Feen und die Anderswelt

Wie kann man sie sich vorstellen, die feinstoffliche Anderswelt, in der Feen und Elfen leben? Wie erlebt man sie, wenn man seit Kindheitstagen Zugang zu ihr hat? Welche Ziele und Absichten verfolgen diese Wesen? Alanna Moore ist schon als Kind feinfühlig; in der Grundschule spielt die gebürtige Australierin mit Kindern der Aborigines und kann in Gesprächen mit den Ältesten die Echtheit ihrer eigenen Wahrnehmungen bestätigen. In ihrem neuen Buch schreibt sie über ihre Begegnungen mit Feen in Irland, ihrer Wahlheimat. Der kurze Auszug ließ bei uns Fragen aufkommen – und so baten wir Alanna, uns noch mehr über die Welt zu erzählen, die uns näher ist, als die meisten ahnen.

Wie kann man sie sich begreifbar machen, die „Anderswelt“ der Feen und Elfen, die oft in einer anderen Dimension verortet wird? Seit der Antike haben Seher eine Parallelwelt beschrieben, in der sich Naturgeister und Gottheiten tummeln. Löst man sich von den voreingenommenen Berichten der Mönche des Mittelalters, stößt man auf zahlreiche archaische Fragmente des Mythos der Anderswelt, unter anderem in Märchen. Die Anderswelt, die anderen Dimensionen der Welt, wird dabei als ebenso real wie die Welt der Alltagsrealität beschrieben.

Auf Irland, der magischen Insel, wo „der Schleier dünn ist“, können wir an vielen besonderen Orten geistigen Wesen begegnen. Die spirituelle Realität ist zeitlos und die Anderswelten umgeben uns überall, aber in Irland scheinen sie uns tatsächlich näher zu sein als anderswo. Allerdings kann es sein, dass wir mit unserer kulturell geprägten Wahrnehmung der Welt nicht in der Lage sind, das Bewusstsein der Natur und die Geister des Ortes zu erfassen. Wir können das herausfiltern, was wir nicht verstehen oder absichtlich nicht sehen, wenn es mit unserem Glaubenssystem kollidiert. Es ist ein großer Segen, ohne Glaubenssystem und damit offen für andere Realitäten zu sein, wie ich in meinem eigenen Leben erfahren habe.

Ich wuchs in Australien auf, unbelastet von einer religiösen Mainstreamsichtweise, und fand meine eigene Art, die Welt zu sehen – sie war von der Sichtweise der Ureinwohner geprägt. In meine erste Schule in den frühen 1960er-Jahren gingen auch Aborigine-Kinder. Wir gruben auf dem Spielplatz essbare Wurzeln aus, die wir als Snacks verzehrten. Später lernte ich die Älteren der Aborigines kennen und erfuhr von der Traumzeit der Aborigines – von Geistwesen, die von Anfang an da waren, Landschaften schufen und weiterhin im Land wohnen, sowie von ihren heiligen Stätten, die heute offiziell anerkannt und – zumindest theoretisch – durch Bundesgesetze geschützt sind.

Die hellsichtige Wahrnehmung der Geister des Ortes half mir, diese Erkenntnisse zu vertiefen. Ich verbrachte Zeit mit Menschen, die sie klar sehen konnten, und gewann Vertrauen in meine eigenen Eindrücke. Als professionelle Geomantin, die Menschen über subtile Energien und Geistwesen in der Umwelt berät, wurde mir klar, dass animistische Sichtweisen einst weltweit verbreitet waren – sie sind unsere gemeinsame kulturelle Basis. Der Untergang des Animismus leitete weltweit die Ausbeutung der Natur und der Länder ein.

Was für die Aborigines der Begriff „Country“ bzw. „Land“ eigentlich bedeutet, hat Margo Ngawa Neale, leitende Kuratorin für indigene Kunst und Geschichte am National Museum of Australia, in einem Interview zusammengefasst. Exakt so habe ich es erlebt:

„Für die Ureinwohner ist ihre Identität ganz und gar mit dem LAND verbunden, ihrem eigenen LAND, aus dem ihr besonderer Clan stammt. […] Wir schreiben das Wort groß, denn es ist kein Land wie Israel oder Amerika – es ist nichts Oberflächliches, es ist auf keiner Karte zu finden. Wir sehen LAND als eine Persönlichkeit, als ein lebendiges Wesen. Es birgt die Weisheit und das Wissen, und alle Besonderheiten sind das Ergebnis der Vorfahren, die das Land bereist und erschaffen haben.“1

Nachdem ich in den frühen 1980er-Jahren die Kunst des Mutens – den Umgang mit Rute bzw. Pendel – gelehrt und Menschen geholfen hatte, ihre angeborene Intuition und ihr Gespür für feinstoffliche Energien zu entwickeln, begann ich, Techniken zum Aufspüren von Naturgeistern und zur Verbindung mit ihnen zu vermitteln. Diese Wesen können von jedem gefunden werden, der das Muten erlernt. Man muss nicht besonders „begabt“ sein, nur offen und neugierig. Man kann sie durch Muten in ihrer Grundform aufspüren – als kugelförmige Energiefelder, die sich bewegen und nach Belieben ausdehnen und zusammenziehen. Ich war Referentin auf der internationalen Konferenz der Britischen Gesellschaft für Rutengänger im Jahr 2003, die unter dem Thema „New Work“ stand, und habe dort genau dieses Thema vorgestellt. Es war sehr bereichernd, dieses Wissen weiterzugeben, und ich finde es immer noch ein weites und aufregendes Feld für Entdeckungen.

Aber die Traumzeit der Aborigines ist nicht mein Ahnenerbe. Meine Verbindung zu ihr ist begrenzt, und ich bin nicht qualifiziert, ihre Geheimnisse zu kennen oder darüber zu sprechen. Den australischen Ureinwohnern wurde im Zuge der brutalen Kolonialisierung so viel genommen, dass sie oft nur noch ihre Geschichten haben – ihre größten kulturellen Schätze. Ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten.

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