Gegründet auf Volatilität: Die Zähmung der Kryptowährungen

Krypto volatilNoch 2017 hat Wirtschaftswissenschaftler David Portyanskiy Bitcoin & Co. wegen der hohen Wertschwankungen für einen Schwindel gehalten, mit dem den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen werden soll. Doch die wachsende Inflation während der Coronakrise hat ihn seine Position revidieren lassen – und ihn bis zu den Wurzeln des digitalen Geldes graben lassen. Über den inhärenten Wert des Bitcoins hat er im Artikel in Heft 108 geschrieben, nun widmet er sich der Frage der Stablecoins. Ist es möglich, im Kryptouniversum ein stabiles Währungsäquivalent zu schaffen? Welche Wege wurden beschritten, welche sind am gangbarsten, welche haben sich als Irrweg entpuppt?

Einführung

Damit eine große Errungenschaft Fuß fassen und die Akzeptanz erlangen kann, die sie anstrebt, müssen die Hindernisse auf ihrem Weg überwunden und der Pfad freigemacht werden. Erst dann kann die Bevölkerung leicht darauf zugreifen und die entsprechenden Vorteile nutzen. Sollten sich Mängel oder Unzulänglichkeiten zeigen, die dazu führen, dass die Errungenschaft verworfen wird oder sich nur zögerlich durchsetzt, wird ein alternatives Projekt geschaffen. Ohne das destabilisierende Element wird das neue Projekt das Original korrigieren und ersetzen. Dieser Perfektionierungsprozess ist ein typisches Merkmal einer jeden Gestaltungsmodalität. Folgt eine Innovation nicht diesem Pfad, wird sie im Keim erstickt und letztendlich regressiv. Um dem zu begegnen, muss über die Erfindung kritisch diskutiert und die Kritik, soweit möglich, umgesetzt werden. So können Errungenschaften und Innovationen voranschreiten.

Gegen Bitcoin und Kryptowährungen wird sehr häufig das berechtigte Argument vorgebracht, dass die Preise volatil sind. Die Akzeptanz des Bitcoins wird dadurch behindert, dass er sich nicht als Tauschmittel eignet wie Gold oder andere Rohstoffe.

Wenn der Preisunterschied zwischen dem Bitcoin und den Waren, gegen die er eingetauscht werden soll, mehrmals am Tag und um mehrere Prozentpunkte nach oben und unten springt, ist kaum jemand geneigt, ihn als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Wegen seiner charakteristischen Dezentralität kann weder ein souveräner Staat noch ein Unternehmen den Bitcoin kontrollieren. Es stehen keine Armeen mit Atomwaffen bereit, um den Wert des Bitcoins durchzusetzen, wie es beim US-Dollar und beim Euro der Fall ist. Da keine Regierung die Akzeptanz oder Legalität regulieren kann, bestimmt alleine der offene Markt den Preis, und der neigt zu unvorhersehbaren und irrationalen Fluktuationen.

Obwohl der Markt leicht in Irrationalität verfällt, kann das Publikum Einfluss nehmen und die Preise bestimmter Waren individuell bei jeder einzelnen Tauschinteraktion festlegen. Da solche Tauschinteraktionen meist im Auktionsstil ablaufen, bleiben die Preise instabil, auch wenn sich bei der Ware selbst nichts ändert. Die offensichtliche Preisvariabilität liegt nicht in der Ware selbst, in diesem Fall Bitcoin, begründet, sondern ist auf die Marktwahrnehmung der Ware zurückzuführen. Dazu ein Beispiel. Werden zwei Brote mit identischer Rezeptur und Größe zu unterschiedlichen Zeiten an zwei unterschiedlichen Orten verkauft, kann man den Grund für den Preisunterschied nicht in dem Brot selbst suchen. Vielleicht muss man sich die Marktgegebenheiten ansehen und beispielsweise auf die Vermögenskonzentration in einer bestimmten Region, die persönlichen Geschmäcker, die geltenden Vorschriften und die Beliebtheit der Ware bei den Leuten achten, um die Preisvarianten zu erklären.

Wir Konsumenten können die Preise nach oben und nach unten beeinflussen, aber wir können auch die Probleme erkennen, die einem Handelsprodukt anhaften. Der Kunde klärt dabei meist auf subtile Art – selten explizit – über die Mängel eines Produkts auf, schafft aber so einen Maßstab für dessen Mangelhaftigkeit, der dazu führt, dass das Produkt einfach nicht gekauft wird. Sollte das Unternehmen den Schwachpunkt nicht verbessern oder beseitigen, drohen Umsatzverluste oder Schlimmeres. Wenn es um technologische Errungenschaften geht, greifen ähnliche Mechanismen, doch ist die Methodik eine andere.

Den vollständigen Artikel können Sie in NEXUS 114 lesen.

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