Fatal ist, dass ich bei mir erste Anzeichen erlernter Hilflosigkeit zu erkennen meine: Es geht mir weitaus besser, wenn ich alles abschalte, mich auf mein persönliches Umfeld konzentriere und Thanatos seine Arbeit verrichten lasse. Oder ist das in Zeiten wie diesen die einzige Möglichkeit, geistig gesund zu bleiben? In hellen Momenten wünsche ich mir inständig, dass der ganze Planet nur eine Heilungskrise durchläuft; in fiesen denke ich, mein Gott, soll sie doch kommen, die galaktische Superwelle. Diese Zivilisation ist verloren.
Tja, herzlich willkommen im Spannungsfeld zwischen Transformation und Weltuntergang, zwischen Utopie und Dystopie – willkommen im neuen NEXUS. Ob die Superwelle tatsächlich kommt oder nicht, das können Sie mit Adrian Ellis ausbaldowern. Den führt ein Relief in Göbekli Tepe mitten ins Herz der Galaxis, und da scheint es zu rumoren. Fegt wirklich bald ein galaktischer Besen über uns hinweg? Ich muss zugeben, dass ich nach 15 Jahren mit diesem Magazin reichlich resilient geworden bin, was Weltuntergänge aller Art betrifft – im Prinzip bin ich jederzeit auf das Schlimmste gefasst.
Aber wer weiß? Vielleicht gibt einem das die Kaltschnäuzigkeit, vieles, was in jüngster Zeit schnappatmend zur Krise heraufstilisiert wurde, mit Abstand zu betrachten. Kritiker sprechen ja nicht erst seit Corona von der Kirche der Virologie und mahnen an, dass nie ein komplettes Virus aufgereinigt wurde und es an Kontrollexperimenten mangelt. In diese Kerbe schlägt auch unser Artikel von Dr. Patrick Quanten, eine deftige Abrechnung mit der Infektionstheorie. Ich selbst bin in der Erregerfrage noch gespalten, aber die aktuelle Hysterie führt uns deutlich vor Augen, wo eine monokausale Betrachtungsweise hinführt. Wenn wir das Dogma der krank machenden Viren nicht endlich aufgeben und uns auf das fokussieren, was gesund erhält, können wir uns auf ewig währende Panik gefasst machen.
Als informierter Leser werden Sie auch um die Agenda der Technokraten wissen, die uns bald mit dem „Great Reset“ ihre Version der Zukunft präsentieren. Ich glaube zwar nicht, dass das alles so mies sein wird, wie es der Konsens in der Gegenöffentlichkeit vermuten lässt … aber es gehört mit Sicherheit breiter diskutiert. Scott Snair malt in unserem Leitartikel eine Welt im nicht allzu fernen Morgen, in dem sich ein Teil der technokratischen Agenda verwirklicht und wir mittels Brainphone als Borg-Kollektiv enden. Wollen wir das? Machen wir uns nichts vor: Wir werden den D-Zug nicht aufhalten können und uns mit Themen wie KI, digitaler ID und Grundeinkommen auseinandersetzen müssen. Unsere Herren Milliardäre haben es schon getan, und ich befürchte, wir werden bei der Umsetzung ihrer Pläne nicht viel mitzureden haben.
Dass es durchaus Alternativen zu den Hinterzimmerplänen gibt, muss ich Ihnen nicht sagen. Bernd Hückstädt etwa ist schon länger der Meinung, die Ungleichheit in der derzeitigen Verteilung des Geldes könnte sich durch sein Konzept ändern. Mit Gradido hat er einen Währungsentwurf vorgelegt, der die Tücken des bestehenden Geldsystems zu vermeiden versucht und sich dabei an der Natur orientiert. Wir haben nachgefragt, wie der Stand der Entwicklung ist. Christian Stolle, der mir im Interview die Grundlagen des Libertarismus erläutert, würde über so viel Blauäuigkeit und Regulierung wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen – aber sicher so weit mitgehen, dass sich das System auf dem freien Markt bewähren muss. Denn das Geldmonopol ist ein rotes Tuch der Libertären.
Mich hat das Durchdenken beider Visionen jedenfalls wieder daran erinnert, wie eng der Horizont ist, in den wir von Kind an hineingeprägt werden: Geld, dessen Wert automatisch verfällt? Eine freie Privatrechtsgesellschaft ohne Staat? Was wir für Ansätze wie diese bräuchten, wäre ein Experimentierfeld – ein paar Uniprojekte, Dörfer oder ein Landkreis, die sie in vivo erproben. Die anstehende Wirtschaftskrise könnte ein guter Nährboden für derlei Unterfangen sein.
Mein persönlicher Favorit in diesem Heft ist übrigens der Artikel von Louis Proud. Ich habe ihn übersetzen lassen, weil mich die Geschichte von Joe Fisher, die er im Buch „The Siren Call of Hungry Ghosts“ erzählt, seinerzeit arg mitgenommen hat. Fisher war renommierter Journalist und wollte mithilfe medialer Kontakte belegen, dass Reinkarnation eine Tatsache ist. Als er die Aussagen der gechannelten Geister überprüfte, musste er feststellen, dass die säuselnden Stimmen aus dem Jenseits ihn betrogen hatten. Seitdem bin ich höllisch vorsichtig mit allem, was mir „von drüben“ zugetragen wird. Das Psychogramm, das Louis Proud in diesem Heft zeichnet, hat meine Sicht auf Fishers Geschichte allerdings noch einmal umgekrempelt.
Letztlich bestätigt der Text einen Verdacht, den ich schon länger hege: Das, was wir im Außen wahrnehmen und erfahren, ist nur ein Zerrspiegel unseres Innen.
Hmm. Bin vielleicht doch ich wahnsinnig – und nicht die Welt?
Ich glaube, ich verschwinde besser noch mal im Bad.
Herzlich,
Ihr Daniel Wagner
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