Dass der Mensch noch nicht am Ende seiner Evolution angekommen ist, steht selbst in der Wissenschaft außer Frage. Doch während die esoterischen Ansätze gern in Blümeranz und Schwurbel abdriften, vermisse ich bei den etablierten Modellen den Mut zu frischen Ideen – die Theorie steckt in Zufallsprozessen und Missing Links fest. Als ich vor ein paar Wochen mit diesen Gedanken jonglierte und mich fragte, ob es einen Zusammenhang zum Pandemiegeschehen geben könnte, verknüpften sich ein paar Stränge in meinem Kopf: Heißt es nicht, dass Kinderkrankheiten oft mit einem Entwicklungsschub einhergehen? Sind nicht jüngst Belege aufgetaucht, dass sich im menschlichen Erbgut im Lauf der Evolution Bruchstücke von Retroviren eingenistet haben?1 Und was ist von den seltsamen Coronaausbrüchen zu halten, für die sich nur mühsam ein Ansteckungsweg konstruieren lässt – etwa auf Schiffen im Atlantik, deren Besatzung vor Abfahrt zwei Wochen in Quarantäne und negativ getestet war?2 Kann es da einen Zusammenhang geben?
Bei meiner Suche nach wissenschaftlichen Ansätzen, die derartige Anomalien erklären können, stieß ich auf eine Forschergruppe, die sich seit Jahrzehnten die Finger wund schreibt. Sie will Hinweise dafür entdeckt haben, dass Pandemien kosmischen Ursprungs sind und womöglich die Evolution vorantreiben. Chandra Wickramasinghe, der in dieser Ausgabe die Faktenlage zur Panspermie-Theorie dieser Gruppe vorstellt, würde gewiss nicht so weit gehen, Corona als Aufstiegskatalysator zu betrachten. Aber für mich bleibt die Verknüpfung von Panspermie und Pandemien eine kribbelige Idee, bei der sich Verfechter des Intelligent Design und Evolutionsbiologen in der Mitte treffen könnten.
Zugegeben: Derlei Gedankensprünge sind gewagt – da schadet es nicht, zwischendrin die Füße auf den Boden der Empirie zu setzen. Unser Artikel zur Mikro-RNA kommt da genau richtig: Nicht nur hat er mich den Hut vor der Grundlagenforschung ziehen lassen, sondern mir einmal mehr Ehrfurcht vor der Komplexität des Lebens gelehrt. Der Mensch hat offenbar das unstillbare Bedürfnis in die Wiege gelegt bekommen, Gott in die Karten zu schauen – aber angesichts der vielen unerforschten Verflechtungen auf Zellebene frage ich mich: Sind wir wirklich reif genug, selbst mitzuzocken? Mir kommt unwillkürlich das Bild vom Zauberlehrling in den Sinn, wenn ich an mRNA-Impfungen, Gentherapien und andere Puzzlespielchen mit dem menschlichen Erbgut denke.
Wir wären nicht NEXUS, würden wir den wissenschaftlichen Ansätzen nicht ein paar schrägere Aspekte der Realität beistellen. Einer davon ist der, dass es für die Missing Links in unserer Evolutionsgeschichte eine andere Erklärung gibt als kosmisches Sperma. Wer apokryphe Schriften wie das Buch Henoch oder Entführungsberichte wie den in unserer Twilight Zone nicht als Wahnvorstellungen abkanzelt, kommt nicht umhin, einen weiteren Mechanismus in sein Weltbild einzufügen: ET. Wir sind in der Redaktion zwar unterschiedlicher Meinung, was die Glaubwürdigkeit solcher Ausführungen betrifft – mich schaudert es aber im Mark, wenn ich von hageren grauen Außerirdischen mit Wasserköpfen und schwarzen Augen lese, die paralysierten Menschen Samenproben entnehmen.
Auch sonst regen mich solche Berichte eigentümlich an. Der außerirdische Entführer, der Ihnen weiter hinten im Heft begegnen wird, meint zum Beispiel, dass intelligentes Leben stets mit dem Impuls ausgestattet ist, neues Leben zu schaffen und letztlich ins All zu tragen. Das schlägt nicht nur eine Brücke zur Panspermie, sondern auch zu unserem Leitartikel: Starten wir im Bereich KI und Robotik nicht gerade unsere eigene Mini-Evolution? Zwar machen wir unseren Affenahnen alle Ehre und bauen erst einmal autonome Kampfmaschinen, Drohnen und Roboterpolizisten, um das Territorium unseres Stammes zu sichern, aber, nun ja: Kosmisch betrachtet kriechen wir ja gerade aus dem Kinderwagen.
Wie Sie sehen, bietet unser Heft wieder genügend Anreize, Ihr Sichtfeld zu erweitern. Und wer weiß, ob das nicht auch evolutionäre Folgen hat? Zur epigenetischen Wirkung von Erkenntnisprozessen lässt die Studienlage ja noch zu wünschen übrig.
Eins ist mir indes gewiss: Wir Menschen haben noch ein gutes Stück Weg vor uns, bis wir uns im Einklang mit der kosmischen Intelligenz ins All aufmachen. Demut, Beharrlichkeit und Offenheit scheinen mir auf dem Weg die besten Ratgeber zu sein – und solange Gott uns nicht in einem spontanen Abrakadabra-Moment erleuchtet, werden wir wohl damit leben müssen, auf dem Pfad zum Metamenschen in das ein oder andere Fettnäpfchen zu treten.
Herzlich,
Ihr Daniel Wagner
1 Siehe z. B. https://tinyurl.com/m7b653ys
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