Editorial Ausgabe 85

Daniel Wagner EditorialLiebe Leser, während ich kurz vor Drucklegung meine Gedanken sortiere und überlege, was ich Ihnen an dieser Stelle Feuriges zum Besten gebe, wird mir klar: Mir ist gerade unbehaglich. Ich habe das Gefühl, dass etwas in mir eine kritische Masse erreicht, und ich weiß noch nicht so recht, ob mir die ganze Chose um die Ohren fliegt.

Nehmen wir nur die leidige Impffrage: Seit Monaten nun wälzen wir in der Familie Pro und Kontra, sichten DVDs, Websites und YouTube-Videos. Und da wir keine Dogmatiker sind, tendierten wir schließlich zum Mittelweg und meinten zu unserem Kinderarzt, dass wir eventuell gegen Masern und Tetanus impfen wollen. Der sah uns an und fragte: Und was ist mit Polio? Das wollen Sie Ihrem Kind garantiert nicht antun! Wir schauten uns an, denn soweit wir wussten, gibt es in Deutschland gar keine Poliofälle mehr. Doch, doch, sagte er. Dann kam der nächste Dämpfer: Nur gegen Masern impfen? Das ginge gar nicht, in Deutschland gebe es nur einen Drei- und einen Vierfachimpfstoff. Zu diesem würde er auch raten, wenn wir uns wegen der Adjuvanzien sorgen. Als ich ihn schließlich nach seiner persönlichen Meinung fragte, meinte er: Ich würde entweder komplett nach schwedischem Modell durchimpfen – oder eben überhaupt nicht.

Ganz oder gar nicht? Das komplette Programm kommt für uns nicht infrage, und als wir dann in Berlin mit Tausenden Gleichgesinnten gegen die Impfpflicht marschierten, wurden auch die Zweifel leiser. Der Plan ist nun, eine Pro-und-Kontra-Liste für alle Impfungen zu erstellen, aber am Ende werden wir wohl vor der Wahrscheinlichkeitsrechnung stehen, die uns von Beginn an verfolgt: Welches Risiko gehen wir ein? Einen Impfschaden oder eine Kinderkrankheit?

Auch beim Thema Klimawandel würde ich gern eine Position finden, und da ich hier genauso wenig schwarz-weiß denke, gestaltet es sich entsprechend kompliziert. Ich halte zwar die Debatte für überdreht und gesteuert, andererseits: Kann es nicht langfristig nur gut sein, die nächste Generation schon früh für die Belange von Mutter Erde zu sensibilisieren? Palavern wir nicht schon viel zu lange darüber, ihre Ressourcen überzustrapazieren? Die Kritik, die der kleinen Schwedin und ihrem Gefolge entgegenbläst, finde ich respektlos bis menschenverachtend, und die Diskussion hat die Sachebene längst verlassen. Falls Sie die Debatte um den prominenten Fall Mann vs. Ball verfolgt haben, wissen Sie, was ich meine: Da wurde angeblich um die Basisdaten der Hockeyschlägergrafik gestritten, dabei ging es nur um eine popelige Beleidigung. Ist der Aktivismus der Jugend nicht die Chance, die Welt in ein neues Zeitalter zu katapultieren? Wollen wir ewig falsch bewegen, wie Viktor Schauberger es ausdrückte?

Auch das ist so ein Punkt, der in mir gärt. Vor 20 Jahren bin ich mit jugendlichem Enthusiasmus in die Szene gestartet, und mir ging auf: Die Erde wird seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, von einer okkulten Elite gegängelt, die längst die Geheimnisse des Universums gelüftet hat, diese aber nicht mit uns Fußvolk zu teilen bereit ist. Sie hat uns, kurz gesagt, die Zukunft gestohlen. Wo ist denn Schaubergers Repulsine, wo Teslas drahtlose Elektrizität? Was ist mit der Elektrogravitation Townsend Browns, was mit Friedrich Lülings Magnetmotor? Seit Jahrzehnten nun forscht eine aufgeweckte Gemeinde an dem, was uns vorenthalten wird – aber genauso lange warten wir auch: Wo ist der Orbo- und Keppe-Motor, wo bleibt der Durchbruch in der Kalten Fusion? All das war schon vor zehn Jahren so gut wie fertig, wie wir in Heft 29 berichtet haben. Oder denken Sie an die Brilliant Light Power von Dr. Randell Mills – ist die auch auf dem Stand geblieben, auf dem sie seinerzeit von der New York Times präsentiert wurde? Da draußen müssten doch Hunderte Lösungen für eine emissionsfreie Zukunft bereitstehen – Lösungen, nach denen die Welt gerade giert. Wo sind sie?

An dem Punkt wurde mein Enthusiasmus gerade gut durchgebürstet, denn meine Gespräche mit Szenekennern haben mir gezeigt: Zwischen spruchreif und marktreif klafft eine fiese Lücke, und neben aufrichtigen Forschern wimmelt es in der Szene von Schnattertaschen und Betrügern.

Mit Betrug bekommen Sie es auch in unserem aktuellen Heft zu tun: Richard Dolans Interview mit Kit Green hat mir einmal mehr gezeigt, wie perfide auf höchster Ebene getrickst und die Wahrheit verwässert wird. Und der Leitartikel von Gary Vey, den der Autor mir gegenüber als seine wohl wichtigste Arbeit bezeichnet hat, lässt mich ernsthaft fragen, ob ich bisher nicht einem großem Selbstbetrug aufgesessen bin, der ausgerechnet die zentrale Frage des Bewussteins betrifft.

Auch diese Erkenntnisprozesse sind irgendwo in meiner kritischen Masse zu verorten, und je länger ich sie herumwälze, desto deutlicher sehe ich, was da gerade in mir heiß läuft. Der blinde Idealismus, mit dem ich mich vor Jahren aus dem Mainstream verabschiedet habe, fusioniert gerade mit der Realität.

Wie das Ergebnis am Ende aussehen wird, ist mir noch nicht ganz klar – sicher aber nicht schwarz-weiß.

Herzlich,

Ihr Daniel Wagner

Kommentare

25. Oktober 2019, 11:30 Uhr, permalink

Theodor

Sehr geehrter Herr Wagner, was Sie da beschreiben, mag man als einsetzende Weisheit interpretieren, wenn ich mir das mit erheblichem Altersvorsprung anmaßen darf zu bemerken. Das Feuer der Jugend ist wichtig, um ins Handeln zu kommen, doch meine Tätigkeit für eine global operierende NGO hat mir bereits seit Anfang der 90er Jahre gezeigt, wie wenig zielführend es ist, dem Aktionismus langfristig Luft zu machen, ohne mit der Zeit immer weiter zu differenzieren und auch selbst innerlich abzukühlen, die Dinge setzen zu lassen. Ich freue mich über die protestierenden Schüler, würde den Protest heute als erwachsener, alter Mensch aber sicher ganz anders angehen, weil sich meine Horizonte und Möglichkeiten verschoben haben. Beides ist wichtig, wir können nur gesamtgesellschaftlich Probleme lösen, wie ein Organismus – und das zu verhindern ist das Ziel aller Spalter und agents provocatuers. Eine Falle, in die man schnell tappt. Sensationen zu schaffen, das konnte die Presse schon immer – bei uns war Axel Springer der große Feind, aber mit Abstand sehe ich heute, dass auch aus den Reihen der Systemfeinde gnadenlos verallgemeinert und an den Haaren herbeikonstruiert wurde und wird. Das Problem ist vielleicht, dass die meisten Wahrheiten auf der Welt weit weniger einfach, weniger „krass“ und weniger befriedigend sind als ihre zurechtgestutzen Klientelvarianten. Der eigentliche Grund meines Kommentars ist dieser: Ich war drauf und dran, mein Nexus-Abo zu kündigen, weil ich eben auch in Ihrem Heft immer wieder vieles lese, das mir – vielleicht dank einer gewissen Altersweisheit, ich gehe auf die 70 zu – zu ideologisch geprägt scheint. Nicht in dem Sinne, dass eine Agenda dahinterstecken würde; eher so, dass die einzelnen AutorInnen nicht reflektiert genug sind und viel Projektion und Annahme mit sich bringen, diese aber nicht immer als solche kennzeichnen, vielleicht, weil sie es nicht besser wissen. Oft ist es auch fachliches Unwissen, gerade im Bereich der Verschwörungstheorie, und mangelndes journalistisches Handwerk. Was mich nun aber doch bei Ihnen gehalten hat, ist der Einschlag, den Sie, Herr Wagner, als Chefredakteur ins Blatt bringen: Offenes Denken, das auch keinen Halt macht vor szenetypischen Denkschranken, eine zunehmende Hinwendung in Richtung konkreter Lösungen, und ein freundlicher, mutiger Ton, der in etwas anderen Farben erstrahlt als Hr. Kirschners (Gott habe ihn selig) stetwährender Fatalismus. In diesem Sinne hoffe ich, Sie bleiben keiner Szene und Filterblase, sondern immer nur sich selbst und der Wahrheit verpflichtet. Der Unterschied ist spürbar. Denken Sie bitte daran, sollten Sie einmal ins Kreuzfeuer von Kritikern oder der eigenen Zweifelsgedanken geraten.
Herzliche Grüße aus Deutschlands altem Norden
Ihr Theodor

26. Oktober 2019, 16:20 Uhr, permalink

Daniel

Freut mich, danke. Das Projekt ist ja von jeher sowohl Herzensangelegenheit als auch Gratwanderung - aber finden Sie erstmal Autoren, die die von Ihnen geschilderten Qualitäten mit sich bringen. Wer die Welt im Innersten durchdrungen hat, heißt es ja in den Weisheitsschriften, der hat gar nichts mehr zu sagen, sondern schweigt.

26. November 2019, 14:36 Uhr, permalink

Johannes Molitor

Guten Tag Herr Wagner
die Impfpflicht in Deutschland betrifft mich persönlich nicht aber Sie stellvertretend für ihre Kinder (so wie auch mich).
Das Argument der drohenden Kinderkrankheit ohne Impfung halte ich persönlich für vorgeschoben - von beiden Seiten.
Ich sehe die Androhung von Gewalt durch den Staat und seiner Organe sowie Ihre drohende Ausgrenzung aus der Gesellschaft auf der einen Seite und das Wohlergehen der Kinder (ohne Impfung) auf der anderen Seite. Ich sehe dass in diesem Spiel enorm viel mit der Angst und Lüge gearbeitet wird. Sie mögen die Angst durchaus als Sorge um die Gesundheit ihrer Kinder wahrnehmen, aber am Ende bleibt es doch nur ein Ausdruck Ihrer persönlichen Angst. Angst die in ihrem Ursprung von anderen Menschen erzeugt und freigesetzt und verteilt wurde. Wäre doch zu schön diese Energien für das Auge sichtbar einfärben zu können. Dann würde man sie einfach wegwischen und alles wäre wieder gut, gell?
Liebe Grüße

27. November 2019, 18:34 Uhr, permalink

Daniel

Ja, an dem Punkt sind wir gerade. Am Ende geht es um Souveränität und Freiheit, nicht um Krankheit. Sie laufen da offene Türen ein.

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