Ein Vergleich der amerikanischen Mortalitätsraten bei verschiedenen Zivilsationskrankheiten mit dem Grad der privaten Stromversorgung zeigt unzweifelhafte Verbindungen. Die vorliegende Abhandlung wurde ursprünglich im Magazin Medical Hypotheses publiziert und mit freundlicher Genehmigung des Autors übersetzt.
Zusammenfassung
Die langsame Ausbreitung der privaten Stromversorgung in Amerika in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von städtischen in ländliche Gebiete führte bis 1940 zu zwei großen Bevölkerungsgruppen: der urbanen Bevölkerung, die nahezu vollständig mit Elektrizität versorgt war, und der ländlichen Bevölkerung, die je nach Stand der Elektrifizierung auf dem Land zu unterschiedlichen Graden mit privater Stromversorgung ausgestattet war. Es sollte bis 1956 dauern, bis die amerikanischen Bauern die Versorgungsqualität der Städte erreicht hatten und nicht mehr auf sich allein gestellt waren. Beide Gruppen wurden durch das amerikanische Bevölkerungsmeldesystem erfasst.
Für die vorliegende Studie wurden Auflistungen der amerikanischen Meldesysteme sowie Volkszählungsunterlagen zwischen 1920 und 1960 untersucht, auch wurden historische Bevölkerungsstatistiken einbezogen. Die Angaben zur privaten Elektrizitätsversorgung stammen aus den Meldeunterlagen für 1930, 1940 und 1950. Weiterhin wurden Bruttosterbeziffern für Stadt und Land berechnet, und die Sterbeziffern pro Staat wurden mit dem Stand der Elektrifizierung in Stadt und Land im Jahr 1940 für weiße Einwohner verglichen. Die Sterblichkeit der Stadtbevölkerung im Jahr 1940 lag, bezogen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bösartige Krankheiten, Diabetes und Selbstmorde, weitaus höher als die der Landbevölkerung. Die Sterblichkeit in ländlichen Gebieten korrelierte für alle untersuchten Fälle stark mit dem Stand der privaten Elektrizitätsversorgung durch den Staat. Meine Hypothese lautet, dass die Epidemie der sogenannten Zivilisationskrankheiten des 20. Jahrhunderts, darunter kardiovaskuläre Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Selbstmorde nicht durch den Lebensstil, sondern durch die Elektrifizierung verursacht wurde. Ein Großteil dieser Erkrankungen wäre daher vermeidbar.
Hintergrund
Im Jahr 2001 präsentierten Ossiander und ich Belege dafür, dass die Mortalitätsspitze bei Kinderleukämie zwischen zwei und vier Jahren, die in den 1930er Jahren in den Vereinigten Staaten festgestellt wurde, mit der lokalen Verbreitung der Elektrizität in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einherging.1 Während der Studie zur Kinderleukämie stellte ich anhand von Krebsstatistiken bei Erwachsenen im Jahr 1930 und 1940 fest, dass es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen der lokalen Elektrifizierung und der Todesrate pro Staat gab. Zu dieser Zeit mangelte es noch an einer nachvollziehbaren Messgröße für die Exposition durch elektrischen Strom sowie einer Methode, diese Expositionswerte vor Ort festzustellen. Im Jahr 2008 arbeitete ich dann jedoch an einer Studie zu Krebsfällen bei Lehrern in einer kalifornischen Mittelschule mit,2 die zu dem Schluss kam, dass hochfrequente Spannungstransienten (auch als Elektrosmog bekannt) ein potentielles universelles Karzinogen darstellen, mit einem Krebsrisiko von über 10,0 und signifikanten Dosis-Wirkungsverhältnissen für verschiedene Krebsarten. Insbesondere geht es hierbei um Frequenzen zwischen 2 und 100 kHz. Die Ergebnisse werden durch eine größere Studie zu Krebsfällen an 200.000 kalifornischen Schulangestellten bestätigt, die zeigte, dass diese und auch andere Krebsarten bei kalifornischen Lehrern landesweit überhandnahmen.3 Die gemessenen Magnetfelder der Netzfrequenz (60 Hz) an den Schulen waren gering und konnten nicht mit Krebsfällen in Verbindung gebracht werden, während die Pegel hochfrequenter Spannungstransienten, die an den Steckdosen in den Klassenräumen gemessen wurden, das Krebsrisiko der Lehrer akkurat vorhersagen konnten. Diese Felder sind latent in allen elektrischen Leitungen vorhanden und ein wichtiger Bestandteil der Erdströme, die insbesondere in ländlichen Gebieten in die Umspannwerke zurückfließen. Dies konnte erklären, warum Fach- und Bürokräfte, wie Schullehrer, höhere Krebsraten aufweisen. Es erklärte zudem, warum Berufstätige, die vorwiegend in Gebäuden arbeiten, öfter an malignen Melanomen leiden, warum diese Melanome an Körperstellen auftauchen, die niemals dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, und warum die Melanomraten ansteigen, obwohl die Menge an Sonnenlicht, das auf die Erde trifft, konstant bleibt oder sogar aufgrund der Luftverschmutzung zurückgeht. Ein erhöhtes Krebsrisiko konnte für verschiedene Krebsarten zudem in der La-Quinta-Schulstudie, in der Studie an kalifornischen Schulbediensteten sowie in anderen Studien an Lehrern festgestellt werden. Das einzige andere karzinogene Agens, das sich ähnlich verhält, ist ionisierende Strahlung.
Zu den vielen Geräten, die Elektrosmog erzeugen, zählen unter anderem kompakte Leuchtstoffröhren, Halogenscheinwerfer, WLAN-Router, Dimmschalter und andere Geräte, die integrierte Stromschalter besitzen. Jedes Gerät, das den Stromfluss unterbricht, erzeugt Elektrosmog. Auch Lichtbögen, Funken und schlechte elektrische Verbindungen können diese hochfrequenten Spannungstransienten erzeugen. Bis auf die Dimmschalter existierte keines dieser Geräte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dennoch nutzten frühe elektrische Stromversorger und Elektromotoren Gleichrichter, Kohlebürsten und Schlitzringe, die jene hochfrequenten Spannungstransienten in das 60-Hz-Netz einspeisten.
Mit dieser neu entdeckten Messgröße für die Exposition durch elektrischen Strom und der Art ihrer Verbreitung, entschied ich mich zu untersuchen, ob die private Elektrifizierung in den USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch mit anderen Todesarten in Verbindung steht. Die Mortalität der meisten Krebsarten nahm in diesem Zeitraum zu, und noch heute, in der modernen Industriegesellschaft, steigen die Zahlen weiter.
Tabelle 1: Wachstum der amerikanischen privaten Stromversorgung; Haushalte mit Stromzugang in Prozent, 1920 – 1956.
Thomas Edison begann mit der Elektrifizierung von New York City im Jahr 1880, doch bis 1920 verfügten nur 34,7 Prozent der Wohneinheiten und 1,6 Prozent der Bauernhöfe über Elektrizität (siehe Tabelle 1). Bis 1940 waren 78 Prozent der Wohneinheiten und 32 Prozent der Bauernhöfe mit Strom versorgt.4 Das bedeutet, dass 1940 rund drei Viertel der amerikanischen Bevölkerung über private Stromversorgung verfügte, während ein Viertel dies nicht tat. Auch war das amerikanische Bevölkerungsmeldewesen bis 1940 nahezu ausgereift, sodass alle 48 US-Staaten erfasst werden konnten. Die größten amerikanischen Städte waren bis zur Jahrhundertwende elektrifiziert, und bis 1940 hatten etwa 90 Prozent der Wohneinheiten in den nordamerikanischen Staaten und Kalifornien Zugang zu elektrischem Strom.
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