Die Welt - eine Computersimulation?

Digit Bew IconLeben wir in einer virtuellen Wirklichkeit? Tatsächlich häufen sich in der Philosophie und den Naturwissenschaften Indizien für diese Annahme: Die Realität scheint sowohl digitaler Natur zu sein als auch von unserem Bewusstsein generiert zu werden.

Was, wenn die Realität nicht so beschaffen wäre, wie wir glauben?

Was, wenn unsere Welt nur ein überdimensionales Videospiel wäre, ähnlich einer Computersimulation?

Ist so etwas möglich? Oder hat der eine oder andere von uns nur zu viele „Matrix“-Filme geschaut?

Die Idee ist nicht so abwegig, wie sie auf den ersten Blick erscheint. In 30 Jahren werden wir in der Lage sein, virtuelle Umgebungen zu erschaffen, die von der Realität nicht mehr zu unterscheiden sind. Nach einigen weiteren Jahrzehnten werden wir sogar physische Wirklichkeiten erschaffen können. Außerdem bewegen wir uns unausweichlich auf eine Verschmelzung mit Maschinen zu. Im Grunde ist es nahezu unmöglich zu sagen, ob wir diesen Punkt nicht schon erreicht haben.

Darüber hinaus häufen sich Hinweise darauf, dass es sich bei unserer Realität tatsächlich um eine Art digitaler Simulation handelt. Die weltweit führenden wissenschaftlichen Forschungsinstitute haben schlüssig nachgewiesen, dass die objektive physische Realität nicht losgelöst von unserem Bewusstsein existiert. Dieser Denkansatz löst viele Fragestellungen, von uralten philosophischen Rätseln bis hin zu wissenschaftlichen oder metaphysischen Anomalien, die sich jahrhundertelang einer Erklärung durch die Forschung entzogen haben. Warum ist das Universum offenbar so fein auf das Leben seine eigene Existenz abgestimmt? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Was ist der Sinn unseres Lebens? In gründlichen wissenschaftlichen Studien ist die Existenz paranormaler Phänomene nachgewiesen worden – aber wie sind diese zu erklären? Wodurch begründen sich quantenmechanische Anomalien wie die Verschränkung, der Quanten-Zeno-Effekt oder die Quanten-Retrokausalität? Wieso triumphiert der Geist über die Materie („mind over matter“)? Ob Sie es glauben oder nicht – die Theorie vom Digitalen Bewusstsein liefert einen Rahmen zur Erklärung all dieser Fragen und noch vieler weiterer.

Der digitale Aspekt dieser Anschauung, die als „digitale Philosophie“ oder „digitale Physik“ bezeichnet wird, ist nicht neu. Er lässt sich bis zu Konrad Zuses Werk „Rechnender Raum“ aus dem Jahr 1969 zurückverfolgen. Seither haben verschiedene Philosophen (wie etwa Nick Bostrom von der Oxford University), Wissenschaftler (beispielsweise Ed Fredkin vom MIT) und Autoren (Philip K. Dick) diese Möglichkeiten näher erkundet. Leider hat die Wissenschaftsgeschichte gezeigt, dass eine neue, fortschrittliche Idee erst nach etwa 30 Jahren von der breiten Allgemeinheit akzeptiert wird. Die These vom digitalen Bewusstsein wird also ähnlich zögerlich aufgenommen wie beispielsweise das Ohm’sche Gesetz oder die Theorien über Höhlenmalereien, Quarks und die kalte Fusion.

Innerhalb der digitalen Philosophie gibt es zwei breite, überschneidungsfreie Ansätze:

  • Die digitale Realität ist deterministisch.
  • Die digitale Realität ist bewusstseinsgesteuert.

In der erstgenannten Variante wären „wir“ lediglich Artefakte der Komplexität eines digitalen Systems. Wir würden gewissermaßen nur zuschauen, wie sich die Erfahrung Bit für Bit entfaltet, ohne mittels eines freien Willens in die Vorgänge eingreifen oder sie kontrollieren zu können.

Beim zweiten Ansatz hingegen erschafft und beeinflusst das Bewusstsein die Wirklichkeit. In Forschungen und Versuchsreihen werden zunehmend Daten erhoben, die diese letztgenannte Sichtweise stützen und somit die Grenzen von Philosophie und Wissenschaft erweitern. Im Folgenden wird dafür der Begriff „Digitale Bewusstseinsphilosophie“ verwendet. Vier Hauptthesen bilden den Kern dieser Theorie:

  1. Das Bewusstsein ist elementar und von grundlegender Bedeutung.
  2. Sämtliche Materie besteht aus Daten;sämtliche Kräftestellen Regeln dar, nach denen diese Daten interagieren.
  3. Die Realität, wie wir sie erleben, ist eine Illusion – gewissermaßen eine Art Simulation. Sie ist so beschaffen, dass wir darin lernen und unser Bewusstsein entwickelnkönnen.
  4. Das „System“ ist digital. Es besteht aus der Gesamtheit aller individuierten bewussten Wesen sowie dem Lernlaboratorium und wird vorangetrieben von einem grundlegenden Prinzip der stetigen Verbesserung.

Um einschätzen zu können, ob unsere Realität tatsächlich auf diese Weise funktioniert, müssen wir das vorhandene Beweismaterial hinsichtlich zweier Aspekte untersuchen:

  1. Ist unsere Realität digital?
  2. Ist das Bewusstsein die primäre Ursache der Realität?

Wir müssen, wie es der britische Philosoph Antony Flew formuliert hat, „den Beweisen folgen, wo immer sie hinführen …“

Ist unsere Realität digital?

Max Tegmark, einem Kosmologen und Mathematiker vom MIT zufolge ist

„in der gesamten Physik noch nie etwas auf mehr als etwa 16 Stellen genau gemessen worden. Es gibt bisher kein einziges Experiment, dessen Ergebnis zwingend die Existenz eines echten Kontinuums erfordern würde oder bei dem die Natur etwas nicht Berechenbares hätte berechnen müssen.“1

Demnach besteht keine Veranlassung a priori anzunehmen, dass die Welt einen kontinuierlichen Charakter hat. Der einzige Hinweis darauf besteht in unserem hochgradig makroskopischen Blick auf die Welt, demgemäß sie uns kontinuierlich zu sein scheint. Von diesem Indiz auf eine stetige Natur der Welt zu schließen, wäre aber etwa so, als würde man aus der Unsichtbarkeit von Atomen deren Nichtexistenz ableiten. Tatsache ist, dass es keinen einzigen Beweis für eine kontinuierliche Realität gibt. Dagegen deutet eine Fülle von Hinweisen auf eine digitale Wirklichkeit hin …

Kommentare

18. Februar 2016, 13:26 Uhr, permalink

Buntes Papier

Als Informatiker kenne ich natürlich diese Überlegungen, die als Modellüberlegung sehr wichtig sind und tatsächlich ernst genommen werden müssen. Dennoch wehre ich mich mit Händen und Füßen dagegen, daß diese Modellüberlegung besonders viel mit unserem realen Leben zu tun haben soll. Mit einem Gedankenmodell oder einem mathematischen Modell können wir uns behelfen, Strukturen und Zusammenhänge die wir in unserer Erfahrungswelt wahrnehmen, besser zu verstehen. Die Realität kann dennoch ganz anders aussehen.

Als Informatiker ist es mir theoretisch möglich, ein so komplexes Computerprogramm zu schreiben, daß man meinen könnte, dieses Programm sei intelligent und bewußt. Das Programm selbst könnte dabei tatsächlich auf die Idee kommen, daß es eine bewußte und komplexe Persönlichkeit repräsentiert.

Es ist sogar möglich, diesen Algorythmus so zu entwerfen, daß er einen irrationalen, also einen sich nie wiederholenden beliebig komplexen Programmablauf ermöglicht. Wir können theoretisch sogar einen Algorythmus entwickeln, der eine Kosmologie abbildet, die um ein vielfaches komplexer ist, als die Kosmologie, in der wir Menschen leben. Wir könnten sehr leicht auf die Idee kommen, daß dies eine echte kosmische Schöpfung darstellt.

Das kann menschliche Eitelkeiten ganz schön faszinieren, aber auch schwer deprimieren.

Solche Gedankengänge entstehen leicht, weil wir einerseits nicht vor den Anfang der kosmischen Schöpfung blicken können und andererseits nicht über das "Ende" des Kosmos hinausschauen können. Das verursacht zwei Brüche in allen Weltbildern die wir uns immer wieder neu zusammenzimmern.

Ich kann mir die Unendlichkeit sehr gut vorstellen. Aber das was vor dem Anfang war und das was nach dem Ende sein wird, das kann ich mir derzeit überhaupt nicht vorstellen.

In einer modellhaften Abstraktion des Lebens kann ich mir also vorstellen, daß wir eine Simulation sind.
Dies steht im Einklang einer elitären philosophischen Ströung, die eine dehumanisierung der Menschheit vertritt.
Wir können dies auch als eine satanische Strömung bezeichnen, weil sie meiner Meinung nach der gesunden und aufbauenden Entwicklung des Menschen großen Schaden zufügen kann.

Ein nicht definierbares Gefühl sagt mir, daß unser Leben etwas völlig anderes ist.
Auch wenn ich nicht weiß, was Leben ist.
Und was fangen wir nun damit an?

Lasst uns gemeinsam lebend das Leben immer wieder neu entdecken!

11. März 2016, 17:48 Uhr, permalink

Gerechtigkeit

Sehr gut kommentiert!!

06. April 2016, 12:21 Uhr, permalink

Thomas Kirschner

@Buntes Papier:
Ich kann deine Bedenken bez. potentieller satanistischer Strömungen im sog. Transhumanistischen Bewegung gut nachvollziehen. Aber wir sollten deshalb nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Wie Frank Tipler schon vor langer Zeit in seinem noch immer sehr, sehr lesenswerten Buch "Die Physik der Unsterblichkeit" darlegt, dürfte eine überlegene Intelligenz sehr bald entdecken, dass altruistisches Verfahren schon allein aus Gründen der Spieltheorie dauerhaft lohnender und daher "besser" ist, als eine unkooperative (und daher auch eine satanistische) Spielweise.
D.h. wahre Intelligenz wird letztlich immer zu Gott finden. Für mich besteht kein Widerspruch in der gleichzeitigen Annahme eines Gottes und der Hypothese, dass dieser Gott seine Schöpfungen in einem digitalen Universum verwirklicht.

23. November 2017, 12:33 Uhr, permalink

Martin

Ein hervorragender Artikel und zu 99% das, woran ich mittlerweile glaube. Der Beweis fällt schwer, vielleicht ist er sogar unmöglich. Denn wenn die Simulation absolut perfekt ist, kann sie nicht als Simulation enttarnt werden.

Meine Theorie ist, dass diese "Software", aus der alles besteht, die alle Realitäten simuliert, sogar das große Ganze ist - etwa, das schon immer da war und immer da sein wird. Wenn es überhaupt Zeit gibt, was ich nicht glaube - in meinen Augen ist Zeit ein Hilfskonstrukt, das uns dabei hilft, die Dinge einzuordnen und das unabdingbar für unser Bewusstsein ist, damit es innerhalb der Simulation funktionieren kann.

Somit folgere ich, dass alles, was existiert, ein Teil des "Großen Ganzen" ist, kein Produkt dessen. Verkürzt gesprochen, sind wir alle ein Bestandteil dessen, was gerne mal als "Gott" bezeichnet wird.

Einige Überlegungen fand ich sehr gut, z.B. die des RLL. Es würde sogar ansatzweise den Sinn des "Lebens" erklären. Auch die Theorie, dass Dinge erst beim Beobachten detailliert ausgearbeitet werden und so zu der Gestalt finden, als die wir sie wahrnehmen und erforschen können, klingt für mich einigermaßen plausibel.

Nur eine einzige Frage habe ich noch: wer hat sich das alles ausgedacht? Und warum? Ich frage schon gar nicht, seit wann es das alles geben könnte, denn Zeit habe ich ja schon fast ausgeschlossen in meinen Überlegungen.

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