Geheimer israelischer Atomtest in den 1970ern enttarnt

atIsrael hüllt sich über sein Kernwaffenprogramm und -arsenal seit mehr als einem halben Jahrhundert in Stillschweigen und Intransparenz. Deshalb, aber auch für die Zusage, bei bestimmten kerntechnischen Entwicklungen Zurückhaltung zu üben, sollen die USA schriftlich zugestimmt haben, auf Israel keinen Druck zur Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags oder zum Abbau seines Kernwaffenarsenals auszuüben. Die Vereinigten Staaten äußern sich zudem nicht öffentlich über das israelische Atomprogramm.

Diese Politik wird sich jedoch aufgrund einer neuen wissenschaftlichen Studie über ein Ereignis, das vor fast 40 Jahren während der Regierung Carter stattfand, möglicherweise ändern. Laut dieser Studie ist es praktisch sicher, dass besagtes Ereignis ein illegaler Atomtest war. Bisherige Analysen, denen zufolge Israel in Verletzung amerikanischer Gesetze und des Vertrags über das Verbot von Kernwaffenversuchen einen Atomtest durchgeführt haben soll, werden durch die neue Studie bestärkt. Wie die USA und die internationale Staatengemeinschaft auf die aktuellen Erkenntnisse reagieren, wird zeigen, wie ernst es ihnen mit der nuklearstrategischen Rüstungskontrolle wirklich ist.

Am 22. September 1970 zeichnete ein amerikanischer Vela-Satellit, der zum Aufspüren geheimer Atomtests ins All entsandt worden war, einen „Blitz“ vor der Küste Südafrikas auf. Jeder Atomwissenschaftler, der damals die Detektoren des Satelliten überwachte, war der Ansicht, dass dieser Blitz der klassischen Beschreibung einer Kernwaffenexplosion entsprach. Man holte sofort bestätigende Daten ein und analysierte sie, doch ein Großteil dieser Daten und der Analyse unterlag bis heute (fast 40 Jahre später) der Geheimhaltung – obwohl mehrmals versucht worden war, die Behörden zu einer Offenlegung zu bewegen.

Vor Kurzem lieferten zwei angesehene Wissenschaftler – Christopher Wright von der Australian Defence Force Academy und Lars-Eric De Geer, ein pensionierter Mitarbeiter des schwedischen Forschungsinstituts für Verteidigung – weitere neue und maßgebliche Beweise dafür, dass es sich bei dem „Blitz“ um einen Kernwaffentest gehandelt hat. Sie berichteten in einem Artikel in der Zeitschrift Science & Global Security über ihre Erkenntnisse. Wright und De Geer stützten sich bei ihrer Arbeit auf Daten, die ursprünglich Professor Lester Van Middlesworth von der University of Tennessee gesammelt hatte. Darin ging es um Spuren von Radioaktivität, die nach dem „Blitz“ in den Schilddrüsen von Schafen in Australien gefunden wurden. Zusätzlich werteten die beiden Wissenschaftler meteorologische Daten aus dem betreffenden Zeitraum sowie Radionuklid- und hydroakustische Daten aus, die von der US-Regierung veröffentlicht worden waren. Daraus erstellten Wright und De Geer eine Analyse des Vela-Ereignisses, die keinen Zweifel mehr daran lässt, dass es sich dabei um eine Atomwaffenexplosion handelte. Da die Explosion nicht stark war, nimmt man an, dass vielleicht die Auswirkungen einer nuklearen Artilleriegranate getestet werden sollten.

Israel war zu dieser Zeit das einzige Land mit den technischen Fähigkeiten und der politischen Motivation, einen solchen Geheimtest durchzuführen. Besagter Test soll nach Angaben diverser Quellen nur der letzte einer ganzen Reihe gewesen sein, der vom Vela-Satelliten nur deswegen entdeckt wurde, weil es zu einer plötzlichen Veränderung der Wolkendecke gekommen war.

Die neue Studie von Wright und De Geer sollte besonders breit gestreute Aufmerksamkeit erfahren. Anhand der vorliegenden Daten lässt sich nun nämlich feststellen, inwieweit sich die internationale Staatengemeinschaft tatsächlich der nuklearstrategischen Rüstungskontrolle und den Normen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen verpflichtet fühlt. Bisher wurde zwar noch kein genereller Kernwaffenteststopp erreicht, doch immerhin haben sich die meisten Staaten der Erde auf einen Vertrag zur Rüstungskontrolle, Nichtverbreitung von Atomwaffen und gemeinsame Umweltschutzmaßnahmen – den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen (Limited Test Ban Treaty; LTBT) – geeinigt. Dieser im Jahr 1963 in Kraft getretene Vertrag untersagt Atomwaffenexplosionen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser; somit sind nur unterirdische Atomtests erlaubt. Israel hat den Vertrag 1963 unterschrieben und 1964 ratifiziert.

Der israelische Atomtest zeigt nun auf, dass Israel gegen den von 108 Ländern (darunter die offiziell anerkannten Atommächte sowie Indien, Pakistan und der Iran) unterzeichneten LTBT verstoßen hat. Der Test wäre auch als Verstoß gegen den Glenn-Zusatz zum Waffen­export-Kontrollgesetz – ein 1977 verabschiedetes amerikanisches Gesetz, das die Sperrung jedweder Militärhilfe an Länder vorsieht, die Atomexplosionen auslösen – zu werten.

Heute fordern Politik und Öffentlichkeit dem Iran und Nordkorea gegenüber lautstark, ihre Atomprogramme offenzulegen. Die beiden erwähnten Länder gelten im Westen vielfach als Außenseiter der Staatengemeinschaft. Umso unlogischer und sogar heuchlerischer wäre es für den Rest der Welt und vor allem die Vereinigten Staaten, Stillschweigen über das israelische Kernwaffenprogramm zu bewahren – vor allem angesichts dieses dokumentierten Verstoßes gegen internationale Gesetze und Normen. Wenn es weitere Fortschritte bei der Rüstungskon­trolle, der Verminderung des Risikos für einen Atomkrieg und der ehrlichen öffentlichen und privaten Kommunikation zwischen Regierungen und deren Wählerschaft geben soll, muss diese Doppelmoral endlich ein Ende haben. Israel darf sich bezüglich seiner Entwicklung moderner Kernwaffen nicht länger der Rechenschaftspflicht entziehen, denn es hat mit seinem Nukleartest gegen einen wichtigen internationalen Vertrag verstoßen.

Quelle: Bulletin of the Atomic Scientists, 03.08.18, http://tinyurl.com/ycnkrcfu

Kommentare

29. Dezember 2018, 11:53 Uhr, permalink

Clara Sonne

Na nu aber!!! Es gibt doch gar keinen Atompilz! Hat ein anderer Verschwörungstheoretiker erst neulich aufgedeckt. Also werdet euch doch endlich mal einig! Bin schon ganz verwirrt. Flache Erde, Hohlerde, Trump ist gut, Trump ist böse, Putin ist gut, Putin ist böse, Hitler in Argentinien, Hitler in Neuschwabenland. Die Araber sind schlecht, die Juden sind schlecht. Was nun?

29. Dezember 2018, 12:52 Uhr, permalink

Redaktion

Wir wissen zwar nicht, mit wem genau Sie uns verwechseln, aber das Bulletin of American Scientists scheint uns eine reliablere Quelle zu sein als die von Ihnen nicht zitierten.

Guten Rutsch & frohes Unterscheiden!

29. Dezember 2018, 13:40 Uhr, permalink

Clara Sonne

Quintessenz des Artikels: Hetze gegen Israel.
Damit disqualifiziert ihr euch. Fertig.

04. Januar 2019, 10:03 Uhr, permalink

Israel-Fan

Liebe Frau Sonne. (1) Ich bin der Überzeugung, Israel kommt sicher ohne Ihre Hilfe klar. (2) Wenn Sie Andersdenkende überzeugen möchten, fallen sachliche und freundlich vorgetragene Argumente in erster Instanz auf einen fruchtbareren Boden als zynische Passivagressionen. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Internet hin oder her, hier reden Menschen miteinander, und Ihr Zynismus zeichnet nicht das beste Bild von Ihnen. Kontroversen gehören bei NEXUS zur Tagesordnung. Das ist ein Hauptgrund, aus dem ich das Heft lese, obwohl ich nur mit einem Teil der Inhalte konform gehe. Meine Weltsicht ist aber nicht das Gesetz des Universums. Ihre? Und wenn ja, woher nehmen Sie diese Sicherheit? Wenn Sie mit Ihrer Kritik ernst genommen werden möchten, verhalten Sie sich doch bitte der gängigen Netiquette entsprechend. Ich finde es schade, dass Sie trotz offensichtlicher Bereitschaft, sich einzumischen, nicht dazu beitragen, einen friedlichen Konsens zwischen Israelkritikern und -unterstützern zu finden. Das Thema ist viel zu komplex und sensibel und auch viel zu sensibel für Zynismus. Soweit meine Meinung. Vielleicht haben Sie ja Lust, noch einmal sachlich zu schildern, wo die inhaltlichen Probleme / Falschaussagen in dem o.g. Artikel liegen, das würde sicher auch andere Leser interessieren. Es gibt vielleicht mehr differenzierte Denker, als Sie zu hoffen wagen. Vielen Dank und mit freundlichem Gruß aus Haifa, ein Auswanderer.

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