Souveräne Staaten umgehen den Dollar
Da in immer mehr Staaten in aller Welt die Frustration über die US-Sanktionen steigt, gibt es nun auch schon mehrere bedeutende Handelsabkommen, in denen der US-Dollar umgangen wird und eigene Währungen zum Zug kommen. In den Jahren 2017 und 2018 kam es beispielsweise zu folgenden Entwicklungen:
China und Japan kaufen weniger US-Staatsanleihen
Die zwei großen Wirtschaftsmächte China und Japan haben laut einem Bericht von RT.com aus dem Oktober 2018 ihre Bestände an US-Staatsanleihen verringert. In dem Bericht heißt es auch, dass Japan nach chinesischem Vorbild seine Bestände an US-Schuldverschreibungen reduziert.5
Auch andere Länder, die dieser Strategie folgen und wegen wirtschaftlicher, finanzieller und geopolitischer Spannungen in jüngster Vergangenheit ihre amerikanischen Anleihen zurückschrauben, werden erwähnt:
„Die Türkei und Indien folgen dem Beispiel Russlands. Die Türkei gehört nach einem Konflikt mit Washington wegen des versuchten Militärputsches von 2016 nicht mehr zu den 30 führenden Inhabern amerikanischer Schuldtitel.
Indien ist zwar weiterhin eines der 30 in dieser Hinsicht führenden Länder, reduzierte seine US-Staatsanleihen aber ebenfalls fünf aufeinanderfolgende Monate lang – von 157 Milliarden Dollar im März auf 140 Milliarden im August.“6
In der Vergangenheit war es für China günstig, amerikanische Staatsanleihen zu erwerben, weil das Land so mittels der „China-Währungsreserven“ den USA Kredite anbot, damit die amerikanischen Konsumenten chinesische Waren kaufen konnten. Das galt aber nur, solange China eine Exportwirtschaft hatte und im Handel mit den USA große Überschüsse erzielte. Mittlerweile erwirbt China jedoch keine neuen US-Anleihen mehr, weil die wirtschaftlichen und geopolitischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten immer angespannter wurden, je mehr die Bedeutung Chinas als Wirtschaftsmacht stieg. Auch stand die chinesische „One Belt, One Road“-Initiative dem amerikanischen Bestreben einer wirtschaftlichen Vorherrschaft in der Region Asien-Pazifik im Weg.
Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi wurden schließlich von US- und NATO-unterstützten militärischen Kräften und Terroristengruppen gefangen genommen und hingerichtet.
Da Washington nun die taiwanesischen Unabhängigkeitsbestrebungen unterstützt und die US Navy ihre Präsenz im Südchinesischen Meer ausbauen will, wird China wohl weiterhin amerikanische Staatsanleihen abstoßen, seine militärischen Kapazitäten verbessern und seine weltweite Marktmacht im Rahmen der „One Belt, One Road“-Initiative ausbauen. Washington gerät dadurch ziemlich in die Klemme.
China, Russland, Japan und andere Staaten verfolgen ähnliche Strategien, durch die sie immer weniger auf den Dollar angewiesen sind. Die Spannungen zwischen Peking und Washington werden sich verschärfen, wenn China weltweit noch mehr an Einfluss gewinnt und sein Wirtschaftswachstum das der USA aussticht.
Russland und Syrien nutzen Landeswährungen für bilateralen Handel
Als Teil ihrer strategischen Wirtschaftspolitik haben Russland und Syrien vereinbart, den Dollar bei „bilateralen Handelsvereinbarungen und der Energieförderung in Syrien“ zu umgehen. Hierbei handelt es sich um eine durchaus bedeutende Entwicklung. „Bilateraler Handel, Transport und Logistik – für mich sind diese Fragen geklärt“, gab Wladimir Padalko, Vizepräsident der russischen Handelskammer, am Rande der Jahressitzung der russisch-syrischen Kommission für handelspolitische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit in Damaskus vor Journalisten bekannt. Das wurde im Artikel „Russland und Syrien wollen im bilateralen Handel den Dollar abstoßen und einigen sich auf gemeinsame Energieprojekte“ berichtet, der im Dezember 2018 auf RT.com erschien.7
„Der russische Funktionär erklärte, dass die beiden Länder 200 russische und syrische Unternehmen ausgewählt hätten, die an gemeinsamen Projekten zum Wiederaufbau des kriegsgeschüttelten Landes beitragen sollen“, heißt es in dem Beitrag weiter. „Demnächst soll eine Vereinbarung unterzeichnet werden, die zehn umfassende Schwerpunkte zur Wiederherstellung der syrischen Wirtschaft nach dem Krieg festlegt.“
Irak und Iran wollen nicht mehr in Dollar handeln
Eine weitere interessante Entwicklung ist die Einigung zwischen Irak und Iran, bei künftigen Handelsabkommen zwischen den beiden Ländern den Dollar zu umgehen und stattdessen auf den Euro zu setzen (genau das brachte dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein damals seine Probleme mit Washington ein). Auch Landeswährungen und sogar ein Tauschsystem sollen im Warenverkehr zum Einsatz kommen.
In einem am 10. September 2018 erschienenen Bericht von PressTV mit dem Titel „Irak nimmt US-Dollar offiziell aus dem Handel mit dem Iran heraus“ heißt es:
„Der US-Dollar wurde aus der Liste der Währungen gestrichen, die Iran und Irak in ihren Handelsgeschäften verwenden. Stattdessen sollen Euro, iranischer Rial und irakischer Dinar bei Finanztransaktionen zum Einsatz kommen, wie Yahya Al-e Es’haq, der Leiter der iranisch-irakischen Handelskammer, lokalen Medien bekannt gab.“8
Nicht nur die Regierungen von Iran und Irak umgehen den Dollar im Handel – auch Kaufleute haben bereits mit Tauschgeschäften begonnen.
Indien und Iran wollen im Erdölhandel auf den Dollar verzichten
Ein weiteres Land, das den Dollar umgehen will, ist Indien. Künftig wollen die Inder iranische Erdölimporte in Rupien bezahlen, um amerikanische Wirtschaftssanktionen zu meiden. RT.com berichtet:
„Im Rahmen der Vereinbarung sollen Erdölzahlungen über die im Besitz des indischen Staates befindliche UCO Bank getätigt werden, die keine Geschäfte mit den USA tätigt. Die Staaten diskutieren auch über ein Tauschsystem, um den US-Sanktionen so zu entgehen.“9
Indien erwarb im vergangenen Geschäftsjahr (laut SputnikNews.com „bis März 2018“) die Rekordmenge von 27,2 Millionen Tonnen iranischem Rohöl – das war ein Anstieg von 114 Prozent. Die indische Außenministerin Sushma Swaraj sagte, dass ihr Land die amerikanischen Handelssanktionen gegen den Iran ignorieren würde:
„Indien wird sich an Sanktionen der Vereinten Nationen halten, aber nicht an irgendwelche landesspezifischen Sanktionen.“10
Pakistan kooperiert stärker mit China
Vergangenen Dezember gab der neue pakistanische Premierminister Imran Khan der Washington Post ein Interview über Pakistans Beziehung zu den USA und die sich vertiefende Beziehung seines Landes zu China.11
Auf die Frage nach den künftigen Beziehungen zu den USA und China antwortete Khan mit Fakten über die tatsächlichen Ereignisse in Pakistan und sagte:
„Ich möchte keine Beziehung haben, in der Pakistan wie ein Söldner behandelt wird, der Geld bekommt, um den Krieg anderer zu führen. Wir sollten uns nie wieder in diese Lage bringen lassen. Dieses Verhalten hat uns nicht nur Menschenleben gekostet und zur Vernichtung unserer Stammesgebiete geführt, sondern wir haben dadurch auch unsere Würde eingebüßt.“
Am 17. Dezember 2017 hieß es im Reuters-Artikel „Pakistan erwägt Plan, im Handel mit China Yuan zu verwenden“, dass Pakistan den Vorschlag prüfe, in naher Zukunft bei Handelsgeschäften den Dollar durch die chinesische Währung zu ersetzen.12
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