Theorie der wandernden Pole zufolge verändern die Kontinentalplatten der Erde alle 20.000 bis 30.000 Jahre schnell als zusammenhängende Einheit über eine große Distanz hinweg ihre Position. Dieses Phänomen, das als Kontinentaldrift bekannt ist, findet tatsächlich auch heute statt, doch in einem viel langsameren Tempo. Sollte einmal ein Ungleichgewicht in der gyroskopischen Drehung der Erde entstehen, so Hapgoods Theorie, dann würden sich die Kontinentalplatten so bewegen, dass die Erde zu einer ausbalancierten Drehbewegung zurückkehre.11

Die geologischen Beweise für die Annahme, dass die Pole während des Pleistozäns (Eiszeitalters) womöglich an einer anderen Stelle waren, sind beeindruckend. Mit Hilfe von geomagnetischen Datierungen und der 14C-Methode konnte Hapgood vier ehemalige Pole lokalisieren und ihre Bewegungen nachvollziehen. Vor etwa 11.600 Jahren, am Ende des Pleistozäns, wanderte der Nordpol auf seine jetzige Position in der Arktis. Etwa 50.000 Jahre zuvor lag er in der Hudson Bay, vor 75.000 Jahren in der Grönlandsee und vor 120.000 Jahren lag der Nordpol im Yukon-Gebiet in Kanada.12
Wie es zu diesen Bewegungen kommen kann, lässt sich ganz einfach aus dem Aufbau der Erde erklären. Wir leben auf der Erdkruste, der äußeren Oberfläche, die sich aus sechs Hauptkontinentalplatten und ein paar kleineren Platten zusammensetzt. Der innere Kern besteht aus festem Eisen, das von flüssigem Eisen umgeben ist; umhüllt von einer Schicht geschmolzenen (unterer Mantel) und festen Gesteins (oberer Mantel). Der obere Mantel und die Kruste sind lose miteinander verbunden und können aufeinander entlanggleiten, was zur Kontinentaldrift führt. Theoretisch kann sich jede Schicht unabhängig von den anderen bewegen. Laut Hapgood können die beiden oberen Schichten wandern, wenn bestimmte Kräfte auf sie einwirken, während der Kern, die Achse und die Umlaufbahn des Planeten davon unangetastet bleiben. Die schwierige Frage lautet: Wodurch werden die Bewegungen ausgelöst?

Kommentare

01. Dezember 2018, 02:33 Uhr, permalink

Theodorus

es gibt einen gefühlten widerspruch zwischen den perioden, die laviolette nennt und wie sie heute im netz zu lesen sind. in den 90er jahren wurden aber die perioden, wie sie laviolette nennt, ebenfalls erwähnt und sind mittlerweile im freien netz verschwunden. in der esoterischen szene wird behauptet, dass mit der eiszeit ein kulturzeitraum beendet wird. ebenso wie lemurien und atlantis, wird unser zeitalter jetzt durch eine eiszeit beendet werden, die etwa 1600 jahre dauert. betrachtet man die entwicklung von der kultur zur zivilisation, macht es zumindest sinn, dass eine menschheit ohne kultur wieder zum ursprung zuruck geführt, und umweltschäden wieder egalisiert werden. dies ist allerdings eine frage des glaubens. wer wirklich glaubt, dass sich die geheimnisse des lebens per dna analysieren lassen, glaubt an die materie und lässt die rückseite der medaille, die energie, außer acht und wird immer irren. wenn der mensch mit seiner angeblich unabhängigen intelligenz so schlau wäre, warum ist ihm die natur so weit voraus mit ihren teils witzigen lösungen für technische probleme? ein system verbessert sich nicht von selbst ohne eine intelligenz. und überhaupt: wer kommt auf so eine blöde idee, dass es vor dem urknall nichts gab? aus nichts wird nichts. und wer kommt auf so ne blöde idee, dass das universum leer wäre? wie sollte das sonnenlichtkorpuskel mit gleichbleibender geschwindigkeit durchs weltall jagen, wenn es nicht mit dem äther interagieren würde und dadurch ständig energie aufnimmt?

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