Die Welt - eine Computersimulation?

Digit Bew IconLeben wir in einer virtuellen Wirklichkeit? Tatsächlich häufen sich in der Philosophie und den Naturwissenschaften Indizien für diese Annahme: Die Realität scheint sowohl digitaler Natur zu sein als auch von unserem Bewusstsein generiert zu werden.

Ist das Bewusstsein die treibende Kraft hinter der Realität?

Die Natur des Bewusstseins ist die zweite Beweiskategorie, die im Rahmen einer ganzheitlichen Annäherung an die Realität zu betrachten ist. Wie im Fall der digitalen Wirklichkeit findet man auch hierbei wertvolle Hinweise. Diese deuten darauf hin, dass das Bewusstsein keine Eigenschaft des Gehirns ist, sondern vielmehr die treibende Kraft hinter unserer Realität darstellt. Darüber hinaus ergibt sich eine Schlussfolgerung von grundlegender Bedeutung, welche uns von der Physik zur Philosophie bringt: die Vorstellung von der Existenz eines transzendenten evolutionären Systems.

Der Beobachter-Effekt

Der Beobachtereffekt sowie die Experimente, bei denen dieser zutage tritt, könnten sich als Nachweis der Richtigkeit der Digitalen Bewusstseinsphilosophie herausstellen. Die Ursprünge dieses Beweismaterials gehen zurück bis zum Doppelspaltexperiment, das Thomas Young im Jahr 1801 durchführte. Young wollte dabei die Frage klären, ob Licht ein Wellenphänomen ist oder aus Teilchen besteht. Im Experiment traf annähernd kohärentes Licht auf ein Hindernis, in dem sich zwei kleine Spalte befanden. Die Lichtanteile passierten die Spalten und trafen dahinter auf einen fotoelektrischen Schirm. Weil sich auf diesem Schirm ein Interferenzmuster zeigte, schien der Wellencharakter des Lichts bewiesen zu sein.

Doch Einstein zeigte im frühen 20. Jahrhundert mit Experimenten zum fotoelektrischen Effekt, dass sich Licht mitunter auch wie Teilchen verhält.6 Dies ist der Fall, wenn es mit Materie in diskreten Energiequanten interagiert, die man später „Photonen“ nannte. Dieser ambivalente Charakter des Lichtes ist als „Welle-Teilchen-Dualismus“ bekannt. Licht verhält sich also manchmal wie eine Welle und manchmal wie Teilchen. Richtiger gesagt: Licht trägt zu jedem Zeitpunkt beide Eigenschaften in sich, doch welches „Gesicht“ man im Experiment beobachten kann, hängt vom Experiment ab. Wie sich herausstellte, sind auch Elektronen und andere subatomare Partikel von diesem Phänomen betroffen.

In immer komplexeren Doppelspaltexperimenten zeigten sich noch faszinierendere und überraschendere Phänomene. So stellte man zum Beispiel fest, dass ein auf den Schirm abgeschossenes Elektron gleichzeitig durch beide Spalte hindurchgeht. Dieser Effekt ist als quantenmechanische Überlagerung bekannt. Der populärste Erklärungsansatz hierzu besagt, dass ein Elektron nur in einem Raum von „Wahrscheinlichkeiten“ für potenzielle Aufenthaltsorte existiert. Erst der Messvorgang, mit dem man bestimmt, welchen Spalt ein bestimmtes Elektron tatsächlich durchquert, verursacht das „Kollabieren“ der Wahrscheinlichkeitsfunktion in die Realität und damit eine eindeutige Positionierung des Elektrons. Mit einem Male verändert sich das Resultat des Experimentes – es scheint nun, als wären die Elektronen ausschließlich Teilchen und das Interferenzmuster auf dem Schirm verschwindet. Es ist demnach der Vorgang des bewussten Beobachtens, welcher das Ergebnis des Versuches verändert. Dieses Phänomen, das man den Beobachtereffekt nennt, gibt den Wissenschaftlern nun schon seit Jahrzehnten Rätsel auf.

Die meisten Forscher versuchen, den Beobachtereffekt mit ihrem vorgefassten Realitätsbild – dem objektiven Materialismus – in Einklang zu bringen, indem sie verborgene Variablen, Messgerätinterferenzen und ähnliche Argumente anbringen. Doch all diese Thesen wurden nacheinander gründlich widerlegt. Es hat den Anschein, als würde die Welt erst zu existieren beginnen, wenn sie bewusst beobachtet wird – zumindest im mikroskopischen Bereich. Physiker des österreichischen Instituts IQOQI konnten diesen Ansatz im Jahre 2008 noch weiter fortführen. Sie ermittelten, dass eine objektive Realität mit einer Sicherheit von 80 Größenordnungen nicht existiert. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit eines fehler- oder zufallsbedingten Irrtums in dieser Frage 1:1080 beträgt.7 Für meinen Bedarf ist diese Sicherheit ausreichend.

Aber was geht nun eigentlich tatsächlich vor sich?

Die Theorie vom digitalen Bewusstsein liefert uns, gestützt auf zwei grundlegende Annahmen, eine unmittelbare Erklärung für den Beobachter-Effekt.

  1. Elektronen, Photonen und alle anderen Partikel – letztlich also alles, was in unserem Kosmos existiert – sind in Wirklichkeit reine Information. Diese Information beschreibt, wie sich (beispielsweise) ein Elektron in jeder denkbaren Situation verhält, mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich in die eine oder andere Richtung bewegt und wie es seine Anwesenheit gegenüber unserer Sinneswahrnehmung offenbart. Zusammen mit den Gesetzmäßigkeiten, die innerhalb der Realität gelten, bestimmen diese Informationen vollständig die Erscheinungsweisen des Elektrons als Teilchen bzw. als Welle. Das Elektron ist in Wirklichkeit weder das eine noch das andere – es ist ausschließlich Information. Den jeweiligen Umständen entsprechend zeigt es uns mal das eine und mal das andere „Gesicht“ und vermittelt uns den entsprechenden Sinneseindruck.
  2. Das allumfassende kosmische Programm, das unsere Realität zu steuern scheint, kennt auch den Bewusstseinszustand eines jeden mit einem freien Willen ausgestatteten Beobachters innerhalb dieser Realität. Demnach ist das Verhalten eines Elektrons unter Beobachtung problemlos als Funktion dieses Beobachtungsvorgangs erklärbar.

Mit diesen beiden Grundgedanken ergeben sich sowohl der Beobachtereffekt als auch sein naher Verwandter, die „Quantenverschränkung“, innerhalb der Digitalen Bewusstseinstheorie gewissermaßen als Erfordernisse. Betrachten wir das Problem einmal anders herum. Wenn sich jemand daran machte, ein Simulationsprogram meines ganzen Universums zu entwerfen – welche Merkwürdigkeiten würde ein möglichst effizientes Softwaredesign mit sich bringen?

Stünde ich selbst vor dieser Aufgabe, würde ich die Daten auf eine dynamische, rationelle Weise modellieren. Weniger sinnvoll wäre es, beispielsweise den Teil des Raumes, welcher von keinem bewussten Wesen innerhalb der Simulation beobachtet wird, schon im Vorfeld auszugestalten. Dies würde unnötigerweise viele Ressourcen verbrauchen.

Ein effizientes Programm würde die hochauflösende Wirklichkeit vielmehr erst bei Bedarf, also dynamisch, erzeugen – beispielsweise wenn ein Gegenstand unter dem Mikroskop betrachtet wird. In ähnlicher Weise müsste das Programm Eigenschaften für ein subatomares Teilchen generieren, sobald jemand diesen Partikel auf der Quantenebene untersuchen würde. Die vorherige Wahrscheinlichkeitsfunktion bräche dabei sozusagen zusammen. Aber gehen wir noch weiter: Von diesem Zeitpunkt an könnte das Verhalten des Teilchens vollständig und für alle Zeit von der Software gesteuert werden, einem endlichen Automaten gleich. Nachdem das Teilchen einmal beobachtet worden ist, stellt sich die Frage: Warum sollte das Programm dieses „Automaten“ gelöscht werden? Schließlich ist es sehr wahrscheinlich, dass das Teilchen in Zukunft erneut beobachtet werden wird. Diese effiziente Funktion des „Hineinzoomens“ in die Realität würde zu genau jenen Phänomenen führen, die von den Quantenphysikern beobachtet werden. Sowohl der Beobachtereffekt als auch die „Quantenverschränkung“ wären auf diese Weise erklärt.

Kommentare

18. Februar 2016, 13:26 Uhr, permalink

Buntes Papier

Als Informatiker kenne ich natürlich diese Überlegungen, die als Modellüberlegung sehr wichtig sind und tatsächlich ernst genommen werden müssen. Dennoch wehre ich mich mit Händen und Füßen dagegen, daß diese Modellüberlegung besonders viel mit unserem realen Leben zu tun haben soll. Mit einem Gedankenmodell oder einem mathematischen Modell können wir uns behelfen, Strukturen und Zusammenhänge die wir in unserer Erfahrungswelt wahrnehmen, besser zu verstehen. Die Realität kann dennoch ganz anders aussehen.

Als Informatiker ist es mir theoretisch möglich, ein so komplexes Computerprogramm zu schreiben, daß man meinen könnte, dieses Programm sei intelligent und bewußt. Das Programm selbst könnte dabei tatsächlich auf die Idee kommen, daß es eine bewußte und komplexe Persönlichkeit repräsentiert.

Es ist sogar möglich, diesen Algorythmus so zu entwerfen, daß er einen irrationalen, also einen sich nie wiederholenden beliebig komplexen Programmablauf ermöglicht. Wir können theoretisch sogar einen Algorythmus entwickeln, der eine Kosmologie abbildet, die um ein vielfaches komplexer ist, als die Kosmologie, in der wir Menschen leben. Wir könnten sehr leicht auf die Idee kommen, daß dies eine echte kosmische Schöpfung darstellt.

Das kann menschliche Eitelkeiten ganz schön faszinieren, aber auch schwer deprimieren.

Solche Gedankengänge entstehen leicht, weil wir einerseits nicht vor den Anfang der kosmischen Schöpfung blicken können und andererseits nicht über das "Ende" des Kosmos hinausschauen können. Das verursacht zwei Brüche in allen Weltbildern die wir uns immer wieder neu zusammenzimmern.

Ich kann mir die Unendlichkeit sehr gut vorstellen. Aber das was vor dem Anfang war und das was nach dem Ende sein wird, das kann ich mir derzeit überhaupt nicht vorstellen.

In einer modellhaften Abstraktion des Lebens kann ich mir also vorstellen, daß wir eine Simulation sind.
Dies steht im Einklang einer elitären philosophischen Ströung, die eine dehumanisierung der Menschheit vertritt.
Wir können dies auch als eine satanische Strömung bezeichnen, weil sie meiner Meinung nach der gesunden und aufbauenden Entwicklung des Menschen großen Schaden zufügen kann.

Ein nicht definierbares Gefühl sagt mir, daß unser Leben etwas völlig anderes ist.
Auch wenn ich nicht weiß, was Leben ist.
Und was fangen wir nun damit an?

Lasst uns gemeinsam lebend das Leben immer wieder neu entdecken!

11. März 2016, 17:48 Uhr, permalink

Gerechtigkeit

Sehr gut kommentiert!!

06. April 2016, 12:21 Uhr, permalink

Thomas Kirschner

@Buntes Papier:
Ich kann deine Bedenken bez. potentieller satanistischer Strömungen im sog. Transhumanistischen Bewegung gut nachvollziehen. Aber wir sollten deshalb nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Wie Frank Tipler schon vor langer Zeit in seinem noch immer sehr, sehr lesenswerten Buch "Die Physik der Unsterblichkeit" darlegt, dürfte eine überlegene Intelligenz sehr bald entdecken, dass altruistisches Verfahren schon allein aus Gründen der Spieltheorie dauerhaft lohnender und daher "besser" ist, als eine unkooperative (und daher auch eine satanistische) Spielweise.
D.h. wahre Intelligenz wird letztlich immer zu Gott finden. Für mich besteht kein Widerspruch in der gleichzeitigen Annahme eines Gottes und der Hypothese, dass dieser Gott seine Schöpfungen in einem digitalen Universum verwirklicht.

23. November 2017, 12:33 Uhr, permalink

Martin

Ein hervorragender Artikel und zu 99% das, woran ich mittlerweile glaube. Der Beweis fällt schwer, vielleicht ist er sogar unmöglich. Denn wenn die Simulation absolut perfekt ist, kann sie nicht als Simulation enttarnt werden.

Meine Theorie ist, dass diese "Software", aus der alles besteht, die alle Realitäten simuliert, sogar das große Ganze ist - etwa, das schon immer da war und immer da sein wird. Wenn es überhaupt Zeit gibt, was ich nicht glaube - in meinen Augen ist Zeit ein Hilfskonstrukt, das uns dabei hilft, die Dinge einzuordnen und das unabdingbar für unser Bewusstsein ist, damit es innerhalb der Simulation funktionieren kann.

Somit folgere ich, dass alles, was existiert, ein Teil des "Großen Ganzen" ist, kein Produkt dessen. Verkürzt gesprochen, sind wir alle ein Bestandteil dessen, was gerne mal als "Gott" bezeichnet wird.

Einige Überlegungen fand ich sehr gut, z.B. die des RLL. Es würde sogar ansatzweise den Sinn des "Lebens" erklären. Auch die Theorie, dass Dinge erst beim Beobachten detailliert ausgearbeitet werden und so zu der Gestalt finden, als die wir sie wahrnehmen und erforschen können, klingt für mich einigermaßen plausibel.

Nur eine einzige Frage habe ich noch: wer hat sich das alles ausgedacht? Und warum? Ich frage schon gar nicht, seit wann es das alles geben könnte, denn Zeit habe ich ja schon fast ausgeschlossen in meinen Überlegungen.

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