Digitalisierung treibt Klimawandel voran

Die fortschreitende Digitalisierung könnte die weltweiten Bemühungen zur Reduktion des Energieverbrauchs zunichtemachen, mit denen der Klimawandel aufgehalten werden soll. Digitale Technologien sind laut einer Studie des Thinktanks „The Shift Project“ aus Frankreich nämlich bei Weitem nicht so klima­freundlich wie bisher angenommen.

Die Forscher untersuchten den ökologischen Fußabdruck der Digitaltechnologien anhand eines von den schwedischen Forschern Anders Andrae und Tomas Edler entwickelten Modells aus dem Jahr 2015, zogen für ihre Berechnung aber aktuelle Zahlen heran. Die Autoren der Studie geben zwar selbst an, die Resultate seien sehr unsicher, die Ergebnisse lassen jedoch aufhorchen. Unter anderem, weil die Informations- und Telekommunikationsbranche (ITK) demnach für rund 3,7 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Zum Vergleich: auf die internationale zivile Luftfahrt entfallen etwa 2 Prozent. Und anders als beim Rest der Weltwirtschaft nimmt der Energiebedarf der ITK rapide zu, 2025 könnte der Anteil am weltweiten Treibhausgasausstoß bereits höher liegen als jener von Autos und Motorrädern. Zudem steigt jährlich nicht nur der Energiebedarf der ITK insgesamt, sondern auch der pro produzierter Einheit.

Laut dem Team des Shift Project wird der Energieverbrauch der digitalen Technologien von den Nutzern deutlich unterschätzt. Das liegt zum einen an den immer kleineren Endgeräten, zum anderen an der für den Endnutzer nicht erkennbaren Infrastruktur im Hintergrund, die durch Cloudtechnologien noch weiter verschleiert wird. Für ein fünf Minuten dauerndes YouTube-Video müssten, um den ökologischen Fußabdruck richtig zu berechnen, neben dem Stromverbrauch des Endgeräts auch der Energiebedarf bei dessen Herstellung sowie für den Betrieb von Rechenzentren und Datenleitungen zur Speicherung und Verbreitung der Inhalte herangezogen werden. Die durch die Produktion des Videos entstandenen Emissionen und die Entsorgung der nicht mehr genutzten Geräte wurde in dem Modell noch gar nicht berücksichtigt.

Industrie 4.0, das Internet der Dinge, die zunehmende Begeisterung für Videostreaming sowie die kurzen Lebenszyklen von Smartphones und ähnlichen Geräten verstärken diesen Trend nach Meinung der Wissenschaftler des Shift Projects zukünftig noch. In ihren Augen ist die viel gepriesene Nachhaltigkeit der Digitalisierung mehr als nur zweifelhaft.

Quelle: Heise.de, 07.05.19, https://bit.ly/2V8CYaS

Kommentare

11. Juni 2019, 21:37 Uhr, permalink

rap

Falls Geräte nicht 24/7 laufen ist die Herstellung! der Hardware das größte Problem.
Vor Jahrzehnten gabs in einer c´t mal eine Ökobilanz zur Herstellung eines Komplettrechners.
Die verbrauchte allein 5.500 kWh elektrische Energie! (Primärenergie: mal 3) für die Herstellung.
5.500 kWh entsprechen übrigens größenordnungsmäßig einer menschlichen Lebens!arbeitsleistung (50 Jahre á la 300 d/j und 8h/d).
Entwicklungstechnologisch wird nur noch die Entwicklung der IT (wozu man die primär braucht kann man mal überlegen) hochgefahren, alles andere geht eher zurück. :( :(
Und wenn man mal weiter überlegt ist schlechte (ineffizient, unsicher etc etc) Software einer der größten Ressourcenkiller auf diesem Planeten.

Kommentar schreiben

Folgende Art von Kommentaren sind unerwünscht und werden von uns entfernt:

  • (Schleich-)Werbung jedweder Art
  • Kommentare die nichts zum Thema beitragen
  • Kommentare die der deutschen Sprache nicht gerecht werden
  • Geplänkel mit anderen Kommentarschreibern
  • Kontaktanfragen an die Redaktion (benutzen Sie hierfür bitte das Kontaktformular)

Bitte beachten Sie unsere Datenschutzhinweise

NEXUS Suche

Weitere Artikel dieser Kategorie

NEXUS Magazin Artikel Feed

Alle Artikel-Veröffentlichungen auf nexus-magazin.de

 RSS-Feed abonnieren