Als wir in die Planungen zum aktuellen Heft einstiegen, hatte ich die Szene genauso vergessen wie den Film „Astronauts Gone Wild“, der 2004 Wellen geschlagen hatte. Sibrel stellt darin mehreren Apollo-Astronauten nach, hält ihnen eine Bibel vor die Nase und fordert sie auf: „Schwören Sie auf die Heilige Schrift, dass Sie tatsächlich auf dem Mond waren!“ Wie viele, meinen Sie, tun es?
Auch Sibrels Vorgänger von 2001, „A Funny Thing Happened on the Way to the Moon“, liefert eine dieser schwer verdaulichen Informationen. Darin spielt er ein Band ab, das einem offiziellen Filmpaket der NASA beilag und anscheinend unabsichtlich hineingerutscht war. In dem als „nicht für die Öffentlichkeit“ gekennzeichneten Filmmaterial sieht man ein kleines Bild der Erde vor schwarzem Hintergrund, während die Astronauten darüber sprechen, bereits auf halbem Weg zum Mond zu sein – am Ende des Bands aber geht das Licht im Cockpit an und man sieht die Herren Astronauten eine Fotofolie aus dem Bullauge nehmen, in dem es nun gleißend leuchtet. Als Sibrel realisiert, was das bedeutet, ist er endgültig sicher: Die Astronauten sind noch immer im Erdorbit und haben ihn nie verlassen – alles, was darüber hinausgeht, muss eine Fälschung sein.
Falls Sie schon auf dem Sprung zum Rechner sind, um beide Videos anzusehen: Sie sind bei YouTube ausgelistet und nicht mehr über die Suchfunktion zu finden – man erreicht sie nur über Direktlinks. Seinen neuesten Streich teilt Sibrel in unserem Leitartikel aus: Er will tatsächlich den Sicherheitschef jener Militärbasis ausfindig gemacht haben, auf der die NASA 1968 ihr Filmstudio eingerichtet und die Mondlandungen gefälscht haben soll – inklusive einer Liste der Personen, die der Show beiwohnten.
Ich weiß nicht, wie Sie die Fäden in Sachen Mondlandung verbinden, aber für mich passt Sibrels Story haargenau in die Lücken, die unsere früheren Artikel zu den Ungereimtheiten um Apollo aufgerissen haben – insbesondere der Kubrick-Artikel aus Heft 31. Aber bin ich restlos überzeugt, dass Uncle Sam nie dort oben war? Einige vermeintliche Widersprüche lösen sich auf, wenn man die Gegenargumente zu den Gegenargumenten konsultiert – um andere Anomalien wiederum winden sich auch die Debunker wie ein Aal. Ich meine ja, dass das Gerangel sich schwer mit einem „oben“ oder „nicht oben“ auflösen lässt, sondern womöglich eine dritte Option braucht.
Die wollen andere schon seit Jahrzehnten ausschöpfen – und von Insidern, die das behaupten, handelt unser zweiter Hauptartikel. Unter Ufologen ist es ein offenes Geheimnis, dass klandestine Zirkel innerhalb des amerikanischen Militärapparats längst die Technik entwickelt haben, um ET zurück nach Hause zu bringen. Das alles läuft unter dem Topos Secret Space Program – geheimes Weltraumprogramm. Doch die Aussagen, die von angeblichen Whistleblowern dieses Programms getätigt werden, sind über die Jahre immer hanebüchener geworden: Eine ganze Raumflotte soll da draußen existieren, inklusive geheimer Basen auf Mond und Mars, in denen Supersoldaten mit dunklen und / oder lichten ETs gemeinsame Sache machen. Was soll man davon halten? Ich freue mich, dass Daniel Loose seine Tastatur abgepustet hat, um sich zurück ins Schlangennest der Ufo-Desinformation zu begeben. In seinem Vorläufer „Die feindliche Übernahme des Ufo-Narrativs“ in Heft 73, dessen Lektüre ich als Aperitif empfehle, hat er schon einige Wortführer der Szene als Märchenonkel entlarvt. Nun nimmt er den Faden in „I don’t WANT TO BELIEVE“ wieder auf.
Glauben ist auch Dr. Cowans Sache nicht – er will wissen. In seinem Artikel „Viren: Wo sind die Beweise?“ sägt er an den Grundpfeilern der Virologie und kondensiert die wichtigsten Argumente derjenigen, die im Mainstream als „Virenleugner“ unter die Räder kommen. Wir sind die Frage, ob wir mit der Erregertheorie grundsätzlich danebenliegen, schon häufiger angegangen, aber auch hier scheint mir eine dualistische Antwort zu simpel. Daher fasse ich gerade ein Interview mit einem Virenkritiker ins Auge – falls bei Ihnen zu diesem Thema auch Fragen im Kopf herumspuken, lassen Sie es mich wissen.
Auch die anderen Artikel werden Ihre Dendriten wieder schön bitzeln lassen und Sie in die Zwischenwelt schubsen, in der ich nun schon ein halbes Leben herumgeistere. Das Land ist listig und unwegsam, aber mich treibt etwas an, das – ausgerechnet – einem Astronauten über die Lippen gekommen ist. Bei seinem Vortrag zum 25-jährigen Geburtstag von Apollo 11 sprach Neil Armstrong, der (angeblich) erste Mann auf dem Mond, von „truth’s protective layers“ – den „Schutzschichten der Wahrheit“. Die müsse man durchdringen, wenn man zu großen Ideen und Durchbrüchen, zum Land des wahren Wissens vorstoßen will.
Für mich ist unser Magazin das Messer, das von der Zwiebel eine Schale nach der anderen abträgt. Und wenn mir vom vielen Schnippeln mal wieder die Augen tränen, dann denke ich: Irgendwo da draußen muss sie doch sein, die Wahrheit.
Oder?
Herzlich,
Ihr Daniel Wagner
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