Masken, Angst und Immunsuppression
Wenn es irgendein gut bestätigtes Ergebnis in der Psychoneuroimmunologie gibt, dann ist es dies: Angst und negative Emotionen aktivieren die sekundäre Stressachse.5 Dabei produziert die Hirnanhangsdrüse adrenokortikotropes Hormon (ACTH), das die Nebennierenrinde aktiviert. Diese schüttet daraufhin Cortisol aus. Cortisol wirkt langfristig, steigert das physiologische Stressniveau und ist ein potenter Immunsuppressor. Es hemmt die Aktivität der Immunzellen, die wir benötigen, um körpereigene entartete Zellen – darunter solche, die von Viren befallen sind –, aber auch anderes eingedrungenes Material zu entfernen. Die primäre Stressachse, die sehr rasch ausgelöst wird und über Adrenalin (Epinephrin) und Noradrenalin (Norepinephrin) operiert, hat die Aufgabe, innerhalb von Millisekunden die körperliche Aktivierung zu steigern, damit wir auf Bedrohungen und Gefahren reagieren können. In der Regel aktiviert sie auch das Immunsystem. Wenn die Bedrohung oder Belastung länger anhält, dann wird die zweite Stressachse aktiviert, die eher auf die Bewältigung länger andauernder Belastungen ausgelegt ist und diese Aktivierung des Immunsystems wieder zurückreguliert. Es ist genau diese sekundäre Stressachse, die von negativen psychischen Reizen wie Angst und Depression aktiviert wird. Hält die Belastung sehr lange an, dann sind Erschöpfung und eine starke Immunsuppression die Folge. Die meisten von uns kennen das: Wenn wir am Ende einer länger dauernden Belastungsperiode stehen, dann werden wir oft krank und bekommen Grippe oder eine Erkältungserkrankung. Die Erreger sind immer um und in uns – aber sie können uns normalerweise nichts anhaben. Wenn wir aber stark belastet sind und diese zweite Stressachse dauerhaft aktiviert bleibt, dann leidet unsere Immunkompetenz und wir erkranken. Dummerweise geschieht das häufig zu Beginn des Urlaubs oder wenn wir uns entspannen könnten.
Genau dieser Prozess wird aber nun durch Angstreize ausgelöst. Und einer der stärksten Angstreize in dieser Pandemie ist das Zeichen für allgegenwärtige Bedrohung: die Gesichtsmaske. Schon ganz zu Beginn der Pandemie wäre eigentlich eine beruhigende Kommunikation nötig gewesen, um genau diesen immunsupprimierenden Effekt der Angst zu vermeiden. Aber mit zunehmender Fixierung auf die Bedrohung durch einen Erreger geriet das aus dem Blickfeld, was wir wirklich positiv unter Kontrolle haben: die Stärkung der Wirtsfaktoren, also unserer Immunkompetenz, etwa durch Entspannung, Bewegung, Aufenthalt an der frischen Luft, ausreichende Zufuhr von Vitamin D. Vitamin D, das nur am Rande, trägt wesentlich mehr dazu bei aufzuklären, wer an SARS-CoV2 stirbt, als die Frage, wie viele Krankheitsfälle beobachtet wurden.6 Vor diesem Hintergrund ist eine Fixierung der Wahrnehmung und aller Maßnahmen auf den Erreger und eine Missachtung der Wirtsfaktoren genau die falsche Public-Health-Strategie – die Masken stellen den Gipfel dieser fehlgeleiteten Denkweise dar.
Sie sind, wie gesagt, ein psychologisches Symbol der Bedrohung, lösen Angst aus und erzeugen damit genau das Gegenteil dessen, was wir eigentlich brauchen. Sie schädigen nämlich unsere Immunkompetenz. Daher ist die weit verbreitete Haltung „schadet ja nichts, sicher ist sicher“ falsch. Denn Angstreize schaden immer und wirken vor allem sehr stabil unbewusst.
Die Wirksamkeit von Gesichtsmasken im Alltag ist bis heute nicht nachgewiesen
Wir müssen immer unterscheiden zwischen einem medizinisch klar umgrenzten Indikationsfeld für das Tragen von Gesichtsmasken und einer Alltagssituation. Hygienische Fachkräfte, Krankenschwestern und Ärzte im Krankenhaus erhalten eine dezidierte Schulung darin, wie sie Masken handhaben müssen und wie lange sie diese tragen können. Im Krankenhaus tragen Personal und Patienten Masken nur unter sehr speziellen Bedingungen: bei Operationen, nach Transplantationen oder sehr schweren therapeutischen Eingriffen. Und schon in diesem spezifischen Fall des Tragens mit klarer zeitlicher Begrenzung wurde in einer Doktorarbeit festgestellt, dass bei Operationspersonal während einer Operation bereits nach einer Stunde der Kohlendioxidgehalt im Blut erhöht war, weil durch die Maske die Abatmung von Kohlendioxid behindert und seine Rückatmung beschleunigt wird.7
Maskentragen im Alltag wurde bei uns erst während der Coronapandemie zum allgemeinen Ritual. Wie und warum ist für mich nicht nachvollziehbar. Denn die Datenlage war bereits zu Beginn der Pandemie deutlich und extrem schlecht. Ein kompetenter Überblick der renommierten Hygienikerin Prof. Kappstein ergab schon zu Anfang der Pandemie: Es gibt keine belastbaren Hinweise auf eine Schutzwirkung von Gesichtsmasken im Alltag, aber sehr viele Hinweise auf Nebenwirkungen – von Kohlendioxidrückatmung bis zu Verkeimung.8 Warum nüchterne wissenschaftliche Hinweise auf die Unbrauchbarkeit von Masken zum Infektionsschutz im Alltag so emotional und heftig bekämpft wurden, wäre eine eigene Untersuchung wert. Plötzlich spielten sich alle möglichen Leute – von Ministern über Staatssekretäre und Parteibonzen bis zu Talkmastern – zu Spezialisten in Sachen Hygiene auf. Maskentragen wurde nun nicht mehr zu einer nüchtern zu betrachtenden Maßnahme, sondern zu einem Symbol der Political Correctness. Es erinnert an das Tragen einer Baskenmütze in den 1960er-Jahren, das damals Ausdruck für eine linke Gesinnung in Erinnerung an den Guerillakämpfer Che Guevara war. Heute ist das Maskentragen ein Ausdruck der Zustimmung zum Mainstreamnarrativ der Coronapandemie: „Das Virus ist tödlich. Mutti Merkel schützt uns davor, indem sie uns das Tragen von Masken ans Herz legt und sie selber trägt. Und ich finde das gut und mache daher mit.“
Sachlich betrachtet gab es damals wie heute keinerlei belastbare Belege. Der „rapid review“, der im Auftrag der WHO durchgeführt und publiziert wurde, stützt sich vor allem auf methodisch sehr schlechte Beobachtungsstudien und kommt selbst dann noch zu der vorsichtigen Einschätzung, dass die Wirksamkeit nicht gut belegt sei und randomisierte Studien nötig sind.9 Dennoch wurde er als „Beleg für die Wirksamkeit“ immer wieder zitiert. Kein Wunder. Denn es ist der wirklich einzige Beleg. Schon damals auf einem Preprintserver verfügbar und unmittelbar darauf auch formell publiziert jedoch war der systematische Review der Arbeitsgruppe um Tom Jefferson vom Oxford Center of Evidence Based Medicine.10 Dazu muss man wissen, dass es sich hierbei um einen sogenannten Cochrane-Review handelt. Die Reviews der Cochrane Collaboration gelten allgemein als die robustesten, weil sie erstens sehr gründliche Literatursuche betreiben und wirklich alles Material – auch unpubliziertes – auswerten und weil sie zweitens sehr genaue Protokolle des Vorgehens entwickelt haben, an die sich alle halten, die solche Reviews machen. Jefferson und Kollegen haben randomisierte und andere Studien untersucht, die zum damaligen Zeitpunkt vorlagen. Sie betrafen vor allem die Wirkung von Gesichtsmasken bei Grippe, weil es dazu bereits eine größere Anzahl von randomisierten Studien gab. Da das Grippevirus in Größe und Verbreitung sehr viel Ähnlichkeit mit Coronaviren hat, kann man diesen Review durchaus als maßgeblich ansehen. Der Review findet keine belastbaren Effekte, schon gar nicht im Alltag. In medizinischen Spezialsituationen mit hoher Infektionsgefahr – im Krankenhaus, in Pflegestationen – kann ein positiver Effekt nicht ausgeschlossen werden. Aber auch da ist er nicht belegt. Eine zweite Arbeitsgruppe, die fast das gleiche Material vorliegen hatte, aber ein paar mehr Studien einschloss, kam zur gleichen Einschätzung.11Ein sehr ausführlicher Review, der alle randomisierten Studien und Metaanalysen zusammenfasst, konstatiert: Von 16 randomisierten Studien sind 14 negativ. Von 16 Metaanalysen oder Reviews sind 8 kritisch und liefern keine Hinweise auf Effektivität von Masken und 8 sind vorsichtig positiv.12
Die geforderte randomisierte Studie im Kontext der Coronapandemie wurde schließlich durchgeführt.13 Eine dänische Gruppe teilte mehr als 6.000 Teilnehmer zufällig auf in eine Gruppe, die die Empfehlung erhielt, im Alltag – beim Einkaufen, U-Bahn-Fahren, in Geschäften – Maske zu tragen; die anderen erhielten diese Empfehlung nicht. Es zeigte sich ein extrem kleiner, statistisch nicht signifikanter Effekt: 42 in der Empfehlungsgruppe hatten eine Coronainfektion (1,8 %) und 51 in der Kontrollgruppe (2,1 %). Untersuchte man aber die Menschen, die tatsächlich Masken getragen hatten – manche in der Kontrollgruppe trugen ja auch Masken und nicht alle in der Empfehlungsgruppe folgten der Empfehlung –, dann konnte man sehen, dass bei denen, die häufiger Maske getragen hatten, sogar eine leicht erhöhte Tendenz zu beobachten war, an Corona zu erkranken. Auch diese war nicht statistisch auffällig.
Das Problem mit den Modellierstudien
Demgegenüber wurde eine ganze Reihe experimenteller Studien publiziert, die dann als Wirksamkeitsnachweise für Masken interpretiert wurden. Das Problem bei allen diesen Studien: Sie arbeiten nicht mit realistischen Situationen im Alltag, sondern verwenden Modellsituationen. Eine Studie der Arbeitsgruppe von Cowling aus Hongkong zum Beispiel identifizierte zunächst Menschen mit respiratorischen Infekten, ließ sie dann randomisiert mit und ohne Maske ausatmen und husten, und maß dann die Virenlast in der Ausatemluft.14Dass erkrankte Menschen mehr Viren ausatmen, ist nachvollziehbar. Dass die Masken diese Virenlast reduzieren auch. Aber dass damit insgesamt ein positiver Effekt des Maskentragens immer und unter allen Umständen auch für Gesunde und Symptomlose belegt ist, ist nicht mehr nachvollziehbar. Denn zum einen muss man diesen Effekt gegen den möglichen Schaden abwägen – dazu unten mehr. Zum anderen muss man überlegen, wer sich oder andere unter welchen Umständen vor was schützen will.
Masken schützen uns nicht in Alltagssituationen. Denn Viren in der Umgebungsluft haben wir immer. Die Idee, man könnte sich davor schützen, solche Viren einzuatmen, indem man eine Maske trägt, ist illusorisch. Denn wenn es evolutionär von Vorteil und möglich gewesen wäre, sich komplett vor Vireneinatmung zu schützen, dann hätte sich die Natur entsprechende Vorrichtungen einfallen lassen. Hat sie aber nicht. Genauer gesagt, hat sie schon: nämlich unser Immunsystem. Das benötigt aber immer wieder Kontakt mit Außenluft und Erregern, um entsprechend zu funktionieren. Die Idee, dass Verhinderung von Erregerkontakt insgesamt gut für uns wäre, ist einem extrem begrenzten und sachlich falschen Denken geschuldet.
Kommentare
15. November 2022, 11:41 Uhr, permalink
Michael Wimpl
Masken sollte man maximal 40 Minuten am Stück tragen, sodann eine 30-minütige Pause einlegen...so ist es auch im Arbeitsrecht festgelegt, bei Berufsgruppen die Staubschutzmasken (und etwas anderes sind die FFP-2-Masken nicht) tragen müssen...
Worauf gar nicht eingegangen wird ist die Tatsache, dass diese Masken feinste Mikrofasern absondern, die sich in der Lunge ablagern. So wurde bereits bei einigen Lungenbiopsien vor Transplantationen Knötchen festgestellt, die durch diese Fasern aus den Masken hervorgerufen wurden.
22. Dezember 2022, 15:27 Uhr, permalink
Gevatter Schnitter
Eins wundert mich nun doch. Es wurde uns von bestimmten Gruppen immer wieder eingebleut, dass Masken alleine deswegen schon nichts nutzen, weil sie Viren gar nicht abhalten könnten, da die Viren viel zu klein sind, um von einer ffp2- Maske abgefangen werden zu können. Hier im Text klingt das aber schon ganz anders. So werden jetzt wie selbstverständlich z. B. Studien erwähnt, die klar zeigen, dass durch diese Masken Corona und Grippeviren in größerem Maße zurückgehalten werden, als wenn keine Maske getragen würde. Das dies dann aber in Alltagssituationen nicht zutreffen könnte, wirkt auf mich so wie der missglückte Versuch, doch noch recht zu behalten und überzeugt eher nicht. An diesen und ähnlichen Beispielen zeigt sich für mich auf Querdenkerseiten, die gleiche Uneinsichtigkeit mit der ja schon der Mainstream glänzte.
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